„Straße wurde zu reißendem Fluss“

Spezial / 04.06.2013 • 21:34 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Überschwemmungen in Kritzendorf: Häuser mussten evakuiert werden, der Strom wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Foto: APA
Überschwemmungen in Kritzendorf: Häuser mussten evakuiert werden, der Strom wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Foto: APA

Bewohner der Auen in Klosterneuburg und Kritzendorf kämpfen mit den Wassermassen.

Klosterneuburg. Rund 1000 Häuser in den Feriensiedlungen von Klosterneuburg und Kritzendorf stehen leer. Die Bewohner mussten das Auengebiet der Donaugemeinden, die rund 20 Kilometer nördlich von Wien entfernt liegen, verlassen. Der Strom wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.

Vor wenigen Jahren noch – bevor der neue Hochwasserschutz gebaut wurde – wäre auch der Ortskern von Klosterneuburg von den Überschwemmungen betroffen gewesen, erzählen drei ältere Herren, die mit ihren Gummistiefeln schon fast im Wasser stehen und die Hochwassersituation gemeinsam analysieren. Nur ein paar Schritte weiter ist die Straße bereits völlig überflutet. Die Zille, die noch auf dem geteerten Boden liegt, bleibt bis auf Weiteres ungenutzt. Die Gast­ronomin Manusche Prenka steht daneben und blickt auf die Wassermassen. Ihre Bar, das „Uferhaus“, befindet sich direkt an der Donaulände und bereits unter Wasser: „Es war beängstigend, als sich am Samstag die Straße in einen ein Meter tiefen, reißenden Fluss verwandelt hatte.“ Sie habe versucht, alles „in die Höhe“ zu retten: die Einrichtung, Palmen und sonstige Habseligkeiten. Obwohl man an der Donau mit einem Hochwasser rechnen müsse, „ist es eine Katastrophe“, erinnert sich Prenka an das letzte Mal, 2002, zurück: „Zuerst kämpft man mit dem Wasser, dann mit dem Sand, vieles ist zerstört, und dann kommen die Gelsen. Und diejenigen, die in dem überschwemmten Gebiet wohnen, trifft es natürlich am schlimmsten.“

Nur noch drei oder vier Menschen harren in ihren Häusern aus, um „den Schaden in Grenzen zu halten“, wie Reinhard Schulz erklärt. Schon zwei Tage hatte er in der Siedlung ohne Strom gelebt. Jetzt sei es ihm zu kalt geworden. „Im Garten steht das Wasser schon bei 1,5 Metern, im Wohnbereich bei 20 Zentimetern. Das wird ein Totalschaden“, so Schulz. Der 65-Jährige wirkt dennoch gefasst. Schließlich sei das schon das siebte Hochwasser in 40 Jahren, bei dem es „zu einer Gartenverwüstung“ gekommen sei. Dass er das Wasser im Haus hatte, kam bisher nur 2002 vor. Die anderen „höheren Wässerchen“ zähle er gar nicht mehr mit. Denn mittlerweile habe er eine gewisse Routine.

Schulz befürchtet, dass die Überschwemmungen heute bereits höher sein könnten als 2002. Die vergangene Nacht hatte er deshalb bei Freunden verbracht. Am Vormittag gehe er aber wieder zurück zu seinem Haus – Schaden begrenzen, wie er sagt.

In 40 Jahren habe ich hier schon sieben Hochwasser miterlebt.

Reinhard Schulz
Straßen in Kritzendorf stehen komplett unter Wasser. Foto: APA
Straßen in Kritzendorf stehen komplett unter Wasser. Foto: APA

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