Prachtvoll?

Nenzing. 6,90 Euro für ein Mittagsbüffet! Geht das überhaupt? Ist es auch genießbar? Wie sieht
die Kalkulation aus, dass sich so etwas rechnet?
Zur ersten Frage: Ja, es geht. Wir besuchten das Chinarestaurant „Pracht“. Von außen nicht sehr einladend – das Lokal befindet sich im ehemaligen Hotel Marmota an der Bundesstraße in Nenzing. Das Gebäude hat die besten Jahre schon sehr lange hinter sich. Das Restaurant selber wurde von der Gastgeberfamilie Jiang, die das Lokal schon seit 1986 führt, im Jahr 2008 umgebaut und erstrahlt in einem gemäßigt chinesischen Ambiente. Chinesische Akzente dominieren zwar, aber der Gast wird nicht durch eine Unmenge an Drachen, Löwen, Fächern und chinesischer Schnitzerei erschlagen.
Neben einer großen Karte wie in den meisten Chinarestaurants bietet das Pracht auch ein Mittagsbüffet für 6,90 Euro an. Am Wochenende ist das Büffet für 11,90 Euro zu haben. Peking-Ente gibt es auf Vorbestellung.
Obwohl das Mittagsbüffet mit einer Vielzahl von appetitlich präsentierten Speisen aufwartete, entschieden wir uns für Gerichte von der Karte und ein Mittagsmenü, zu dem entweder eine Frühlingsrolle oder eine Pikant-Sauer-Suppe serviert wird. Wir bestellten Rindfleisch Szechuan (7,90 Euro – Menü), gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch und Gemüse (8,50 Euro) sowie „Vier Schätze“ (7,90 Euro) aus der vegetarischen Ecke. Als Vorspeise wählte meine Begleitung entgegen meiner Empfehlung einen gemischten Salat (3,50 Euro), ich entschied mich für eine Pikant-Sauer-Suppe.
Nun zur Frage zwei, ob das Ganze auch genießbar war. Ja, war es! Der Salat war nicht der Hammer. Dies war aber zu erwarten, und es haben ja nicht viele die Idee, beim Chinesen einen solchen zu bestellen. Die Suppe war gut, die Hauptgerichte noch besser. Frisches Gemüse, gut abgeschmeckte Saucen. Einzig das Fleisch hatte eine etwas weiche und gewöhnungsbedürftige Konsistenz. Diese wird durch das Marinieren des Fleisches mit Stärke, Sojasauce, pflanzlichen Enzymen oder Mononatriumglutamat erzielt, und ist im asiatischen Raum sehr verbreitet. So werden auch Fleischteile, die normalerweise wegen der längeren Garzeit nicht dafür geeignet sind, „Wok-tauglich“ gemacht. Wie gesagt, nicht schlecht – einfach ungewohnt. Auch die gebratenen Nudeln waren tadellos. Begleitet wurde das Essen von einem kühlen Weizen (3,30 Euro) aus Vorarlberger Produktion.
Als wir versuchten, um viertel vor Zwei noch eine Nachspeise zu bestellen, wurde uns dieser Wunsch leider nicht erfüllt. Die Bedienung meinte, wir hätten ja vom Buffet essen können, da wäre ein Dessert dabei gewesen. Ich vermute, die Fritteuse war schon zu kalt für die gebackene Banane.
Fazit: Wer keinen allzu großen Wert auf eine perfekte Bedienung legt, ist im Pracht gut aufgehoben. Preis-Leistung passt auf alle Fälle. Und nun zur Frage drei: Ich weiß es beim besten Willen nicht…

Kerschbaumer
Der gebürtige Feldkircher Michael Kerschbaumer (Jg. 1968) arbeitete 15 Jahre als Koch in der internationalen Hotellerie und im Airline Catering, bevor er sich zum Wirtschaftsinformatiker Fachrichtung Qualitätssicherung ausbildete:feedbackessenunterdreissigeuro@gmail.com
Chinarestaurant Pracht, Bundesstraße 73, 6710 Nenzing, Tel. 05525 63125
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