Aus Mühlviertler Ort wurde ein einziger See

Spezial / 04.06.2013 • 21:34 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Pirna. Auch in den Nachbarländern ist die Hochwasserkatastrophe noch nicht zu Ende. Im ostdeutschen Pirna (Foto) trat beispielsweise die Elbe über die Ufer und setzte das gesamte Stadtzentrum unter Wasser. Foto: Reuters
Pirna. Auch in den Nachbarländern ist die Hochwasserkatastrophe noch nicht zu Ende. Im ostdeutschen Pirna (Foto) trat beispielsweise die Elbe über die Ufer und setzte das gesamte Stadtzentrum unter Wasser. Foto: Reuters

Hochwasser in Oberösterreich: Bewohner mussten sich auf die Hausdächer retten.

Linz. Krisenstimmung herrschte gestern angesichts des Hochwassers im Bezirk Urfahr-Umgebung im oberösterreichischen Mühlviertel: In Walding retteten sich Menschen vor den Fluten auf Hausdächer. In Feldkirchen mussten zahlreiche Gebäude evakuiert werden. Laut Feuerwehr waren rund 200 Personen betroffen. Ein Damm, der in Ottensheim Probleme bereitet hatte, konnte gesichert werden.

„Es schwimmt alles, das ist ein einziger See“, schilderte ein Augenzeuge, der darauf wartete, dass ihn die Feuerwehr mit einem Boot abholte. In der Nacht habe sich die Lage verschärft. Gestern hätten noch zwei Nachbarn dort, wo normalerweise eine Straße vorbeiführt, augenzwinkernd um einen Karpfen gestritten, berichtete der Mann, der nun vorübergehend bei Freunden unterkommt.

90-jährige Frau wiederbelebt

Das große Aufräumen war in Schärding angesagt. Insgesamt 540 Personen – 250 Soldaten, 250 Feuerwehrleute und zahlreiche freiwillige Helfer – begannen damit, die Schäden zu beseitigen. Eine 90-Jährige, die am Montag wiederbelebt werden musste, war gestern nach Auskunft des Spitals nach wie vor in kritischem Zustand. Sie lag auf der Intensivstation. Das Haus der betagten Frau war per Auto nicht mehr erreichbar gewesen, die Feuerwehr hatte die Retter mit einer Zille hingebracht.

Die Voestalpine musste gestern früh in ihrem Linzer Stammwerk Anpassungen beim Betrieb vornehmen, da es Probleme mit der Energieversorgung gab. Das Wasser sei in der Nacht weiter angestiegen und nur mehr knapp unter der kritischen Marke gelegen, so Pressesprecher Peter Felsbach. Damit habe man nicht gerechnet. Da sich die Situation am Vormittag besserte und die Pegel etwas zurückgingen, musste die Produktion nicht zurückgefahren werden. Es seien reine Vorsichtsmaßnahmen gewesen, betonte Felsbach.

Keine Entspannung in Sicht

„Entspannung ist noch lange nicht in Sicht“, betonte ein Mitarbeiter des Hydrografischen Dienstes des Landes. Einzig in Schärding wurde weiter ein stark fallender Pegelstand gemessen. In Grein, an der Landesgrenze zu Niederösterreich, stieg das Wasser nach wie vor. Der pro­gnostizierte Höchststand von 14,80 Meter wurde dort für die Abendstunden erwartet.

Geburt im Rettungsauto

Glück im Unglück hatte indes eine junge Mutter: Da das Rettungsauto wegen des Hochwassers nur sehr langsam vorankam, musste die Uttendorferin (OÖ) ihre Tochter im Rotkreuz-Wagen am Marktplatz zur Welt bringen. Die Mutter und das Baby sind wohlauf, teilte das Rote Kreuz in einer Presseaussendung mit.

Eine Entspannung der Lage ist noch lange nicht in Sicht.

Landesbeamter
Walding. Bewohner retteten sich auf das Hausdach. Foto: APA
Walding. Bewohner retteten sich auf das Hausdach. Foto: APA
Uttendorf. Weil das Rettungsauto nicht vorankam, brachte eine junge Oberösterreicherin ihr Kind im Fahrzeug zur Welt. Foto: OÖRK
Uttendorf. Weil das Rettungsauto nicht vorankam, brachte eine junge Oberösterreicherin ihr Kind im Fahrzeug zur Welt. Foto: OÖRK
Schladming. Auch in der Steiermark gibt es Hochwasser: Bei Schladming musste die Feuerwehr ein Pferd aus der Enns retten. Foto: APA
Schladming. Auch in der Steiermark gibt es Hochwasser: Bei Schladming musste die Feuerwehr ein Pferd aus der Enns retten. Foto: APA

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