Vorreiterrolle in Sachen Berufsbildung

Spezial / 27.10.2020 • 14:48 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Österreichs berufsbildendes Schulsystem liegt weit über den Durchschnitt.shutterstock
Österreichs berufsbildendes Schulsystem liegt weit über den Durchschnitt.shutterstock

OECD-Studie stellt den Auftrag an Österreich, Stärken in der Berufsbildung weiter auszubauen.

Qualifikation Die jährliche Bildungspublikation der Industriestaaten-Organisation (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) bestätigt Österreichs Vorreiterrolle in Sachen Berufsbildung. Sowohl beim Anteil jener Schüler und Schülerinnen, die eine Schule mit Berufsbildung besuchen, als auch bei der Erfolgsquote im berufsbildenden Schulsystem auf der Sekundarstufe II liegt Österreich jeweils weit über dem Durchschnitt und im Spitzenfeld. „Das ist eine gute Ausgangsbasis. Allerdings ermahnt die OECD Österreich dazu, diesen Vorsprung in der beruflichen Qualifikation auch in die Zukunft zu tragen“, bekräftigt Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin in der Wirtschaftskammer Österreich.

Dreh- und Angelpunkt

Handlungsbedarf ist bei der Umsetzung der höheren Berufsbildung, der Finanzierung der Fachhochschulen und Reform der neunten Schulstufe gegeben. Die höhere Berufsbildung richtet sich an Personen, die sich nach dem Lehrabschluss beruflich auf höherem Niveau weiterbilden wollen, sei es in Richtung Meister, Werkmeister oder über Fachakademien. Damit sollen durchgängige Karrierepfade ermöglicht werden. Die neunte Schulstufe wiederum ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Berufsentscheidung. Sie muss dringend reformiert werden, um den Übergang in weiterführende Allgemein- und Berufsbildungsangebote besser und friktionsfreier zu gestalten. „Das Ziel muss sein, die Drop-out-Raten zu senken und das Qualitätsniveau der Absolventen zu heben.“ Große Erwartungen setzt Kühnel diesbezüglich in die angekündigten Reformen der Polytechnischen Schulen (PTS), die sich stärker an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren sollen. Zusätzlich könnte ein Ausbildungsreifezertifikat das Erreichen der Bildungsziele in der achten Schulstufe und den Erwerb zusätzlicher Kompetenzen in der PTS nachweisen. „Die Ergebnisse der Studie sind eine Bestätigung, dass Österreichs Schwerpunkte mit der Aufwertung der Lehre, dem Ausbau der beruflich-praktischen Bildungspfade und der stärkeren Bedarfsorientierung des Bildungssystems richtig gesetzt sind. In der heutigen Arbeitswelt verändern sich die Erfordernisse an Qualifikationen aber ständig. Lebensbegleitendes Lernen ist keine Option, sondern ein Muss“, so Kühnel.

Digitaler Nachholbedarf

So attestiert die OECD Österreich bei der Nutzung digitaler Weiterbildungsformen klaren Aufholbedarf. Im OECD-Durchschnitt nehmen 36 Prozent der Lehrkräfte im Sekun-darbereich I an Onlinekursen oder virtuellen Seminaren teil; in Österreich sind es weniger als 20 Prozent. Zum Vergleich: Bei Spitzenreitern wie Südkorea oder Shanghai bilden sich 90 Prozent der Lehrkräfte online weiter.

„Lebensbegleitendes Lernen ist keine Option, sondern ein Muss.“

Österreichs berufsbildendes Schulsystem liegt weit über den Durchschnitt.shutterstock
Österreichs berufsbildendes Schulsystem liegt weit über den Durchschnitt.shutterstock

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