Kathrin Stainer- Hämmerle

Spezial / 24.04.2016 • 22:47 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Kathrin Stainer- Hämmerle

Der Wahlabend hielt, was der Wahlkampf versprach. Spannung bis zum Schluss, ein knappes Rennen um Platz zwei und ein historisches Ergebnis. Erstmals erreichte die FPÖ bei bundesweiten Wahlen Platz eins.

Obwohl beinahe alle Umfragen seit über zwei Jahren dieses Stimmungsbild in der Bevölkerung zeigen, wollten vor allem Rot und Schwarz es nicht wahrhaben. Bis gestern Abend konnte Norbert Hofer sogar noch zahlreiche Stimmen über das befragte FPÖ-Potenzial hinaus gewinnen. Das Thema Asyl und der Verdruss über die Regierungsparteien mobilisierten offenbar sogar jene Wähler, denen das Amt des Bundespräsidenten sonst eher nebensächlich erscheint. Die FPÖ hat Erfolg: auf der Straße, mit den neuen Medien, quer durch alle Bundesländer sowie in Stadt und Land. Stammwähler dürften die Freiheitlichen ohnehin schon mehr als ÖVP und SPÖ haben. Den Grünen hingegen bleibt wieder einmal nur der zweifelhafte Titel eines Umfragekaisers.

Deswegen ist Hofer aber noch lange nicht Bundespräsident. Im Gegenteil. Die nächsten vier Wochen wird es heißen: Die FPÖ gegen den Rest der Welt. Die Stichwahl wird zeigen, wo Österreich steht: Für oder gegen die Abwahl dieser Regierung, für eine mehr oder weniger heftige Ohrfeige für das Establishment, für „Grenzen dicht“ bei der Asylfrage, für eine gemeinsame Weiterentwicklung der EU oder für mehr nationale Rechte. Die Stichwahl kann aber auch zum Lagerwahlkampf mutieren: Grün-Rot gegen Blau-Schwarz. Es wird daher spannend zu sehen, wie sich SPÖ und ÖVP deklarieren, ob sie ihre alten Feindschaften begraben können, um gemeinsam die Eroberung der Hofburg durch die FPÖ zu verhindern.

Norbert Hofer hat bei der Elefantenrunde kryptisch gemeint: „Sie werden sich noch wundern, was alles gehen wird.“ Gestern Abend haben sich viele gewundert, das Ergebnis kann aber nur jene wirklich überrascht haben, die alle Zeichen bisher ignoriert haben.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.