„Do mach i nägschts Johr wieder mit“

Begeisterung pur bei den mehr als 4000 Teilnehmerinnen des Bodensee-Frauenlaufs.
Bregenz. Zwei junge Frauen, vermutlich Teenager, schlendern im Pulk vieler anderer gemächlich aus dem Casino-Stadion. Die Medaillen, die sie um den Hals tragen, hüpfen beim Gehen munter auf und ab. „I hätt nia denkt, dass dr Frauenlauf so toll ist. Do mach i wieder mit“, sagt die eine. „Gleich nächsts Johr?“, fragt die andere. „Ja, sicher!“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Solche und ähnliche Unterhaltungen waren am Samstagabend mannigfach zu hören. Darin manifestierte sich Begeisterung pur für den 7. Bodensee-Frauenlauf. Über 4000 Teilnehmerinnen, von fünf bis 83 Jahren, geigten auf und zollten damit auch jenen gebührend Tribut, die hinter diesem mittlerweile bundesweit zweitgrößten Frauenlauf stehen. Verena Eugster ließ es sich nicht nehmen, außer Konkurrenz den 5-Kilometer-Lauf zu bestreiten. „Das brauche ich jetzt einfach“, meinte sie. Ihre Schwester, Patricia Zupan, zog währenddessen weiter die organisatorischen Fäden.
Gute Entscheidung
Es sollte, auch wenn es lange nicht danach aussah, ein guter Abend für den Frauenlauf werden. Obwohl sich ringsumher grauschwarze Wolken türmten und dichte Regenwände nichts Wohlwollendes verkündeten, ging der Lauf, abgesehen von ein paar Tropfen, fast trocken über die Bühne. Als gute Entscheidung erwies es sich auf jeden Fall, alle Teilnehmerinnen gemeinsam am Kaiserstrand in Lochau auf die Strecke zu schicken. Vorher starteten die 10-Kilometer-Läuferinnen bekanntlich in Lindau, was der Veranstaltung nicht unbedingt gut tat. So jedoch herrschten schon von Beginn an Jubel und Trubel, die geteilt werden konnten. Berührend auch die Geste, für jede an Brustkrebs erkrankte Frau in Vorarlberg als Zeichen der Solidarität Luftballons steigen zu lassen. Wie pinkfarbene Engel der Hoffnung trieben sie über den See und leuchteten den dunklen Himmel aus.
Motivation auf der Strecke
Punkt 18 Uhr erfolgte der Startschuss. Wie eine bunte Flut ergoss sich der Strom der Läuferinnen über die Pipeline. Da wurde geredet, gealbert und gelacht. Gute Ratschläge gab es allenthalben ebenfalls zu hören. „Du bist zu schnell. Du musst dir das Tempo besser einteilen. Dann schaffst du es schon“, motivierte eine Schweizer Teilnehmerin ihre Freundin, die schon nach kurzer Zeit hörbar japste. Ging einer Läuferin trotzdem die Puste aus, schaltete sie einfach einen Gang zurück. Schließlich ging es in erster Linie um den Spaß, wiewohl die ganz Schnellen klarerweise kräftig Tempo machten. Aber ihr Bestes gab jede. Dafür sorgten auch die vielen Zuschauer, die mit Anfeuerungsrufen und Applaus nicht sparten.
Lohn für einsame Mühen
Im Casino-Stadion trennten sich dann die Wege der Frauen. Während die einen schon das Ziel vor Augen hatten, hieß es für andere Kräfte für weitere fünf Kilometer mobilisieren. Rund 1000 Frauen hatten für den 10-Kilometer-Lauf genannt. Auf der Schleife in Richtung Wocherhafen waren sie bald unter sich. Dort feuerten nur noch die Helfer an. Hier und dort peitschten musikalische Einlagen die Damen weiter. Das bot Gelegenheit, sich ganz auf die Sache zu konzentrieren. Der Lohn für die einsame Mühe: Die Frauen durften zweimal das Flair eines vor Begeisterung brodelnden Stadions erleben. Ja, Siegerinnen gab es natürlich auch. Über fünf Kilometer blieb die Deutsche Tamira Schnüriger (18:33 Minuten) erfolgreich, über zehn Kilometer die Dornbirnerin Denise Neufert (41:20 Minuten). Am Ende sah die Veranstaltung aber 4000 stolze Siegerinnen.
Thementeam
Marlies Mohr (Text); Philipp Steurer, Veranstalter, Matthäus Eidenböck (Fotos); Stefan Grätzner (Gestaltung)
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