Der Präsident darf es bleiben

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (78) braucht keine Stichwahl und bleibt für weitere sechs Jahre im Amt.
Wien Nur rund um 17 Uhr wurde es im Medienzentrum des Innenministeriums kurz still, gespannt erwarteten die anwesenden Journalisten aus dem In- und Ausland die ersten Hochrechnungen der Bundespräsidentenwahl. Doch kurz darauf ging alles wieder seinen gewohnten, chaotischen Gang: Die sechs Herausforderer wurden von Print-Journalistin zu Fernsehstation und zurück gereicht. Und sie alle hatten ihr Wahlziel verfehlt, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen erreichte bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und ist wiedergewähltes Staatsoberhaupt.
Dass der 78-Jährige diese Hürde bereits gestern, Sonntag, überspringen wird können, war im Vorhinein der Wahl erwartet worden, Wahlforschungsinstitute prognostizierten ihm zuletzt zwischen 51 und 58 Prozent. Laut aktueller SORA-Hochrechnung wird der Volkswirt 56,2 Prozent der Stimmen erreichen. Die Briefwahlkarten werden erst heute, Montag, auf Bezirksebene ausgezählt.
Erster Verfolger Van der Bellens war FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz, mit 17,9 Prozent laut Hochrechnung war er von der erhofften Stichwahl aber entfernt. Für eine Überraschung sorgte Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny („Marco Pogo“), der vor allem unter den jungen Wählerinnen und Wählern punkten konnte: Mit 8,4 Prozent landete er knapp vor Rechtsanwalt Tassilo Wallentin (8,3 Prozent) auf Rang drei. Abgeschlagen waren Ex-BZÖ-Parteichef Gerald Grosz (5,5 Prozent), sowie MFG-Gründer Michael Brunner (2,1 Prozent) und Schuhunternehmer Heinrich Staudinger (1,5 Prozent).
Klarer als befürchtet
Das ist ein Ergebnis, das aufgrund der Umfragen zwar erwartet werden konnte, dennoch zeigte sich das Wahlkampfteam Van der Bellens nach der ersten Hochrechnung sehr erleichtert. Der Amtsinhaber war zwar formell als unabhängiger Kandidat angetreten, wurde aber von den Grünen, der SPÖ und den Neos unterstützt. Die Volkspartei gab keine Wahlempfehlung ab, Parteichef und Bundeskanzler Karl Nehammer meldete sich aber noch am Wahlabend per schriftlicher Stellungnahme: „Gratulation an Bundespräsident Van der Bellen zur Wiederwahl!“ Er freue sich auf die „weitere gute Zusammenarbeit für unser Land“.
Euphorischer war naturgemäß der grüne Regierungspartner im Bund, Vizekanzler Werner Kogler: „Gerade in stürmischen Zeiten ist es wichtig, dass es einen Bundespräsidenten gibt, der Stabilität garantiert.“ Im gleichen Tenor äußerte sich SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner: „Gerade in Zeiten großer Herausforderungen sind Kontinuität und Erfahrung an der Staatsspitze für unser Land wichtig.“ Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger freute sich, dass das Ergebnis so klar war, aber: „Es stehen sehr große Aufgaben an, die Regierung muss endlich ins Tun kommen.“ Sie erwarte sich deshalb klarere Worte.
Nur FPÖ-Chef Herbert Kickl sah im Ergebnis eine „Niederlage der Systemparteien“ und gratulierte Walter Rosenkranz: „ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos, die Landeshauptleute, sämtliche Kammern, Gewerkschaften und auch diverse Medien haben den Amtsinhaber unterstützt. Dennoch hat es nur für knapp über fünfzig Prozent gereicht.“ Dementsprechend zufrieden war er mit dem Ergebnis des freiheitlichen Kandidaten: „Walter Rosenkranz hat hingegen sein Wahlziel, klar auf Platz zwei zu kommen, deutlich erreicht.“
Angelobung im Jänner
Alexander Van der Bellen bleibt dennoch im Amt und verlängert seine Amtszeit in der Hofburg. Am 26. Jänner wird er vor der Bundesversammlung zur zweiten Amtszeit angelobt, es wird seine letzte sein. Und damit geht auch ein kurzer Wahlkampf zu Ende, der vom längsten Stimmzettel (mit sieben Kandidaten) und vom ersten seit 1980 ohne Frauen geprägt war. Ob des klaren Ergebnisses nahm das Leben in Wien aber noch am Sonntagabend wieder seinen gewohnten Lauf, die Touristen rund um die Hofburg hatten vom unspektakulären Wahlabend wohl kaum Notiz genommen.