Kunst bringt Hilfe für Kinder mit Aids

Für ihren Einsatz erhält Maria Müller den Dr.-Toni-Russ-Preis und -ring verliehen.
Bürs. Kunst und Kultur leben, um HIV-infizierten Kindern zu helfen: Diesem Motto hat sich Maria Müller im Projekt KULTUR.LEBEN verschrieben. Seit nunmehr 26 Jahren schafft sie es, dafür namhafte Künstler nach Vorarlberg zu bringen, die ohne Gage hier auftreten. Über 500 hat sie bereits ins Land geholt. Selbst Weltstars wie Klaus Maria Brandauer konnten sich dem Charme von Maria Müller nicht entziehen. „Heute sind wir gute Freunde“, berichtet sie stolz. Derzeit werden mit den Spendengeldern fast 400 Kinder in einem Projekt in Äthiopien unterstützt.
Für ihr Engagement, das sie in Zusammenarbeit mit der Caritas umsetzt, wird Maria Müller der Dr.-Toni-Russ-Preis und –ring der Vorarlberger Nachrichten zuerkannt. Die Überraschung bei der als medienscheu geltenden Bürserin war groß. Aber: „Dass ich diesen Preis bekomme, freut mich sehr, weil er eine Anerkennung für meine Arbeit ist.“ Die Verleihung findet am Montag, 4. September 2017, auf der Werkstattbühne des Festspielhauses in Bregenz statt. Laudator ist kein Geringerer als Klaus Maria Brandauer.
Persönliche Kontakte
Maria Müller sitzt an ihrem großen Tisch im Wohnzimmer. Was sie sagen möchte, hat sie schon schriftlich zusammengefasst. „Ich bin nämlich keine gute Rednerin“, fügt sie entschuldigend an. Dafür legt sie viel Geschick und noch mehr Überzeugungskraft an den Tag, wenn es darum geht, große Zugpferde für KULTUR.LEBEN aufzutun. Und das geht bei Maria Müller so: „Ich notiere mir einen Namen, recherchiere, wer das ist, eruiere einen Kontakt und versuche dann, den Künstler zu erreichen.“ Was nicht immer einfach ist, weil die meisten mit Agenturen arbeiten, die an derart kleinen Projekten kaum Interesse zeigen.
Doch sie wäre nicht die, die sie ist, würde sie sich davon abschrecken lassen. „Jahrelang habe ich mich um Harald Krassnitzer bemüht“, schildert Maria Müller ein typisches Beispiel. Über seine Agentur war allerdings nichts zu machen. Aber sie blieb dran. Nach Jahren intensiver Suche fand sie seine persönlichen Kontaktdaten. Ein Anruf – und drei Monate später stand er auf der Bühne. Auch Fazil Say kam, ihr nicht aus. Während einer Signierstunde stellte sich Müller an. Als sie an die Reihe kam fragte sie ihn, ob er bei KULTUR.LEBEN auftreten könnte. Und Say bejahte auf der Stelle. Absagen hat Maria Müller bislang nur wenige erhalten. Sie läuft allerdings auch niemandem nach. „Wenn jemand ganz klar und deutlich Nein sagt, ist die Sache für mich erledigt“, betont sie.
Knöpfe angenäht
Im anderen Fall dürfen sich die Künstler einer perfekten Organisation sicher sein. „Sie müssen merken, dass jemand mit Herzblut dahintersteckt. Dann sind sie zufrieden“, plaudert Maria Müller aus dem Nähkästchen ihrer reichhaltigen Erfahrungen. So manches Mal hat sie über Nacht noch Hemden gewaschen, das Futter in Sakkos geflickt oder Knöpfe angenäht. Früher fuhr sie auch noch selbst zum Flughafen, um ihre Gäste abzuholen. Das übernehmen, wie schreib- und organisatorische Aufgaben ebenfalls, inzwischen Mitarbeiter der Caritas. Dafür ist Maria Müller dankbar.
Motivierende Begegnungen
Gleichzeitig motivieren sie die Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten. Oberstes Prinzip ist jedoch, nur Veranstaltungen anzubieten, die sie selbst erleben möchte. Das heißt, mitunter auch Vorschläge abzulehnen. Etwas, das viel Fingerspitzengefühl erfordert. Maria Müller argumentiert in solchen Fällen mit viel gesundem Humor, wie sie sagt. Heute werden im Rahmen von KULTUR.LEBEN pro Jahr etwa 20 Veranstaltungen angeboten. Es ist eine Mischung aus Literatur, Klassik, Kabarett und Vorträgen. Damit bereichert Maria Müller die Kulturszene des Landes, speziell der Region Bludenz, enorm. Zuerst hieß die Reihe „Kultur in Blumenegg“. Dann wurden die Veranstaltungen nach Bludenz und Nüziders transferiert, was einen neuen Begriff erforderte. KULTUR.LEBEN entstammt der Feder von Reinhard Gassner.
Einige Jahre fanden die Konzerte in Dornbirn statt, was allerdings niemanden glücklich stimmte. Letztlich wurden sie wieder zurück in den Walgau geholt. „Mir scheint, die eigentlich guten Orte für diese Veranstaltungen sind Bludenz und Nüziders“, sagt Maria Müller. Der Erfolg gibt ihr Recht.
Die Künstler müssen merken, dass jemand mit Herzblut hinter den Veranstaltungen steckt.
Maria Müller


Zur Person
Maria Müller
Geboren: 1948 in Alberschwende
Wohnort: Bürs
Familie: verwitwet, 3 Kinder,
5 Enkelkinder
Beruf: Hausfrau, Erwachsenenbildnerin, Kulturveranstalterin
Hobbys: alte Spielsachen, klassische Musik