Genieblitz lässt Altach zappeln

Traum-Freistoßtor von Joachim Standfest in letzter Sekunde verhinderte Sieg der Altacher.
Altach. Gespenstische Stimmung auf den Rängen der Cashpoint-Arena nach dem Schlusspfiff der Partie der Altacher gegen den WAC. Verständlich, kassierte die Truppe von Cheftrainer Damir Canadi doch den Ausgleichstreffer zum 1:1 in allerletzter Sekunde. Und Wolfsberg „spuckte“ damit den Rheindörflern in die „Klassenerhaltsparty-Suppe“. Denn mit den drei Punkten mehr am Konto wäre der SCR Altach bereits fixer Bestandteil der nächsten Bundesliga-Saison gewesen. Doch ein Grazer im Dress der Kärntner, Joachim Standfest, hatte etwas dagegen. Der bald 37-Jährige überlistete mit einem gefinkelten Freistoß Altach-Tormann Andreas Lukse und versenkte den Ball aus spitzen Winkel im langen Kreuzeck. Am Ende zwar ein glücklicher, aber nicht unverdienter Ausgleich, denn die Kärntner machten vor allem im zweiten Durchgang enorm Druck auf die Abwehr der Heimmannschaft.
Erste Halbzeit gehörte Altach
Was in Hälfte eins noch ganz anders ausschaute. Da waren es die Vorarlberger, die das Heft von der ersten Minute an in die Hand nahmen. Angetrieben von Kapitän Philipp Netzer kreierten die Rheindörfler eine tolle Chance nach der anderen. Boris Prokopic zweimal (15./29.), Benedikt Zech (21.) und Netzer selbst (23.) vergaben allesamt hervorragend herausgespielte Tormöglichkeiten. Altach war der klare Herr im Ring. Die Gäste hingegen wurden nur einmal wirklich gefährlich, als Manuel Weber (42.) einen Kopfball übers Gehäuse von Lukse setzte.
Zu Beginn der zweiten Hälfte merkte man den Gästen auf einmal größeren Willen an, WAC-Coach
Heimo Pfeifenberger schien die richtigen Worte in der Halbzeitpause gefunden zu haben. Issiaka Ouedraogo (58) hatte nach einem Querpass von Standfest schon den Ausgleich am Fuß, verzog aber mit der Ferse knapp. Doch Altach antwortete perfekt auf die aufkommenden Gäste. Scheiterte Netzer (62.) noch mit einem Volley an WAC-Goalie Alexander Kofler, verwertete César Ortiz (63.) den anschließender Corner von Emanuel Schreiner per Kopf zur verdienten 1:0-Führung. Anschließend wehrten sich Zech und Co. mit allem, was sie hatten, versuchten den Sieg über die Runden zu bringen. Als alle im Stadion schon zum Jubeln ansetzen wollten, war Lukse gegen den Genieblitz von Standfest schlussendlich machtlos.
Getrübte Stimmung
Am Ende herrschte im Stadion natürlich Trauer-Stimmung bezüglich des verpassten Sieges und fixierten Klassenerhalts. Aber durch den 2:0-Sieg von Ried über Grödig konnte Altach den Vorsprung auf die Salzburger sogar auf sechs Punkte ausbauen. Bei nur noch zwei ausstehenden Spielen eigentlich ein gutes Polster. Sportdirektor Georg Zellhofer will hingegen von gutem Polster und Vorsprung nichts wissen. „Mir tut viel mehr weh, dass ich die Spieler nach dem Spiel völlig frustriert in der Kabine sitzen sehe. Wir alle im Klub haben nämlich im Vorfeld enorm viel investiert in diese Partie, waren alle voll fokussiert und wollten den Heimsieg. Bitter, dass wir dies nicht bewerkstelligen konnten“, erklärt Zellhofer und sieht in der WAC-Partie ein Spiegelbild der Saison: „Es gelingt uns heuer einfach nicht, die Spiele nach Hause zu bringen. Das zieht sich durch unsere ganze Spielzeit. Deshalb fehlen uns eben jetzt die Punkte für den sicheren Klassenerhalt. Die Spieler belohnen sich einfach nicht für ihre harte Arbeit.“
Kein Blick nach Grödig
Trotz aller Widrigkeiten nach dem Remis gegen den WAC gibt Zellhofer dennoch zu, dass ihn der Endstand aus der Grödig-Partie zufrieden stimmte. „Das Ergebnis ist natürlich gut für uns. Aber ich schaue nicht nach Salzburg oder woanders hin. Denn wir haben als Mannschaft und Klub alles selbst in der Hand. Es reicht uns ein Punkt aus den letzten beiden Spielen. Und wer sagt, dass wir am Mittwoch in Wien gegen Rapid nicht schon punkten. Ich traue der Mannschaft das auch zu“, strahlt der Sportdirektor Zuversicht aus.
Trotzdem: Rechnerisch kann der SCR Altach noch eingeholt werden. Deshalb musste sich Zellhofer auch die Frage gefallen lassen, ob es denn auch einen Plan B gäbe: „Natürlich haben wir hier als professioneller Verein einen Plan B in petto. Aber glauben Sie mir: Der liegt ganz weit unten in der Schublade und ist in meinem Kopf ganz tief vergraben. Weil ich fest davon überzeugt bin, dass der SCR Altach auch nächste Saison erstklassig ist.“
Die Spieler belohnen sich nicht für ihre harte Arbeit am Platz.
Georg Zellhofer

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