Von echten und gequälten Siegern
Bürgerinitiative jubelt, Bürgermeister propagiert Neustart.
Lustenau „Ich war schon sehr überrascht“, lautete Simone Grabhers (33) erster Kommentar auf das plötzliche Aus des Ikea-Projekts in Lustenau. „Ich hatte rund 50 Nachrichten auf dem Smartphone, als ich nach der Arbeit kurz aufs Display sah. Jetzt freue ich mich natürlich.“ Es sei eine Genugtuung für die Bürgerinitiative „Lebenswertes Lustenau“. Nach dem Ausstieg von Ikea in Memmingen wäre noch mehr Verkehr für Lustenau zu befürchten gewesen. Jetzt braucht es aus Sicht von Grabher keine Volksabstimmung mehr. „Aber nur unter der Voraussetzung, dass der Kaufvertrag rückabgewickelt wird.“
Man solle sich jetzt bemühen, für das Areal Lösungen zu finden, „die wenig Verkehr verursachen, viele Menschen beschäftigen und entsprechend viel Kommunalsteuer bringen“, hält Grabher fest.
Fischers Reaktion
Als Verlierer der Ikea-Konzernentscheidung sieht sich auch Bürgermeister Kurt Fischer (54) nicht. „Nun bewahrheitet sich, dass die Volksabstimmung ohne vorliegendes Projekt zu früh gekommen ist“, meint der Ortschef. Man habe mit der Bürgerinitiative bereits Kontakt aufgenommen und werde gemeinsam die weiteren Schritte in der Abstimmung koordinieren.
„Wir werden jedenfalls unabhängig von den Entwicklungen seitens der Ikea-Zentrale wie bisher an Lustenaus erfolgreicher Gemeindeentwicklung weiterarbeiteten“, erklärte der Bürgeremeister.
Der grundsätzliche Strategiewechsel von Ikea in Sachen Projektansiedlungen sei ihm nicht entgangen. „Wir wussten, dass Ikea in Deutschland neue Standortkonzepte entwickelt hat, geplante Projekte wie zum Beispiel Memmingen völlig neu aufrollt und andere wie in Botropp überhaupt cancelt.“
Zufriedene Opposition
Zufrieden mit der Wende bei Ikea zeigten sich die Lustenauer FPÖ und die Grünen. „Die Lustenauer können aufatmen“, reagierte FPÖ-Chef Martin Fitz (48) auf die Nachricht vom Ikea-Rückzug. „Was eigentlich jedem außer Bürgermeister Fischer klar war, hat jetzt schlussendlich sogar Ikea selbst bestätigt: Der zusätzliche Verkehr ist an diesem Standort so nicht bewältigbar“, meinte Fitz. Er fordert aufgrund der neuen Situation eine außerordentliche Gemeindevertretersitzung.
Neue Nutzungspläne für das Grundstück verlangt auch Daniel Zadra (33) von den Grünen. Seine Prioritäten sind klar: „Ich sähe den Handel lieber im Dorfzentrum und nicht auf der grünen Wiese.“ Zadra will eher Nicht-Handelsbetriebe im EKZ-gewidmeten Areal unterbringen. Überrascht sei er, dass auch Ikea die Verkehrsproblematik als einen Rückzugsgrund für Lustenau genannt habe. VN-HK
„Jetzt brauchen wir Lösungen für das Gebiet, die wenig Verkehr verursachen.“