Wechselbad der Gefühle

Wahlparty der Grünen pendelte zwischen Hoffen und Bangen.
bregenz. Die Einladung zur Wahlparty war für alle Fälle formuliert. „Ob wir lachen dürfen oder weinen müssen, wissen wir nicht. Es gibt in jedem Fall nach der Wahl viel nachzudenken und zu tun“, stand da neutral zu lesen. Und tatsächlich geriet der gestrige Sonntag für die Grünen zu einem Wechselbad der Gefühle. Zuerst weitgehend ernste Gesichter, dann, als sich das vorläufige Ergebnis zugunsten von Alexander Van der Bellen dreht, überschäumender Jubel und schließlich, als es zum Gleichstand kommt, betretenes Gemurmel.
Positive Rolle
Applaus gibt es wieder, als das Vorarlberger Ergebnis verkündet wird. Hier hat Van der Bellen mit 58,4 Prozent seinen FPÖ-Konkurrenten um das Bundespräsidentenamt ganz klar hinter sich gelassen. Dass Vorarlberg wie schon bei der Abstimmung über das Kernkraftwerk Zwentendorf eine positive Rolle auch in der Entscheidung um das höchste Amt im Staat einnimmt, davon ist jedenfalls Harald Walser überzeugt. Die guten Rückmeldungen, die er laut eigenem Bekunden während des Wahlkampfs allerorten erhalten hat, stimmen ihn zuversichtlich. „Es ist ein Ruck durch die Leute gegangen. Sie wussten, dass es bei dieser Stichwahl um eine zentrale Richtungsentscheidung ging“, sagt Walser, während er weiter angestrengt die Wahlberichterstattung verfolgt. Vor drei Stunden sei Hofer noch uneinholbar vorne gelegen. „Jetzt ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, lebt die Hoffnung in Harald Walser und bei allen, die mit ihm im Grünbüro zwischen Feiern und Fachsimpeln jeder neuen Hochrechnung entgegenfiebern. Während der Lärmpegel dazwischen ohrenbetäubend ist, wird es mucksmäuschenstill, wenn ein neues Ergebnis angekündigt wird. „Van der Bellen muss es machen“, flüstert eine Dame fast schon verzweifelt beim Anblick der 50:50 Hochrechnung.
Wunschergebnis
Ein Ergebnis wie in der „blauen Hochburg Lustenau“, das wünscht sich Daniel Zadra für Alexander Van der Bellen. Der erhielt dort immerhin 56 Prozent der Wählerstimmen. So viel wird sich vermutlich auch nach Auszählung der Wahlkarten nicht mehr ausgehen. Aber Zadra wäre auch schon mit 50,5 Prozent zufrieden, wie er anmerkt.
Es herrscht ein Kommen und Gehen im Büro der Grünen. Jeder ist bemüht, Optimismus zu zeigen. Nach gut einer Stunde, als feststeht, dass der Sonntag weder Gewinner noch Verlierer bringt, ist es mehr ein Gehen. Der Abend ist noch nicht vorbei und die Temperaturen laden zum Verweilen im Freien ein. Die Politik macht Pause. Zumindest bis heute.
Es ist wirklich ein Ruck durch die Leute gegangen.
Harald Walser
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