Attentat in Nachtclub schockiert USA

Spezial / 12.06.2016 • 23:06 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Attentat in Nachtclub schockiert USA

50 Todesopfer in Orlando. Täter bekannte sich offenbar zum IS.

orlando. Ein Bewaffneter hat in einem Schwulenclub in Florida das schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren Geschichte der USA angerichtet. Der Mann ermordete in Orlando 50 Menschen, bevor er selbst von einer Spezialeinheit der Polizei getötet wurde. Die Hinweise verdichten sich, dass der Täter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inspiriert war. US-Präsident Barack Obama sprach von einem „Terrorakt“. 

Der Schütze war am Sonntagnachmittag (Ortszeit) als Omar M., ein 29-jähriger US-Bürger mit afghanischen Eltern identifiziert worden. M. war am Sonntag gegen zwei Uhr morgens mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet in den gut besuchten Schwulenclub „Pulse“ in Orlando gekommen, hatte das Feuer eröffnet und Geiseln genommen. Laut Polizei soll er zudem einen verdächtigen Gegenstand bei sich gehabt haben. Gegen fünf Uhr entschied sich die Polizei zum Zugriff, um die Geiseln zu befreien. 50 Menschen kamen ums Leben. 53 weitere seien verletzt worden, sagte der Bürgermeister von Orlando, Buddy Dyer.

Chaos und Panik

Ein behandelnder Arzt im Orlando Regional Medical Center sagte, viele der dort eingelieferten Verletzten seien in kritischem Zustand. „Ich glaube, dass die Opferzahl steigen wird.“ Die Besucher, die das Massaker überlebten, berichteten von Chaos und Panik im „Pulse“. „Ich hörte 20, 40, 50 Schüsse“, sagte Jon Alamo, der sich in einem der hinteren Räume des Clubs aufgehalten hatte. „Die Musik brach ab.“ Ein anderer Besucher, Rob Rick, sagte, es seien noch mehr als 100 Menschen in dem Club gewesen, als er Schüsse hörte. Er habe sich auf den Boden geworfen und sei in Richtung eines DJ-Standes gekrochen. Ein Türsteher habe eine Trennwand zwischen Club und für Mitarbeiter reservierte Räume im hinteren Teil niedergerissen, so hätten Gäste entkommen können.

Die US-Bundespolizei FBI bestätigte Medienberichte, wonach sich der Schütze vor seinem Massenmord telefonisch beim Polizeinotruf 911 zum IS bekannt hat. Die Ermittlungsbehörden legten sich aber zunächst nicht auf ein Motiv fest. Das FBI habe ihn zwei Mal – in den Jahren 2013 und 2014 – wegen möglicher Verbindungen zum IS auf dem Radar gehabt, sagte ein Vertreter des Bundeskriminalamts vor Journalisten. Der Mann habe aber nicht unter Beobachtung gestanden. Ein Bombenentschärfungsteam und die Spezialeinheit SWAT suchte am Wohnsitz von M. in Port St. Lucie nach Beweisen. Vor dem Club wurde der Wagen des Verdächtigen sichergestellt.

Wie bekannt wurde, arbeitete M. für eine Sicherheitsfirma in Florida und erwarb seine Waffen kurz vor der Tat legal. Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Schwule gehegt habe. Omar sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. „Sie tun das, und mein Sohn sieht zu“, habe er gesagt.

In Orlando und dem Bezirk Orange wurde der Ausnahmezustand erklärt. Damit können schneller Bundesmittel für die Ermittlungen in die Stadt gelangen. Floridas Senator Marco Rubio und Behördenvertreter riefen zu Blutspenden auf. Schon kurz darauf bildeten sich an mehreren Orten der Stadt lange Schlangen von spendenbereiten Bürgern.

Tat verurteilt

Obama verurteilte die Tat als „Akt des Terrors“ und „Akt des Hasses“. In einer Stellungnahme aus dem Weißen Haus drückte er den Opfern sein Beileid aus. Gleichzeitig verwies der US-Präsident einmal mehr darauf, wie leicht es für Angreifer sei, sich in den USA eine Waffe zu besorgen, um Unschuldige zu töten. „Wir müssen entscheiden, ob das das Land ist, in dem wir leben wollen.“ Er ließ alle Fahnen an US-Bundesgebäuden auf Halbmast senken. Papst Franziskus sprach von einer Tat, die von „mörderischer Torheit und sinnlosem Hass“ zeuge. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich via Twitter bestürzt.

Die Tat war ein Akt des Terrorismus und ein Akt des Hasses.

Barack Obama
Im Schwulenclub „Pulse“  kam es zum schlimmsten Schusswaffenangriff eines Einzeltäters in der Geschichte der USA.  Viele der Verletzten sind in kritischem Zustand, die Zahl der Toten könnte noch steigen. Fotos: AP, AFP
Im Schwulenclub „Pulse“  kam es zum schlimmsten Schusswaffenangriff eines Einzeltäters in der Geschichte der USA.  Viele der Verletzten sind in kritischem Zustand, die Zahl der Toten könnte noch steigen. Fotos: AP, AFP
Attentat in Nachtclub schockiert USA

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