Arnulf Häfele

Spezial / 24.04.2016 • 22:47 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Arnulf Häfele

Es werden Köpfe rollen nach dieser Wahl. Natürlich nur bei den Regierungsparteien, deren Bewerber erwartungsgemäß nicht in die Stichwahl kommen. In erster Linie müssen sich bei den Roten und bei den Schwarzen die Bundesparteivorsitzenden rechtfertigen. Sie haben bei der Auswahl der Kandidaten nicht das erforderliche Gespür gezeigt. Das ist der Hauptfehler. Beide sind einer grandiosen Fehleinschätzung erlegen. Es hätte sowohl in der SPÖ als auch in der ÖVP Kandidatinnen und Kandidaten gegeben, die mit Bravour die Hürde der Stichwahl genommen hätten.

Wer schon bei dieser wichtigen personellen Frage das Ohr nicht am Volk hatte, kann auch in Sachfragen immer wieder problematische Entscheidungen treffen, weil offensichtlich der Draht zum Bürger fehlt. Falls man dem katastrophalen Ergebnis der Regierungskandidaten überhaupt noch etwas Positives abgewinnen will, dann ist es höchstens die Hoffnung, dass vielleicht zukünftig die Kandidatenauslese weitaus professioneller und unter Einbeziehung der Bürger erfolgt.

Beide Koalitionäre müssen eine schmerzhafte Erfahrung verkraften: Die Schwarzen haben geglaubt, dass die Mitglieder ihres vorzüglich funktionierenden Pensionistenverbandes Tag und Nacht für ihren Pensionistenchef Khol springen werden. Weit gefehlt. Auch die schwarzen Pensionisten haben früh bemerkt, dass mit diesem Kandidaten kein Blumentopf zu gewinnen sein wird. Insofern spricht das Ergebnis für das politische Gespür der Pensionisten, die keine einheitliche Wählermasse mehr sind, über die eine Partei einfach verfügen kann.

Bei den Roten gab es ein ähnliches Problem: Rudolf Hundstorfer war ÖGB-Präsident. Man hätte annehmen können, dass die vielen roten Gewerkschaftsfunktionäre für ihren Kollegen mobilisiert hätten. Aber nicht die Bohne. Die SPÖ-Fraktion der Gewerkschaft hat ihren Kandidaten auffallend im Regen stehen lassen. Die Fraktion, die man für einsatzfreudig und kraftstrotzend hielt, hat sich als Papiertiger erwiesen. Das Ergebnis dieser Bundespräsidentwahl war deshalb seit Wochen exakt voraussehbar.

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