Flug MH370 endete über Indischem Ozean

Spezial / 24.03.2014 • 22:29 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Empörung lösten auch die vielen Medienvertreter aus. Sie machen in dem Hotel geradezu Jagd auf die trauernden Verwandten. Fotos: Reuters
Empörung lösten auch die vielen Medienvertreter aus. Sie machen in dem Hotel geradezu Jagd auf die trauernden Verwandten. Fotos: Reuters

Das letzte Signal wurde laut der Satellitenfirma Inmarsat westlich von Perth aufgefangen.

Kuala Lumpur, Perth. „Mit Bedauern und tiefer Betroffenheit muss ich Sie informieren, dass Flug MH370 nach diesen neuen Daten über dem südlichen Indischen Ozean geendet hat“, sagte Regierungschef Najib Razak. Für Dienstag kündigte er weitere Details an. Das Wort Absturz benutzte der Regierungschef selbst nicht. Er machte aber deutlich, dass es keine Hoffnung für die Menschen an Bord gebe.

Völlig unklar ist nach wie vor, warum die Maschine am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Kurs abwich und warum die Kommunikationssysteme an Bord ausfielen. Die Polizei in Malaysia ermittelt wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus. Die Ermittler haben aber einen technischen Fehler an Bord nicht ausgeschlossen. Weil die wahrscheinliche Absturzstelle in internationalen Gewässern liegt, wird Malaysia als Heimatstaat des Flugzeugs die weiteren Ermittlungen leiten.

Treibgut gesichtet

Die neue Ortung stammt von der Satellitenfirma Inmarsat, die die letzten elektronischen Signale der Boeing mit 239 Menschen an Bord aufgefangen hatte, sagte Najib. Inmarsat hatte zunächst von Malaysia aus einen möglichen nördlichen und einen südlichen Flugkorridor ausgemacht. Weil keines der Länder entlang dem nördlichen Korridor die Maschine auf Radar entdeckte, konzentrierte sich die Suche seit einer guten Woche bereits auf den Indischen Ozean. Dort entdeckte die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs am Montag grüngraues und orangefarbenes Treibgut, das zu der Boeing 777-200 gehören könnte. Das Versorgungsschiff „HMAS Success“ war in der Region und nutzte die letzten Stunden mit Tageslicht, um die Wasseroberfläche abzusuchen. „Die gesamte Crew hält Ausschau“, twitterte die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa). Sobald Wrackteile eindeutig identifiziert sind, können Meeresforscher anhand der Strömungsmodelle feststellen, wo die Maschine ins Wasser getaucht sein muss. Die Zeit drängt: Die Blackbox, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet, funkt etwa 30 Tage lang ein Signal. Das ist nach Angaben von Experten noch aus mehr als 4000 Metern Wassertiefe zu empfangen – so tief dürfte das Meer in dem angenommenen Absturzgebiet sein.

Es ist eine Region weitab von jeder Landemöglichkeit.

Najib Razak, Regierungschef
Flug MH370 endete über Indischem Ozean
Flug MH370 endete über Indischem Ozean
Empörung lösten auch die vielen Medienvertreter aus. Sie machen in dem Hotel geradezu Jagd auf die trauernden Verwandten. Fotos: Reuters
Empörung lösten auch die vielen Medienvertreter aus. Sie machen in dem Hotel geradezu Jagd auf die trauernden Verwandten. Fotos: Reuters

Chronologie einer Suche

8. März. Die Airline teilt mit, der Kontakt zu der Boeing 777-200 sei kurz nach dem Start abgebrochen. Das Flugzeug mit vielen chinesischen Passagieren war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Im Seegebiet vor Vietnam beginnt eine multinationale Suche.

9. März. Von der Maschine fehlt weiter jede Spur. Es gebe Anzeichen dafür, dass das Flugzeug vor dem Verschwinden umgekehrt sei, sagen Ermittler. Ein möglicher Terroranschlag gerät in den Blick, weil zwei Passagiere mit gestohlenen europäischen Pässen eincheckten.

10. März. Experten identifizieren einen der verdächtigen Passagiere. Es gebe keine Anzeichen für einen Anschlag, heißt es.

11. März. Die verdächtigen Passagiere sind Ermittlern zufolge Iraner, die mit gestohlenen Pässen nach Europa gelangen wollten. Der Krisenstab weitet das Suchgebiet auf die Meer­enge von Malakka vor der Westküste Malaysias aus. Die Gegend liegt fernab der eigentlichen Route.

12. März. Das malaysische Militär hat vor der Westküste kurz nach dem Verschwinden der Maschine ein Flugzeug auf dem Radar gesehen. Ob es sich um die vermisste Boeing handelte, bleibt unklar.

13. März. Das „Wall Street Journal“ meldet unter Berufung auf Experten, die Maschine sei noch Stunden nach dem letzten Kontakt weitergeflogen. Malaysias Verkehrsminister dementiert den Bericht.

14. März. Die Suche konzentriert sich stärker auf den Indischen Ozean – Hunderte Kilometer westlich der ursprünglichen Flugroute.

15. März. Die Ermittler gehen inzwischen eher von Sabotage als von einem Unfall aus. Nach dem letzten Radarkontakt sei die Boeing noch sieben Stunden auf neuem Kurs geflogen. Höchstwahrscheinlich wurden Kommunikationssysteme absichtlich abgeschaltet, heißt es.

16. März. Es wird nun offiziell wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus ermittelt, wie Malaysias Polizeichef berichtet. Besatzung und Passagiere stünden verstärkt im Fokus.

17. März. Es läuft eine neue Suche entlang zweier Routen an, die die verschollene Maschine geflogen sein könnte.

18. März. Die Richtungsänderung sei mit hoher Wahrscheinlichkeit im Cockpit programmiert worden, berichtet die „New York Times“. Nach Angaben des malaysischen Verkehrsministers ist unklar, wann genau das Kommunikationssystem der Boeing abgeschaltet wurde. Er widerruft damit frühere Aussagen.

19. März. Der US-Sender NBC berichtet, die Kursänderung sei bereits vor der verbalen Abmeldung der Piloten in den Bordcomputer eingegeben worden. Der Chef der malaysischen Zivilluftfahrt dementiert das.

20. März. Experten des australischen Geheimdienstes entdecken auf Satellitenaufnahmen vom 16. März mögliche Wrackteile.

21. März. Trotz intensiver Suche in der abgelegenen Region des Indischen Ozeans bleibt die Boeing verschollen.

22. März. Es wird bekannt, dass ein chinesischer Satellit am 18. März im Suchgebiet mögliche Wrackteile erspäht hat.

23. März. Frankreich veröffentlicht ein Satellitenbild, das vielleicht Flugzeugteile im Meer zeigt.

24. März. Die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs entdeckt zwei mögliche Wrackteile.

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