Im Kampf für Freiheit gefallen

Der Widerstand in Vorarlberg hatte viele Gesichter. Er nahm schon früh Formen an.
SCHWARZACH. Die Bilder von der Machtübernahme der Nationalsozialisten und des Hakenkreuz-Fahnenmeers in Dornbirn sind hinlänglich bekannt. Sie zeigen, dass Österreich – und damit auch Vorarlberg – kein Opfer war, sondern Täter. Aber nicht alle machten mit. Vereinzelt regte sich schon früh Widerstand. Auch in Dornbirn.
Schon im Jahr 1940 nahm die Gestapo erstmals in Vorarlberg eine Widerstandsgruppe hoch. Der Dornbirner Schlosser Wilhelm Himmer versuchte ab 1939 zusammen mit dem in der Schweiz lebenden Deutschen Max Oberholzer, eine Aktionistische Kampforganisation (AKO) aufzubauen. Die AKO verfügte über ein neun Punkte starkes Programm für die Mitglieder. Zum Beispiel Punkt drei: „Aktionen sind nach Möglichkeit erst der Leitung zur Prüfung vorzuschlagen. Wilde Aktionen sind nach Möglichkeit zu vermeiden, doch sollen günstige Gelegenheiten rücksichtslos ausgenützt werden.“ Zu Anschlägen und Sabotageakten kam es allerdings nicht mehr. Himmers Aktionen blieben der Gestapo nicht verborgen. Er wurde festgenommen und am 8. Juli 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Andere Mitglieder der AKO wurden ebenfalls festgenommen, nicht alle überlebten.
Der Armenanwalt
Einer der bedeutendsten Menschen im Vorarlberger Widerstand war der Satteinser Johann August Malin mit seiner „Gruppe Malin.“ Er galt schon vor dem Krieg als Anwalt der Armen und half auch nach Kriegsbeginn den ärmeren Menschen. Hilfesuchenden wurde geraten: „Geh doch zum Malin.“ Seine Exkursionen als Geologe führten ihn in Vorarlberger Berggebiete, sodass ihn auch die dortige Bevölkerung als Ratgeber und Mann, der über die politische Situation Bescheid wusste, schätzte. Aus diesen Gebieten wurde er allerdings auch denunziert, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Zudem war der Sozialdemokrat und Gewerkschafter als „quasi halböffentliches antifaschistisches Auskunftsbüro in Feldkirch auch den NS-Behörden nicht verborgen geblieben“, wie der Vorarlberger Historiker Meinrad Pichler schreibt. Ein weiblicher Spitzel gab schließlich Auskunft über seine Gruppe und Diskussionszirkel. Nach der Verhaftung blieb er standhaft. Er verriet trotz Verhöre in Feldkirch und München keinen Mitstreiter. An Malin wurde ein Exempel statuiert, er wurde am 10. November 1942 in München-Stadelheim hingerichtet. Seine Gruppe war für die Nationalsozialisten deshalb so gefährlich, weil es Malin verstand, Menschen mit allen Weltanschauungen zu vereinen.
Kampf bis zum Ende
In den letzten Tagen des Krieges nahmen sowohl Widerstandsaktivitäten als auch deren Bekämpfung zu. In Bludenz, Bürs und St. Gallenkirch kam es durch NS-Funktionäre zu Übergriffen auf Menschen wie Jakob Borg in Bludesch, der sich weigerte, Einquartierungen in seinem Haus zuzustimmen.
Am 1. Mai 1945 ereignete sich eine Tragödie an der Lauteracher Brücke. Leutnant Anton Renz aus Bregenz wollte mit dem Tiroler Helmut Falch verhindern, dass die Brücke gesprengt wird. Eine SS-Einheit bekam davon Wind und brachte die beiden zum Stabsquartier ins Gasthaus „Zum Kreuz“ nach Lauterach. Nach kurzem Verhör wurden sie erschossen und in eine Jauchegrube geworfen.
In Langenegg fanden am selben Tag sechs Männer den Tod. SS-Einheiten hatten die Holzbrücke Langenegg-Müselbach angezündet. Einige Langenegger nahmen darauf örtliche NSDAP-Funktionäre fest und sperrten sie in eine Sennerei. Gegen 18 Uhr traf eine SS-Einheit ein, es kam zu einem ersten Feuergefecht. Um 19.30 Uhr folgte eine weitere, 44 Mann starke Einheit, welche die Sennerei einkesselte. Das Dorf war zu diesem Zeitpunkt bereits mit rot-weiß-roten und weißen Fahnen beflaggt. Beim Feuergefecht kamen sechs Langenegger ums Leben: Josef Nußbaumer, Robert Bader, Innozenz Bader, Otto Bechter, Martin Gmeiner und Adolf Schwärzler.
Dies sind nur vier Beispiele, die exemplarisch für den Widerstand in Vorarlberg stehen. Viele Menschen bezahlten ihren Kampf für die Freiheit mit dem Tod.
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