Lager-Wahlkampf um die Hofburg steht an

Spezial / 24.04.2016 • 23:35 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Neo-Freiheitliche Ursula Stenzel feierte mit Norbert Hofer.
Die Neo-Freiheitliche Ursula Stenzel feierte mit Norbert Hofer.

Hofer startet als Favorit in die Stichwahl. Van der Bellen wird nun Verbündete suchen.

Wien. Für den freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer läuft alles nach Plan. „Dankbar und voller Demut“ reagierte er am Sonntag auf das vorläufige Ergebnis des ersten Wahlgangs. Positiv überrascht war er von seinem Vorsprung. Hofer erreichte 36 Prozent, seine Gegner lagen weit abgeschlagen hinter ihm. Neben dem ersten Platz im ersten Wahlgang hat sich der Wunsch des blauen Kandidaten erfüllt, dass sein Kontrahent in der Stichwahl Alexander Van der Bellen heißen wird. Der frühere, langjährige Parteichef der Grünen erreichte gut 20 Prozent der Stimmen. „Die Chance ist intakt, die Karten sind neu gemischt“, gab sich Van der Bellen zuversichtlich. Dass er letztendlich nur den zweiten Platz erreichte, überraschte ihn nicht: „Ich habe immer gesagt, ich bin ein Außenseiter.“ Kurz war unklar, ob er es überhaupt in die Stichwahl schafft. Irmgard Griss lag dem Professor in den ersten Hochrechnungen auf den Fersen. Sie erhielt nach den vorläufigen Endergebnissen am Sonntag 18,5 Prozent der Stimmen.

Österreich steht nun vor einem Lagerwahlkampf. Die abgestraften Regierungsparteien ÖVP und SPÖ haben bereits davon abgesehen, eine Wahlempfehlung auszusprechen. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) erklärte allerdings, dass er Van der Bellen seine Stimme geben werde. Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ließ diese Frage noch offen.

„Jetzt erst recht“

Hofer startet nun als klarer Favorit in die Stichwahl. Wie schon vor dem Triumph von Kurt Waldheim 1986 könnte es zu einer „Jetzt erst recht“-Stimmung kommen. Die freiheitliche Abgeordnete Petra Steger sprach schon von dem altbekannten Szenario „Alle gegen die FPÖ“, das nun bevorstehe. Nun aber könnte sich ein größeres Lager um die Freiheitlichen bilden, das sich einerseits teilweise aus ÖVP- aber auch Griss-Wählern zusammensetzen könnte. Das Team Stronach hat bereits eine Wahlempfehlung für den FPÖ-Kandidaten ausgesprochen.

Auf der Seite von Van der Bellen ist ein anderer Schulterschluss zu erwarten. Er wird weiterhin auf seine proeuropäische und staatsmännisch besonnene Rolle setzen. Welches Ergebnis er am 22. Mai in der Stichwahl erzielt, wird von der Mobilisierungskraft des Kandidaten abhängen. Die Neos haben bereits eine Wahlempfehlung für den früheren grünen Parteichef ausgesprochen. Van der Bellen sei ihnen von Anfang an der zweitliebste Kandidat gewesen. Auch werden ihm von der SPÖ einige Stimmen zufliegen. Nicht zu vergessen ist allerding der sozialdemokratische Flügel, der sich bereits mit einer Koalition mit der FPÖ angefreundet hat – unter anderem im Burgenland.

Stichwahlen in Österreich

Bisher fanden in Österreich übrigens drei Stichwahlen statt. Zwei davon gewann der zweitplatzierte Kandidat. Ob sich dieses Muster wiederholen wird, ist offen. Die politischen Verhältnisse in Österreich haben sich mit Sonntag geändert. Nun hängt es von der Mobilisierungskraft der Kandidaten ab, wer in die Hofburg einziehen wird.

Rudolf Hundstorfer fuhr für die SPÖ eine Wahlschlappe ein.
Rudolf Hundstorfer fuhr für die SPÖ eine Wahlschlappe ein.
Irmgard Griss war mit ihrem Ergebnis höchst zufrieden.
Irmgard Griss war mit ihrem Ergebnis höchst zufrieden.
Van der Bellen sieht sich weiterhin als Außenseiter.
Van der Bellen sieht sich weiterhin als Außenseiter.
Van der Bellen sieht sich weiterhin als Außenseiter.
Van der Bellen sieht sich weiterhin als Außenseiter.
Lugner konnte an sein Ergebnis von 1998 nicht anknüpfen.
Lugner konnte an sein Ergebnis von 1998 nicht anknüpfen.

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