Firmen warten ab und trinken Tee

Spezial / 29.03.2017 • 20:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Firmen warten ab und trinken Tee

Vorarlbergs Exportwirtschaft übt sich in Geduld und wartet erst einmal ab, was kommt.

Schwarzach. (VN-sca) „Es weiß niemand, wohin das geht, derzeit können wir nur abwarten“, stellt Josef Rupp, Chef des gleichnamigen Käseherstellers fest. Großbritannien ist für den Hörbranzer Käsehersteller ein wichtiger Markt, denn es gibt auf der Insel zu wenig Milch. „Wenn sich die Briten abkapseln, ist das ein Problem für Europa, aber ein noch größeres Problem für Großbritannien.“ Deshalb hofft Rupp auf eine vernünftige Lösung. Sollte das nicht gelingen, wäre die Errichtung eines eigenen Werkes aber durchaus eine Option, so Rupp im Gespräch mit den VN.

Für Vorarlberger Unternehmen ist das Vereinigte Königreich ein lukrativer Boden. Im vergangenen Jahr wurden Waren um 300 Millionen Euro ins Vereinigte Königreich geliefert, außerdem stieg zuletzt die Zahl der Touristen aus England, Wales, Schottland und Nordirland, die dank guter Flugverbindungen Vorarlberg als Skiparadies schätzen. Großbritannien liefert weit weniger Waren nach Vorarlberg, im vergangenen Jahr im Wert von rund 80 Millionen Euro.

Die Dornbirner Zumtobel Group ist auf der Insel mit Produktionsstätten vertreten. Konzern-Sprecherin Simone Deitmer zu den Auswirkungen: „Wir stellen fest, dass sich auch nach dem Brexit-Referendum die Umsatzdynamik in Großbritannien weiterhin erfreulich stabil zeigt. Nach wie vor ist die Frage der wirtschaftlichen Auswirkungen schwer zu beantworten, da ein konkretes Ausstiegszenario bis heute nicht bekannt ist. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in Großbritannien hätte auch negative Auswirkungen auf die dortige Bauwirtschaft und damit auf unser Geschäft. Auf der anderen Seite verfügt die Zumtobel Group über drei Produktionsstätten in England: ein Leuchtenwerk und ein Komponentenwerk in Spennymoor (Nordengland) sowie ein weiteres Werk in der Nähe von Manchester. Ein schwacher Pfundkurs wirkt sich einerseits positiv auf unsere Lohnkosten in England aus, andererseits wird unser Export aus der EU nach Großbritannien vom schlechteren Wechselkurs belastet. Wir verfolgen daher die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten mit großer Aufmerksamkeit.“

Ähnlich sieht es Wolfgang Pfister vom Liebherr Werk Nenzing, das in Großbritannien eine Produktionsgesellschaft, die Liebherr-Sunderland Works Ltd. betreibt. „Nun müssen zunächst die Bedingungen für den Personen- und Warenverkehr zwischen Großbritannien und den EU-Mitgliedern neu verhandelt werden. Bevor diese Rahmenbedingungen nicht im Detail definiert sind, kann sich Liebherr zu konkreten Auswirkungen auf das Unternehmen nicht äußern.“

Es weiß derzeit wirklich niemand, wohin das nun geht.

Josef Rupp, Rupp AG

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