„Die Tat hat Terrorcharakter“

Nach dem verheerenden Blutbad in Nizza gilt in Frankreich Staatstrauer.
nizza. Erneut steht Frankreich unter dem Schock eines schweren Anschlags. In Nizza wurden mindestens 84 Menschen von einem mutmaßlichen Einzeltäter getötet und über 200 verletzt. Unter den Todesopfern sind auch zehn Kinder und Jugendliche. Dies teilte der zuständige Staatsanwalt François Molins am Freitag in Nizza mit. Bislang gibt es keine Hinweise auf österreichische Opfer.
Angemieteter Lastwagen
Der 31-jährige Mann, ein Tunesier, raste am Donnerstagabend mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge. Dort feierten gerade zahlreiche Menschen auf dem Strand-Boulevard Promenade des Anglais den 14. Juli, Frankreichs Nationalfeiertag. Auf der Promenade, die für den Autoverkehr gesperrt war, sollen zu diesem Moment etwa 30.000 Personen unterwegs gewesen sein. Auf einem Video ist ein weißer Lastwagen zu sehen, der trotz Absperrungen auf der Straße fährt, zunächst nur langsam, dann aber durchstartet.
Der Täter überrollte mit dem Lkw, einem 19-Tonner, der angemietet war, mehrere Dutzend Menschen. Nach Augenzeugenberichten fuhr er Zick-Zack, um möglichst viele Passanten zu töten. Erst nach mehreren Hundert Metern, angeblich sogar zwei Kilometern, konnte er gestoppt werden. Die Polizei tötete ihn mit mehreren gezielten Schüssen. Nach Angaben der lokalen Behörden hatte er zuvor auch selbst mit einer Pistole um sich geschossen. Seine Ex-Frau wurde am Freitag in Polizeigewahrsam genommen. Unklar war zunächst, ob auch dieses Attentat einen islamistischen Hintergrund hat. Niemand habe sich bekannt, aber vieles deute auf eine Terrorgruppe, erklärte Staatsanwalt Molins mit. Das Attentat von Nizza entspreche exakt den ständigen Mordaufrufen der Dschihadisten.
Möglicherweise wird sich die Zahl der Todesopfer noch deutlich erhöhen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befinden sich 52 Personen in akuter Lebensgefahr. Frankreichs Staatspräsident François Hollande warnte, Frankreich habe den Terror noch lange nicht besiegt. „Der terroristische Charakter der Tat kann nicht geleugnet werden.“ Hollande und Premierminister Manuel Valls waren zusammen in Nizza, um sich vor Ort zu informieren. In Frankreich gilt bis Montag Staatstrauer.
Auch Ausländer getötet
Unter den Toten waren auch ausländische Touristen. Nach Angaben vom Freitag stammten sie aus den USA, Deutschland, der Schweiz, der Ukraine, Russland, Armenien, Marokko und Tunesien. Hinweise auf österreichische Opfer gibt es laut Außenministerium in Wien nicht. Da noch nicht alle Leichen identifiziert seien, könne dies vorerst aber auch noch nicht ausgeschlossen werden.