Peter Bußjäger

Ich bleibe dabei: Amt und Funktion des österreichischen Bundespräsidenten sind reformbedürftig wie so vieles andere in diesem Land. Die Präsidentschaftskanzlei mit nahezu 100 Mitarbeitern wäre ein durchaus lohnendes Objekt für eine Verwaltungsreform. Aber hier etwas ändern zu wollen, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Die Österreicher haben ein Bedürfnis nach
einem Ersatzkaiser oder einer Ersatzkaiserin samt Entourage und dieses Bedürfnis wird durch die Volkswahl des Bundespräsidenten befriedigt.
Die Plätze der Kandidaten überraschen nicht, es ist bestenfalls das Ausmaß des Wahlsieges von Nobert Hofer, das erstaunt. Insoweit hatte er mit seiner Ankündigung, dass wir uns noch wundern werden, jetzt schon recht.
Es mag sein, dass eine neue Ära anbrechen wird. Diejenigen, die wie Neos-Chef Matthias Strolz geplärrt haben, dass die Wählerinnen und Wähler mit den Kandidaten Alexander Van der Bellen oder Irmgard Griss die Chance haben, ein neues Zeitalter, ja sogar eine dritte Republik einzuläuten, haben dem blauen Kandidaten in die Hände gespielt. Möglicherweise bekommen sie jetzt ihre dritte Republik, aber halt ein bisschen anders, als sie es sich vorgestellt haben.
Letztlich sollte man jedoch gelassen bleiben: Keine Wahl in dieser Republik eignet sich besser dazu, dem politischen Establishment eine Ohrfeige zu verpassen, als der erste Wahlgang der Bundespräsidentenwahl. Diese Gelegenheit haben die Wählerinnen und Wähler wahrgenommen. Allerdings: Wer allen Ernstes glaubt, dass die Wählerinnen und Wähler der Kandidaten von SPÖ und ÖVP in der Stichwahl ohne Wenn und Aber Van der Bellen wählen, sollte sein Geschäft jedenfalls nicht mit Politik machen. Davon versteht er nämlich offenbar nichts.
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