Mit Wahlbeteiligung zufrieden

Spezial / 24.04.2016 • 22:46 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Im Wahllokal im Kindergarten herrscht reger Betrieb.
Im Wahllokal im Kindergarten herrscht reger Betrieb.

Sonntagvormittag im Kindergarten an der Ach, dem größten Wahllokal in Bregenz.

bregenz. Kindergarten in der Achsiedlung, kurz nach 9.30 Uhr. Während es draußen bei winterlichen Temperaturen vom Himmel graupelt, herrscht im größten Wahllokal der Landeshauptstadt mit insgesamt 1350 Wahlberechtigten gerade Stoßbetrieb. Vor den Kabinen beider Sprengel – 25 und 26 – haben sich Menschenschlangen gebildet.

Die Wahlteams beider Sprengel sind seit 7 Uhr morgens, eine halbe Stunde vor der Öffnung der Wahllokale, im Einsatz. Sprengel 25 wird von SPÖ-Stadtvertreter Andreas Weishäupl (39) geleitet, Sprengel 26 obliegt dem 26-jährigen ÖVP-Stadtvertreter Michael Felder. Er schätzt die Wahlbeteiligung bisher recht gut ein.

Ein Griss um die Griss

„Die meisten Kandidaten sind zu alt“, meint ein parteiloser Pensionist. „Die einzige interessante Kandidatin ist Frau Griss. Sie ist Richterin und würde von den Rechten des Bundespräsidenten Gebrauch machen.“ Zum Beispiel würde Irmgard Griss eine unfähige Regierung absetzen, führt er aus. „Darum habe ich sie gewählt.“ Überhaupt nicht verstehen kann der ehemalige Bodenseeschifffahrtskapitän, „wie Fay­mann den Hundstorfer zum Kandidaten machen konnte“. Der SPÖ-Kandidat habe seiner Ansicht nach zu wenig Bildung, „und er kann ja nicht einmal Englisch. Jeder Kapitän muss heute Englisch können“, sagt er.

Auch die 61-jährige Eva Rupprechter, die sich soeben auf dem roten Sofa im Gang niedergelassen hat, gibt an, „die Griss“ gewählt zu haben. Zwei Gründe seien für die eigentlich SPÖ-nahe Rentnerin, die keine Wahl auslässt, maßgeblich: „Irmgard Griss ist eine Frau und zudem parteiunabhängig.“

Überhaupt keine Sympathien bringt Rupprechter dem ebenfalls parteiunabhängigen Kandidaten Richard Lugner entgegen. „Der Lugner, oje, das ist doch der Kasperl der Nation. So jemanden kann man nicht als Bundespräsident wählen.“ Im Grunde sei es egal, wer die Wahl gewinne und wer in der Regierung sei: „Wir werden sowieso von der Politik beschissen“, sagt Rupprechter resigniert: Dann hievt sich die körperlich behinderte Frau etwas mühsam aus dem roten Sofa und geht nach Hause.

„Wir hatten lange genug Parteisoldaten an der Spitze unseres Staates“, sagt Friedrich Gsellmann (51), der gerade gewählt hat. Grund genug für den Chef der Vorarlberger Piraten, seine Stimme Irmgard Griss zu geben. Als parteifreie Frau sei sie seiner Ansicht nach die geeignetste Bundespräsidentschaftskandidatin. Khol, Hundstorfer, Hofer oder Van der Bellen kommen für ihn nicht infrage, am allerwenigsten Richard Lugner. Lugner fehle unter anderem die Fähigkeit, sich mit komplexen Inhalten auseinanderzusetzen. „Ein bisschen Niveau sollte ein Bundespräsident schon haben“, sagt Gsellmann. „Ein Pausenclown von ‚Wir sind Kaiser‘ hat in der Hofburg nichts verloren.“ Optimistisch, was das Wahlergebnis betrifft, ist Gsellmann jedoch nicht. „Ich glaube nicht, dass Griss gewinnen wird.“ Er zieht die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl in Betracht.

„Ich würde gerne wählen. So lange sich aber in diesem Land in der Politik nichts ändert, werde ich das nicht tun“, sagt ein junger Mann, er dürfte etwa 17-, 18-jährig sein. Er läuft weg, ohne näher auf seine Aussage einzugehen.

Guter Zwischenstand

11 Uhr. Pausenlos kommen Menschen und geben ihre Stimme ab. Der Zwischenstand der Wahlbeteiligung sei laut der Wahlleiter zufriedenstellend. Im Sprengel 25 haben von den 667 Wahlberechtigen 177 ihre Stimme abgegeben. „Der Jüngste war Jahrgang 1998“, informiert Weishäupl. Von den 683 Wahlberechtigten des Sprengels 26 traten bisher 210 an die Urne. Felder zufolge war bis zu diesem Zeitpunkt der jüngste Wähler 18 Jahre alt, der älteste 96. Beide Wahlleiter sind zuversichtlich, dass bis zur Schließung der Lokale um 13 Uhr noch viele Kuverts in die Urnen gleiten.

Irmgard Griss ist eine Frau und zudem parteiunabhängig.

Eva Rupprechter
Die Bewohner der Bregenzer Achsiedlung wählen in den Sprengeln 25 und 26 im Kindergarten an der Ach.
Die Bewohner der Bregenzer Achsiedlung wählen in den Sprengeln 25 und 26 im Kindergarten an der Ach.

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