Die Schweiz feiert „King Küng“

Das wichtigste Gold bei einem Ski-Großereignis ging erstmals seit 1997 wieder an die Schweiz.
VAil, Beaver Creek. Überraschungs-Weltmeister Patrick Küng roch noch nach dem Sieger-Champagner, als er über den größten Erfolg seiner Karriere sprach. „Abfahrt, Königsdisziplin, Gold – das ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagte der von den Stadionsprechern als „King Küng“ gefeierte Schweizer. Zuvor hatte er im Zielbereich nach seinem Ritt auf der Raubvogel-Piste in Beaver Creek wild mit Schampus um sich gespritzt. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Es ist nicht immer ganz einfach, in der Schweiz Ski zu fahren, wir haben einen großen Druck“, sagte der 31-Jährige.Er selbst sicherte sich erst im letzten Abfahrtstraining am Freitag einen der vier Startplätze für die Schweiz. „Wenn man eine Quali fahren muss, heißt das, dass das Team stark ist“, meinte Küng.
Feuz war tief unten
Wie stark, bewiesen seine Teamkollegen. Routinier Didier Defago war als schlechtester Schweizer auf Rang elf noch immer besser als der beste Österreicher, Olympiasieger Matthias Mayer, auf Platz zwölf.
Carlo Janka wurde Neunter – und Beat Feuz gewann Bronze hinter dem US-Amerikaner Travis Ganong. „Vor zwei Jahren war ich extrem tief unten“, erzählte der 28 Jahre alte Feuz, der nach einer missglückten Knie-operation beinahe ein Bein verloren hätte. „Jetzt hier zu stehen auf einem Podest bei der Weltmeisterschaft, da gab es nicht viele Leute, die daran geglaubt haben. Ich selber teilweise auch nicht.“ Dass bei einer WM-Abfahrt zwei Leute aus einem Land auf dem Podium standen, gab es zuletzt 2009 in Val d‘Isère: Auch damals waren es mit
Didier Cuche (Silber) und Janka (Bronze) zwei Schweizer.
Glücklich mit den zwei Medaillen konnte auch Chefcoach Tom Stauffer sein, der in den vergangenen vier Jahren noch mit Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg für Deutschland bei Großereignissen abräumte. „Er macht seine Arbeit perfekt. Er hat eine gewisse Ruhe ins Team gebracht“, lobte Küng.
„Schweizer Abfahrts-Wahnsinn“, titelte das Boulevardblatt Blick. In der alpinen Königsdisziplin hatten die Eidgenossen zuletzt 1997 bei der WM in Sestriere den Besten gestellt, Bruno Kernen. Küng hat zwei Weltcupsiege, einen davon am Lauberhorn, und weitere drei Podestplätze, immerhin, aber bei Großereignissen wollte es nie so recht klappen. „Ich denke, dass ich mich jetzt mit Beaver Creek versöhnt habe“, freute sich Küng. „Heute war es leicht für mich. Ich war fast fehlerlos, der Ski ist gelaufen, ich musste nicht einmal ans Limit gehen“, berichtete Küng über seine anscheinend fast spielerisch leichte Goldfahrt.
Der Druck und die Gesundheit
Der Erwartungsdruck bei den Ski-begeisterten Eidgenossen machte ihm einigermaßen zu schaffen, oft auch gesundheitliche Probleme. Zuletzt bei den Winterspielen in Sotschi, als Küng eigentlich „so gut drauf war wie nie“, bis es dann vor Ort wieder mal nicht klappte. „Bei Großanlässen“, sagte er, „ist es bisher immer nach hinten losgegangen – wortwörtlich.“ In der Tat: In Sotschi hatte er eine Magen-Darm-Grippe . . .
Ich war fast fehlerlos, der Ski ist gelaufen. Es war leicht. Ich musste nicht einmal ans Limit gehen.
Weltmeister Patrick Küng



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