Red Bull schenkte Hamilton Sieg

Sport / 29.05.2016 • 20:37 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Heimsieg für Lewis Hamilton in Monte Carlo. Der Brite hatte den Grand bereits im Jahre 2008 für sich entscheiden. Foto: gepa
Heimsieg für Lewis Hamilton in Monte Carlo. Der Brite hatte den Grand bereits im Jahre 2008 für sich entscheiden. Foto: gepa

Reifenwechsel bei Ricciardo verpatzt, Mercedes triumphierte beim Grand Prix in Monaco.

Monaco. Lewis Hamilton hat nach sieben Monaten Siegpause wieder ein Formel-1-Rennen gewonnen. Der Weltmeister im Mercedes-Silberpfeil setzte sich in Monaco vor Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo und Sergio Perez vom Force-India-Rennstall durch. Hamiltons 44. Karriere-Erfolg und der zweite Sieg in Monte Carlo verdankt sich aber auch einem unerklärlichen Boxen-Fauxpas der Red-Bull-Crew.

Rosberg nur auf Rang sieben

Für Hamilton war es der erste Sieg seit dem Grand Prix von Austin am 25. Oktober 2015. Acht erfolglose Versuche und ein Haufen technischer Pannen und eigener Unzulänglichkeiten lagen dazwischen. „Ehrlich gesagt, fehlen mir ein bisschen die Worte. Für diesen Tag habe ich gebetet“, stammelte der 31-Jährige, der beim Aussteigen aus seinem Dienstwagen Gratulationen von Popsänger Justin Bieber im Empfang nahm.

Rosberg, dem Probleme mit der Temperatur der Bremse zu schaffen machten, wurde in der letzten Kurve noch von Perez-Teamkollege Nico Hülkenberg überholt. „Ich habe mich einfach gefühlt wie auf rohen Eiern da draußen“, sagte der enttäuschte WM-Spitzenreiter. Barcelona-Sieger Max Verstappen zerstörte seinen Red Bull wie schon im Qualifying in der Casino-Kurve.

Für Hamilton machten sich beim Wechsel von Regen auf Sonnenschein ein taktischer Schachzug und eine Mercedes-Order bezahlt. Im Einklang mit den meisten Prognosen gingen an der französischen Riviera schon vor dem Rennstart mehr oder weniger kräftige Schauer nieder. Die Fahrer zogen Regenreifen auf, es wurde hinter dem Safety Car gestartet. Sieben Runden führte Bernd Mayländer an seinem 45. Geburtstag das Feld an. Im weiteren Verlauf trocknete die Strecke fast vollständig auf.

Als einziger der Spitzenfahrer entschied sich Hamilton zum direkten Wechsel von den Regenreifen auf die Ultrasoft-Reifen, verzichtete also auf die Intermediates. Weil der vor ihm auf Platz zwei fahrenden Rosberg bedeutend langsamer war, gab die Box in der 16. Runde per Funk durch, der Deutsche müsse Hamilton vorbeilassen. In der Folge zogen der Brite und Pole-Position-Mann Ricciardo davon, während Rosberg das Tempo nicht halten konnte und zurückfiel.

Eine dramatische Wendung nahm der Kampf um den Sieg kurz vor der Halbzeit, als Red Bull den zweiten Reifenwechsel von Ricciardo verpatzte. Der Führende bog in die Boxengasse ein, doch seine Crew hatte den passenden Satz noch nicht bereit. 13,6 Sekunden dauerte das Manöver, wodurch Hamilton auf der Strecke an dem Australier vorbeizog. „Sie haben mich reingerufen, sie hätten eigentlich bereit sein sollen. Das tut weh“, kritisierte Ricciardo, während Red-Bull-Berater Helmut Marko nur sein Mitgefühl ausdrücken konnte. „Wir haben dem armen Ricciardo den Sieg vermasselt“, meinte er im ORF-Interview. Letztlich habe es sich wohl um ein Kommunikationsproblem im Boxen-Gefüge gehandelt, räumte Marko ein.

Der Sieger kürzte ab

So entwickelte sich in der zweiten Hälfte des Rennens an vorderster Front ein Abnutzungskrieg. Ricciardo, der mit der Supersoft-Mischung unterwegs war, ritt mehrere Attacken gegen Hamilton. Bei einem Überholversuch kürzte der Brite in Kurve 11 über die Randsteine ab, was seinen Hintermann hörbar wütend machte. „Was zum Teufel war das?“, schimpfte der 26-Jährige. Die Rennleitung nahm aber nach einer Untersuchung von einer Bestrafung Abstand, da es keinen Zeitgewinn für Hamilton gegeben habe.

„Hamilton ist ein super Rennen gefahren“, analysierte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda staubtrocken. Warum Ricciardo aber über die meiste Zeit das schnellere Auto gehabt habe, werde man sich anschauen müssen, so Teamchef Toto Wolff.

Wir haben dem armen Ricciardo den Sieg vermasselt.

Helmut Marko
Lewis Hamilton teilte sich in Monaco den Sieg-Champagner mit Sänger Justin Bieber. Foto: reuters
Lewis Hamilton teilte sich in Monaco den Sieg-Champagner mit Sänger Justin Bieber. Foto: reuters

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