Guardiolas Tränen berühren Millionen

Sport / 22.05.2016 • 20:43 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Jubel bei den Bayern-Spielern und Trainer Pep Guardiola nach dem dramatischen Titelgewinn im Elfmeterschießen gegen Dortmund. Foto: afp
Jubel bei den Bayern-Spielern und Trainer Pep Guardiola nach dem dramatischen Titelgewinn im Elfmeterschießen gegen Dortmund. Foto: afp

Trainer zeigt sich am Ende seiner Bayern-Ära beim DFB-Pokaltriumph über Dortmund emotional wie nie.

berlin. Pep Guardiola weinte und lachte, lachte und weinte. Nach dem dramatischen, aber glücklichen Ende seiner Bayern-Ära mit dem Triumph im DFB-Pokal wusste der Trainer gar nicht mehr, wohin mit seinen Emotionen. Der Mann, für den Titel nur „Nummern“ sind, zeigte sich gerührt wie nie zuvor in drei Jahren München. Er heulte an der Schulter seiner Spieler wie ein kleines Kind. Er herzte jeden Einzelnen, vom halbnackten Elfmeter-Helden Douglas Costa bis hin zum Ersatz-Ersatz-Torwart Tom Starke. Und am Ende seiner berührenden Gefühle-Show ließ sich der oft so verkniffen-kühle Katalane sogar dazu hinreißen, eine eherne deutsche Fußball-Tradition in die Mottenkiste zu packen. Um kurz nach 23 Uhr riss Guardiola – nicht Kapitän Philipp Lahm – den Pokal in den Berliner Nachthimmel. Und dann, ja, auch das noch, küsste der Coach den Pott – so, wie er zuvor seine Goldmedaille geknutscht hatte.

Der Mensch Pep

„Die letzten fünf Monate waren nicht einfach für mich“, erklärte Guardiola die Mischung aus Erlösung und unbändiger Freude, die unmittelbar nach Costas entscheidendem Elfmeter zum 4:3 gegen Borussia Dortmund aus ihm herausbrach. Da versuchte er noch, seine Tränen zu verbergen, doch als er auf der Tribüne seine Familie erblickte, war es um ihn geschehen. „Jetzt kann er endlich auch mal Mensch sein“, sagte Thomas Müller über den scheidenden Chef.

Dem war sehr nahe gegangen, was er nach der Bekanntgabe seines Wechsels zu Manchester City am 1. Februar über sich lesen, sehen und hören musste. Das öffentliche Urteil sei plötzlich umgeschlagen, klagte er im Olympiastadion. Aus dem „Hosianna!“ für den Trainer-Messias war hier und da ein „Kreuzigt ihn!“ geworden. „Das habe ich nicht verstanden“, sagte Guardiola, aber so sei es nun mal: „Wenn du nicht gewinnst, bist du schuld.“ Wegen seiner drei Halbfinalpleiten in der Champions League sieht er sich selbst als Unvollendeten – trotz ruhmreichen Endes mit dem 18. Münchner Pokalsieg und elften Double. Die Fans, in deren Herzen er nie so recht gefunden habe, wie er zuletzt traurig berichtete, bedankten sich im Olympiastadion mit Sprechchören und Plakaten („Danke Pep“).

Zum Abschied ein Doppelpack

In den nationalen Fußball-Cupbewerben feierten Paris St. Germain (4:2 gegen Olympique Marseille) und Juventus Turin (1:0 n.V. gegen AC Milan) Erfolge. Einen standesgemäßen Abgang gab es für Zlatan Ibrahimovic: Nach vier Jahren bei Paris Saint-Germain hat der schwedische Fußballstar mit einem 4:2-Sieg im französischen Cupfinale gegen Olympique Marseille, einem Doppelpack und gewohnt flotten Sprüchen Abschied genommen.

„Ich kam, ich sah, ich eroberte“, meinte der 34-Jährige nach dem Abpfiff im Stade de France in Anlehnung an ein Zitat des römischen Staatsmanns Julius Caesar. Blaise Matuidi (2.), dann Ibrahimovic (47./Foulelfmeter/82.) und Edinson Cavani (57.) hatten vor 80.000 Zuschauern für den Sieger getroffen. PSG feierte nach dem vierten Ligatitel in Serie das Double. Das Triple sogar, wenn man den Ligapokal hinzurechnet. Es war auch der zweite Gewinn der „Coupe de France“ nacheinander – und der zehnte insgesamt. Damit zog PSG in der Pokal-Siegerliste mit Marseille gleich.

In England hat Manchester United eine schwache Saison mit einem Sieg im englischen FA-Cup gerettet. Die „Red Devils“ setzten sich gegen Crystal Palace mit 2:1 nach Verlängerung durch. Der eingewechselte Jesse Lingard erlöste den Liga-5. in der 111. Minute mit einem schönen Volleytor. Da spielte das Team von Louis van Gaal nach einer Roten Karte für Chris Smalling (105.) bereits in Unterzahl. „Es ist fantastisch, diesen Titel zu gewinnen“, meinte United-Coach Van Gaal.

Die letzten fünf Monate waren nicht einfach für mich.

pep guardiola
Ausgiebige Feier: Thomas Müller und David Alaba rockten gemeinsam mit der Band Seiler und Speer den Song „Ham kummst“. Foto: ap
Ausgiebige Feier: Thomas Müller und David Alaba rockten gemeinsam mit der Band Seiler und Speer den Song „Ham kummst“. Foto: ap
David Alaba bei der Double-Feier am Marienplatz. Foto: reuters
David Alaba bei der Double-Feier am Marienplatz. Foto: reuters
Jérôme Boateng mit dem weinenden Pep Guardiola. Foto: afp
Jérôme Boateng mit dem weinenden Pep Guardiola. Foto: afp

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