Auch Messi gratuliert Leicester

Sport / 03.05.2016 • 23:01 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Auch Messi gratuliert Leicester

Viva Leicester – Fuchs und Co. jubeln über den Titelgewinn. Zurück bleibt der ratlose britische Fußball-Hochadel.

Leicester. ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs ist im Alter von 30 Jahren erstmals Meister geworden, und auf der Insel gibt es keine zwei Meinungen: Leicesters Triumph in der Premier League ist die größte Sensation im englischen Klub-Fußball. „Darum lieben wir alle Fußball. Gratulation“, twitterte selbst Weltfußballer Lionel Messi.

Mattersburg anstelle von Red Bull Meister? Eibar auf Kosten von Barcelona oder Real am Ende der Saison auf Platz eins? Carpi entthront Juventus? Guingamp stoppt PSG? Undenkbar, im Prinzip ausgeschlossen! Leicester wirtschaftet zwar grundsätzlich in einer anderen Preisklasse als die genannten Fußballzwerge, aber im Verhältnis zur englischen Konkurrenz ist der Vergleich mit solchen Leichtgewichten zulässig.

Im Ballungsraum der global bekanntesten und finanzkräftigsten Klubs, im wohl schwierigsten und höchstdotierten Wettbewerbsfeld der internationalen Fußballbranche, in der Liga mit dem weltweit größten TV-Geldvolumen stellte ein 1:5000-Außenseiter Giganten wie ManCity, ManUnited, Liverpool oder Chelsea vor unlösbare Probleme. Auf eine solche Story wäre kein irdischer Drehbuchautor je gekommen. „Ich bin so glücklich und stolz, dass wir die Premier League gewonnen haben. Ein Traum ist wahr geworden“, so Fuchs. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von einem „Märchen“, das Realität wurde.

Erfolgsgarant Vardy

Namenlose Sieger gab es schon immer, aber Gewinner aus dem Nichts, die in einem hochgerüsteten und restlos technologisierten Umfeld während 36 Runden bei ausnahmslos allen Favoriten Systemausfälle provozieren, sind einzigartig. Ebenso wie die Geschichte von Topscorer Jamie Vardy. Der Engländer kickte vor wenigen Jahren in der achten Liga und musste sich bei den Stocksbridge Park Steels wegen einer Wirtshausschlägerei eine halbe Saison lang bereits nach einer Stunde auswechseln lassen, um seine elektronische Fußfessel rechtzeitig anlegen zu können. Nun fesselten der 29-Jährige und seine Teamkollegen mit ihren Leistungen Fans in aller Welt und degradierten die favorisierte Konkurrenz aus Manchester und London zu Statisten.

Um die Dimension der Überraschung zu erfassen, ist ein weiterer Vergleich hilfreich: Die von Claudio Ranieri bevorzugte Startelf kostet zwölfmal weniger als jene von Manchester City – 28 Mill. Euro vs. 358 Millionen. Das Portal „Sporting Intelligence“ und die Wirtschaftsagentur „Bloomberg“ platzierten den Hinweis, ManUnited habe während der zweijährigen Amtszeit des niederländischen Trainers Louis van Gaal (319,5 Mill. Euro) mehr investiert als der neue Titelträger in den gesamten 132 Jahren seiner Klubgeschichte.

Christian Fuchs (l.) und Robert Huth bei der Ankunft beim Haus von Jamie Vardy, wo die Party stieg.
               Reuters/3

Christian Fuchs (l.) und Robert Huth bei der Ankunft beim Haus von Jamie Vardy, wo die Party stieg.

Reuters/3

City-Eigentümer Vichai Srivaddhanaprabha bei der Ankunft.
City-Eigentümer Vichai Srivaddhanaprabha bei der Ankunft.
Tierische Freuden bei den Fans, auch die Hunde tragen Blau.
Tierische Freuden bei den Fans, auch die Hunde tragen Blau.

Fußball

Vereine, die mit ihrem Titelgewinn in Europa für Überraschungen sorgten

» Nottingham Forest 1977/78
1975 übernahm Brian Clough das Traineramt und nach dem Aufstieg aus der zweiten Liga gelang sogleich der Titelgewinn. Zwischen November 1977 und Dezember 1978 blieb man 42 Ligaspiele unbesiegt.

» Hellas Verona 1984/85
Drei Jahre nach dem Serie-A-Aufstieg gewann das Team rund um Hans-Peter Briegel den ersten und bisher einzigen Scudetto.

» 1. FC Kaiserslautern 1997/98
1996 abgestiegen, gelang der sofortige Wiederaufstieg und der Meistertitel – als erster und bis heute einziger Aufsteiger.

» Deporivo La Coruña 1999/2000
Fünf Punkte lag man am Ende vor dem FC Barcelona – einzigartig.

» VfL: Wolfsburg 2008/09:
Unter Felix Magath trug sich der Klub als erster Verein seit 39 Jahren neu in die Liste der deutschen Fußballmeister ein.

» Bursaspor 2009/10
Sorgte nach 32 Jahren für Abwechslung, denn sonst gewinnen oder gewannen Fenerbahce, Besiktas oder Galatasaray.

» FC Midtjyylland 2014/15
1999 durch den Zusammenschluss zweier Vereine gegründet, die Transferpolitik wurde mathematisch durchgerechnet.

» Leicester City 2015/16
Selbst die Wette „Elvis lebt“ (2000:1) schien zu Saisonstart wahrscheinlicher.

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