Der kritische Blick soll und muss dabei sein

Spezial / 20.07.2016 • 22:28 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Bregenz. Zuerst ein lauschiger Singspielabend und dann die härteren Bandagen: Zum 70-Jahr-Jubiläum der Bregenzer Festspiele beließ es Intendantin Elisabeth Sobotka nicht beim Feiern oder Zurückschauen. Dass dies mit verklärtem Blick erfolgt, hätte man ohnehin nicht angenommen. Nach der Aufführung von Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ im Bregenzer Gondelhafen, die – wie berichtet – als Geste an das allererste Spiel auf dem See im August 1946 schon am Vorabend der offiziellen Eröffnung erfolgte, hat sie mit Otto M. Zykans „Staatsoperette – Die Austrotragödie“ Handfestes zum Thema Verdrängung und Austrofaschismus im großen Programm.

Was einst zu einem Skandal führte, soll ab 2. August diskutiert werden, wenn die Premiere auf der Werkstattbühne stattfindet. Dass der österreichische Figurentheatermacher Nikolaus Habjan dabei eine bedeutende Rolle spielt, wurde beim Ablauf des Eröffnungsaktes im besonderen Maß ersichtlich. Der Künstler führte nicht nur stimmungsauflockernd mit einer seiner Handpuppen die Redner zum Podium , mit einem Ausschnitt aus der Dollfuß-Szene in der „Staatsoperette“ wurde akkurat vor der Rede von Nationalratspräsidentin Doris Bures deutlich, dass eine Feierstunde wie diese auch ordentlich Biss haben kann. So viel Kritik soll bzw. muss sogar sein.