„Die Atmosphäre ist einzigartig“

Sport / 24.05.2016 • 20:19 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Hans Aberer ist beim Hypomeeting in Götzis mehr als nur der Herr der Speere.  Foto: Hartinger
Hans Aberer ist beim Hypomeeting in Götzis mehr als nur der Herr der Speere. Foto: Hartinger

Hans Aberer ist beim Hypomeeting im Mösle der „Hansdampf in allen Gassen“.

Götzis. Hans Aberer ist beim Hypo-Mehrkampfmeeting zuständig für Wettkampfleitung, Infrastruktur und Finanzen. Der 63-jährige Hohenemser über die größten Herausforderungen, die Entwicklung der Mehrkampfszene in Vorarlberg und die Erneuerung der Laufbahn im Mösle-Stadion.

Was genau sind Ihre Aufgaben?

Aberer: Im Bereich Finanzen erledige ich die gesamte Buchhaltung, von der Budgeterstellung bis hin zum Rechnungsabschluss. In der Wettkampfleitung und Infrastruktur bin ich zuständig für die Verträge mit der gesamten Technik wie Zeitnehmung, Datenservice und Videowand, den Zeltaufbau im Stadion und die Anlagenausstattung der Wettkampfstätten. Für den Bewerb erstelle ich neben dem Zeitplan die Gruppen- und Laufeinteilungen für die technische Konferenz mit den Trainern.

Was ist die größte Heraus­forderung?

Aberer: Sicherlich die Gruppen- und Laufeinteilung. Es geht darum, die gesamten Daten und Statistiken zu durchforsten, man muss, was die laufenden Ergebnisse der Athleten betrifft, auf dem aktuellen Stand sein. Eine wesentliche Grundlage ist das Buch des niederländischen Mehrkampfstatistikers Hans von Kuijen. Zudem verfolge ich die laufenden Wettkämpfe und bin mit Athletenbetreuer Walter Weber bei Europa- oder Weltmeisterschaften vor Ort. Wir verfolgen genau, wie sich auch junge Athleten entwickeln. Im Bereich der Hallensaison werden Fortschritte ebenfalls berücksichtigt. Je besser
ich für die technische Konferenz vorbereitet bin, umso weniger Diskussionen gibt es.

Sie waren 1975 der erste Vorarlberger Teilnehmer beim Mösle-Meeting, welche Erinnerungen haben Sie daran?

Aberer: Dass ich den Zehnkampf nicht fertiggemacht habe. Im Stabhochsprung bin ich bei der Anfangshöhe drei Mal gescheitert. Strömender Regen an beiden Tagen und am Sonntag nur vier Grad plus. Der Start war etwas holprig (lacht).

Gab es damals auch schon Weltklassebesetzung?

Aberer: Konrad Lerch, der langjährige Meetingdirektor, war Mehrkampftrainer in Vorarlberg, und es gab eine größere Szene. Ein internationales Mehrkampfmeeting fand in Schielleiten statt, jedoch fiel es aus dem Wettkampfkalender. Daher gab es von den Gründungsmitgliedern Bestrebungen, ein Meeting in Götzis durchzuführen. Mit Wolfgang Berchtold, Johann Wolfgang und mir gab es damals drei Mehrkämpfer im Land. Das erste Mal war das Meeting mit neun Nationen noch nicht international überragend besetzt, aber es hat sich hervorragend entwickelt. Der Durchbruch gelang 1980 mit dem Weltrekord von 8622 Punkten durch den Briten Daley Thompson.

Was ist das Besonderes am Meeting?

Aberer: Wir bieten den Athleten eine optimale Infrastruktur, und für den Nachwuchs ist Götzis jährlich ein großes Ziel. Die Atmosphäre ist einzigartig. Für junge Mehrkämpfer ist es ein besonderes Erlebnis, sich unter diesen Rahmenbedingungen mit einem Weltklassefeld zu messen.

Aus Vorarlberger Sicht wird heuer niemand am Start sein. Verfolgen Sie die Entwicklung im Land?

Aberer: Natürlich, und wir wären sehr glücklich, wenn wir heimische Athleten am Start hätten. Denn auf der einen Seite haben wir das beste Mehrkampfmeeting der Welt, aber keine Lokalmatadoren. Die Frage ist, ob das Potenzial da ist. Momentan sehe ich keine großen Bemühungen des Vorarlberger Leichtathletikverbandes, ein Mehrkampfzentrum im Land aufzubauen. Früher gab es in Vorarlberg eine sehr gute Mehrkampfgruppe sowohl bei den Frauen als auch den Männern.

Wann erfolgt der geplante Umbau der Laufbahn in Götzis?

Aberer: Wir, die Marktgemeinde Götzis, warten noch auf die Zusage vom Sportministerium für die Bundesfördermittel. Sobald diese vorliegt, wird mit dem Umbau begonnen.

Welche Erneuerungen wird
es geben?

Aberer: Die Bahn wird nochmals überbaut, an der grundsätzlichen Stadionsituation ändert sich nichts, mit Ausnahme einer Anpassung im Bereich der Weitsprunganlagen Gruppe B. Die Laufbahn muss nach 43 Jahren saniert werden, obwohl sie nach wie vor sehr schnell ist. Das beweisen die 200-m-Zeiten in Götzis von der Niederländerin Daphne Schippers, amtierende Weltmeisterin über 200 m. Jedoch weist sie im Unterbau Risse auf, die jährlich hohe Instandhaltungskosten verursachen. Zudem haben wir bereits vor etwa fünf Jahren vom technischen Delegierten des Weltverbandes IAAF den Hinweis erhalten, beim 200- bzw. 400-m-Lauf die Innenbahn freizulassen, weil aufgrund der Unebenheiten diese Läufer benachteiligt wären. Mit der Sanierung lösen wir dieses Problem.

Wie hoch sind die Kosten?

Aberer: Etwa eine Million Euro. Angedacht ist eine Drittelfinanzierung von Gemeinde, Land und Bund. Die Förderzusage vom Bund erwarten wir in Kürze. Die neue Bahn sollte bis zum Hypo-Meeting 2017 fertig- gestellt sein.

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