Coronavirus vergiftet die Stimmung

Spezial / 08.03.2020 • 22:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Sujin Ahn (24) und Minju Song (22). VN/Rauch, Lin
Sujin Ahn (24) und Minju Song (22). VN/Rauch, Lin

Asiaten im Land brauchen derzeit eine dicke Haut.

Dornbirn Kathy Lin (36) führt mit ihrer Familie Lin‘s Asia Küche in Dornbirn. Sie achten derzeit stark auf ihre Gesundheit. „Wenn ich im Lokal stehe und husten würde, käme das einem Shitstorm gleich“, fürchtet Lin. Immer wieder würden sich Kunden informieren, ob Zutaten aus China stammen.

„Im Lift hat man schon das Gefühl, dass sich die anderen eher an die Wand drücken“, erklärt die Unternehmerin. Auch beim Einkaufen oder anderen Gelegenheiten spüre man, dass Menschen auf Abstand gehen. Sie kaufte sich daher ein T-Shirt, um ihre österreichische Herkunft zu demonstrieren. „Die Menschen sollen nicht nur das Oberflächliche sehen, sondern auch auf den Menschen dahinter blicken.“

Große Sorge

Weit unangenehmer ist die Situation für die drei Austauschstudenten der Fachhochschule Vorarlberg aus Südkorea. Sujin Ahn (24), Minju Song und Sumin Lee (beide 22) sind seit dem 17. Februar im Ländle. Jugendliche husten provokativ oder machen Coronawitze in ihrer Anwesenheit. Andere rufen ihnen laut „Corona“ zu. Manche filmen oder fotografieren sie, um dies dann unter „It‘s Corona Time“ in den sozialen Netzen zu posten.

Jugendliche wie Erwachsene suchen Abstand oder ziehen sich den Schal vors Gesicht, wenn sie
die Studenten sehen. Sie fühlen sich in der Öffentlichkeit nicht willkommen und unsicher, erklären sie im Gespräch mit den VN.

Dies lässt man sie auch direkt spüren: Als Studenten waren sie auch Teil des Faschingsumzugs in Dornbirn. „Wir verteilten auch Süßigkeiten, wie die anderen“, erzählt Ahn. Dann stockt die Stimme, so ablehnend waren manche Reaktionen rein aufgrund ihrer asiatischen Erscheinung.

Die Studentinnen versuchen, öffentliche Verkehrsmittel oder Menschenansammlungen zu meiden. „Man versteht ja nicht, was die Leute reden, aber man wird angestarrt. Und man weiß nie, was als nächstes passiert“, fasst Song die dauernd präsente Angst zusammen. Schließlich wisse man nie, ob nicht auch Übergriffe zu erwarten sind und ob sie Hilfe von anderen Menschen erwarten dürften. VN-RAU

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