Klimmzüge zwischen vielen Interviews

Spezial / 01.06.2022 • 23:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Vinzenz Rohrer hinterließ in seiner ersten Saison bei den Ottawa 67‘s mit 48 Punkten in 64 Spielen bleibenden Eindruck. OR
Vinzenz Rohrer hinterließ in seiner ersten Saison bei den Ottawa 67‘s mit 48 Punkten in 64 Spielen bleibenden Eindruck. OR

Vinzenz Rohrer präsentiert sich beim Combine in Buffalo den NHL-Klubs.

Schwarzach Vinzenz Rohrer ist einer von 63 Eishockeystürmern, die sich in dieser Woche dem Combine der National Hockey League in Buffalo stellen. Darunter sind nicht weniger als 36, die ebenfalls auf der Centerposition des Rankweilers spielen. 30 Abwehrspieler und drei Torhüter empfehlen sich ebenfalls für einen Job in der NHL. Alle Kandidaten, die sich im KeyBank-Center versammelt haben, stehen auf der Liste für den Draft der besten Eishockeyliga im Juli in Montreal.

„Du musst wirklich du sein“

„Es gibt einen Meetingplan. Ich habe in dieser Woche manchmal sechs bis sieben Interviews am Tag mit einem der NHL-Klubs,“ erzählt Rohrer dem kanadischen Sportsender TSN. „Ich mag das, sie dauern meistens so um die 20 Minuten.“ Das längste Treffen ging aber mehr als eine halbe Stunde. „Die haben sich Zeit gelassen, weil nachher das Mittagessen und kein Termin mehr angesetzt war“, schmunzelt der 17-Jährige, der sich in der vergangenen Saison bei den Junioren der Ottawa 67‘s ins Rampenlicht gespielt hat.
Shane Wright, Juraj Slafkovsky und Logan Cooley heißen die Favoriten auf die ersten drei Draft-plätze, Montreal, New Jersey und Arizona dürfen zuerst ziehen. Im Draft sollte Marco Kasper in Runde eins an der Reihe sein, Rohrer in der zweiten als 17. österreichischer Spieler folgen. „Er hat einen hohen Eishockey-IQ“, lobt Trainer Dave Cameron seine Vorzüge. Mit einer sehr guten Einschätzung über die gesamte Eisfläche und NHL-typischen Spielzügen. „Vinzenz könnte im Draft der Rohdiamant sein“, schreibt „The Athletic“.
„Du kannst es nicht kontrollieren, ob sie dich mögen oder nicht“, blickt Rohrer auf die ersten Gespräche mit den NHL-Klubs zurück. „Du musst wirklich du sein,“ hat er als Mittel gegen die Nervosität gefunden. Die Fragen gehen vom persönlichen Wohlbefinden über den familiären Rückhalt bis hin zum Karriereziel. Das Interesse der Klubs sei unterschiedlich: „Bei einer Organisation saßen die Leute hinter dem Laptop, haben bei den Fragen aber den Augenkontakt vermieden.“
Rohrer tauscht sich in der Freizeit mit den Kollegen vom Combine aus, darunter auch mit Toptalent Shane Wright. „Er spielte bei Kingston in unserer Liga, wir haben uns zusammen oft am Bullypunkt getroffen.“
Heute steht für Rohrer neben den Interviews ein Mobilitätscheck auf dem Programm. Zu den elf Fitnesstests gehören u.a. Standweitsprung, Bankdrücken oder Klimmzüge. Gefürchtet ist das Ergometerrad. „Da wird es am schwierigsten“, glaubt Rohrer, der zu den Jüngsten im Draftpool gehört.
Ein Vergleich mit anderen Spielern wäre schwierig, glaubt der U-20-Nationalmannschaftsspieler. „Jeder gibt hier bei den Tests sein Bestes. Du kannst nicht Supermann sein, deine Kräfte plötzlich vervielfachen. Aber du versuchst, dein Limit zu erreichen. Ich habe mich mit Coach Dylan Stanley drei Wochen vorbereitet. Am Ende spielt es aber keine Rolle, wie viele Klimmzüge du hier machst. Das gesamte Training muss so abgestimmt sein, dass man es während der Saison auf dem Eis umsetzen kann.“

Interesse aus Toronto

Nur mit fünf von 32 NHL-Organisationen führte Rohrer keinen Dialog. Als größter Interessent kristallisiert sich Toronto heraus, nächste Woche ist er bei den Maple Leafs in Kanada eingeladen. Der 13-fache Sieger des Stanley Cups hat beim Draft aber keine guten Positionen: In Runde eins darf der Klub als 25. ziehen, später sind es dann die Picks Nummer 78 und 217.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.