Bittere Pille
Das Wahlergebnis in Vorarlberg für das Bundespräsidentenamt ist gleichsam ein schmerzhafter Stachel im schwarzen Fleisch der Volkspartei mit LH Markus Wallner. Dass auch hierzulande der Rechtsausleger Norbert Hofer, der akademisch-aristokratische Bürger-Grüne Alexander Van der Bellen und gar Einzelkämpferin Irmgard Griss in der Wählergunst weit vor VP-Kandidat Andreas Khol auf den Stockerlplätzen landeten, heißt nichts anderes, als dass sich viele Wähler im Land von der bislang zelebrierten Umarmung durch die Volkspartei endgültig freigemacht haben.
Der Automatismus, dass viele bürgerlich-konservativ Gesinnte im christlich und katholisch geprägten Land letztendlich schon wissen, wo sie ihr Kreuz zu machen haben, ist ein für alle Mal Geschichte. In der Entscheidung der Vorarlberger VP-Stammwählerschaft, den Menschenfreund Khol gleichsam links liegen zu lassen, mag auch mitgespielt haben, dass selbst die hiesige Parteispitze bestenfalls nur halbherzig für den eigenen Kandidaten geworben hat.
In dieser Konsequenz besonders bitter ist die abermals geringe Wahlbeteiligung im Land: Jeder zweite Wahlberechtigt blieb zu Hause. Auch das stellt ein Alarmzeichen für die noch vorherrschenden Schwarzen im Land dar. Denn der VP ist mit der FP längst eine ernsthafte Konkurrenz erwachsen, die weitaus mehr für ihre Anliegen zu motivieren weiß. Beleg dafür ist der Erfolg des FP-Kandidaten in vielen Kleingemeinden. Auf den Vergleich zwischen Khol und Hofer zugespitzt, mutet es in der Tat so an, dass die alte Volkspartei dem Wahlvolk nicht mehr richtig hinterherkommt. Und gar vom neuen Bürger-Typus, der mündig-pragmatisch je nach Stimmungslage Entscheidungen trifft, überfordert ist.
tony.walser@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-223
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