Der Gastgeber ist auf den Titel aus

Sport / 04.05.2016 • 20:54 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Mit einem 4:0 gegen Schweden schoss sich Russland für die WM warm. Im BIld Stürmer Vadim Shipachyov gegen Torhüter Jacob Markström. ap
Mit einem 4:0 gegen Schweden schoss sich Russland für die WM warm. Im BIld Stürmer Vadim Shipachyov gegen Torhüter Jacob Markström. ap

Russlands Eishockey-Nationalteam ist bei der Heim-WM unter Zugzwang.

Moskau. Gastgeber Russland gilt als einer der Favoriten der am Freitag beginnenden Eishockey-WM. Allerdings hat die „Sbornaja“ seit dem Ende der Sowjetunion 1991 kein Heim-Turnier mehr gewonnen. Zuletzt 2007 reichte es „nur“ zu Bronze. Außerdem wollen die Russen Revanche für die 1:6-Finalschlappe gegen Erzrivale Kanada 2015 in Prag – am liebsten im Endspiel am 22. Mai in Moskau.

Wirbel um die Stars

Doch die Stimmung im Team von Trainer Oleg Snarok ist angespannt. Für Wirbel sorgt vor allem die Flucht von Alexander Radulow vor wenigen Tagen: Statt zum Treffen der Nationalmannschaft flog der Stürmerstar von ZSKA Moskau eigenmächtig in die USA, um über seine mögliche Rückkehr in die NHL zu verhandeln. Während Radulow begnadigt wurde, bleibt Ilja Kowaltschuk suspendiert. Der Stürmer von SKA St. Petersburg hatte nach dem Play-off-Aus in der Kontinentalen Hockey-Liga (KHL) die Klubführung kritisiert.

Zu allem Überfluss berichten Medien auch noch über einen angeblich schleppenden Ticketverkauf vor der WM. Doch trotz aller Widrigkeiten: Russland – und vor allem Präsident Wladimir Putin – erwartet von der Sbornaja nichts anderes als Gold. Mit dem Weltmeistertitel im Nationalsport Nummer eins soll auch die Schmach von Sotschi 2014 getilgt werden. Damals schied Russland bei den Olympischen Winterspielen in der Heimat bereits im Viertelfinale nach einem 1:3 gegen Finnland aus. „Verlieren verboten“ lautet daher das Motto für das Team von Snarok.

Der niedrige Ölpreis und die westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts machen Russlands Wirtschaft stark zu schaffen. Dennoch kleckert der Gastgeber der 80. Eishockey-WM nicht. Allein für den Turnierteil, der in Moskau ausgetragen wird, steht im Süden der Hauptstadt der neu gebaute VTB Eispalast mit rund 12.000 Plätzen. Namensgeber ist Russlands zweitgrößte Bank VTB, und das zeigt bereits die enge Verzahnung von Sport, Wirtschaft und Politik in Russland.

Bevor Putin in zwei Jahren die Welt zur Fußball-WM in Russland empfängt, soll das Eishockey-Turnier dem Riesenreich Glanz verleihen. Berichte über Doping kratzen massiv am Image der Sportgroßmacht. So droht Russlands Leichtathleten wegen des massiven Dopingskandals, der im November aufgedeckt worden ist, die Sperre bei den Olympischen Spielen im August in Rio. Zur Nachwuchs-Eishockey-WM in den USA musste Russland vor Kurzem seine U-17-Spieler schicken, weil bei vielen Akteuren der U-18-Mannschaft das Dopingpräparat Meldonium festgestellt worden war.

Die Finnen sind heiß

Apropos U 18: Finnlands Nachwuchsauswahlen überzeugten bei den Weltmeisterschaften der U 18 und
U 20 jeweils mit der Goldmedaille. Das A-Nationalteam um Cheftrainer Kari Jalonen möchte mit sieben Spielern aus der NHL und fünf aus der KHL den Kreis schließen und ebenfalls den WM-Titel holen.

Die Dornbirn Bulldogs sind bei der WM ebenfalls vertreten: Florian Hardy ist einer von drei Torhütern beim französischen Nationaleam.

Eishockey

Die Weltmeister seit 2005

2005 Wien, Innsbruck Tschechien

2006 Riga Schweden

2007 Moskau Kanada

2008 Quebec, Halifax Russland

2009 Bern, Zürich-Kloten Russland

2010 Köln, Mannheim, Gelsenkirchen Tschechien

2011 Bratislava, Kosice Finnland

2012 Helsinki, Stockholm Russland

2013 Stockholm, Helsinki Schweden

2014 Minsk Russland

2015 Prag, Ostrava Kanada

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