„Torserie ist nicht das Thema“

Altachs Coach Scherb sieht das Team erst am Beginn eines Entwicklungsschrittes.
Altach. Ergebnistechnisch hinkt der Cashpoint SCR Altach im Frühjahr hinterher, doch der Coach sieht sein Team gerüstet für den Kampf um die Europa-League-Startplätze.
Sie sind mit sehr viel Freude in den neuen Job gestartet. Wie sieht Ihr erstes Fazit nach 108 Tagen im Amt aus?
Scherb: Freude ist nach wie vor da, auch wenn sie ein wenig einer gewissen Spannung gewichen ist. Weil wir natürlich mit unseren Ergebnissen nicht zufrieden sind und uns mehr vorgestellt haben. Da wollen wir nun step-by-step rauskommen. Aber die Arbeit als Trainer macht mir unheimlich viel Spaß. Ich stehe sehr gerne am Platz, habe auch eine sehr spannende Mannschaft.
Wie definieren Sie „spannende Mannschaft“?
Scherb: Ich wusste, die Mannschaft braucht eine gewisse Ansprache. Aber ich wollte auch ein Feeback von den Spielern und es passiert auch ein reger Austausch – bis zu einem gewissen Punkt natürlich, weil der Trainer ist letztendlich derjenige, der entscheidet.
Zurück zu Ihrer bisherigen Bilanz: Neun Punkte in zehn Spielen im Frühjahr ist sicherlich nicht Ihr Anspruch?
Scherb: Es ist die Frage, wo der Anspruch ist. Deshalb will ich mich auch nicht mit der Vergangenheit beschäftigen. Vielleicht eines: Spiele wie jenes zuletzt gegen die Admira (0:0) hat man im Herbst mit einer ähnlichen Leistung gewonnen, jetzt spielen wir unentschieden oder verlieren sie gar. Die Leichtigkeit ist sicherlich weg. Es gibt Niederlagen, die erklärbar sind und auch andere. Das führt dazu, dass man viel nachdenkt, dass die Spieler eine gewisse Verunsicherung spüren. Klar, gegen Salzburg kann man verlieren, aber wenn man dann länger keine Tore erzielt, dann nagt das am Selbstvertrauen. Und ohne dieses ist es schwer, Fußball zu spielen. Deshalb war es unsere vordringliche Aufgabe gegen die Admira, der Mannschaft wieder Sicherheit und Stabilität zu vermitteln. Das ist uns gelungen, aber es hat eine Halbzeit gedauert, bis man sich nach vorne getraut hat. Dann war sie wieder da, die Mannschaft, die Gas gegeben hat. Jetzt wollen wir in St. Pölten den nächsten Schritt machen. Heißt, von Beginn an so spielen und vor allem ein Tor machen.
Sie sprechen es an. Seit 486 Minuten ist man ohne Torerfolg. Wie können Sie als Trainer da entgegenwirken?
Scherb: Natürlich trainiert man viel mit den Offensivspielern, spricht auch sehr viel mit ihnen, gibt ihnen Hilfestellung in Form von Lösungsansätzen. Für mich ist es ein Fordern und Fördern zugleich. Wichtig ist, nicht zu verkrampfen.
Wäre ein Erfolgserlebnis der Schlüssel für wieder mehr Leichtigkeit?
Scherb: Natürlich, jedes Erfolgserlebnis verscheucht negative Gedanken. Für mich ist die Torserie aber nicht so entscheidend, weil: Hätten wir gegen Salzburg 2:5 verloren, wäre die Serie nicht so lang, aber wir hätten gleich wenig Punkte. Es geht eigentlich nur über die gemeinsame Stabilität innerhalb der Mannschaft. Gelingt es uns, an die Leistung gegen die Admira nach der Pause anzuknüpfen, kommt der Erfolg von selbst. Schön wäre natürlich schon jetzt am Samstag in St. Pölten, damit wir dann noch gelöster in die Heimspiele gegen die Austria und Sturm gehen können.
Gegen St. Pölten begann eigentlich die Ergebniskrise. Was macht Sie nun optimistisch, dass gegen Ihren Exklub die Trendwende gelingt?
Scherb: Weil wir genau in diesem Spiel erstmals gemerkt haben, dass uns nichts geschenkt wird. Zugleich haben wir es in dem Spiel nicht geschafft, die Emotionalität, die entstanden ist, für uns zu nutzen. Das haben wir für uns mitgenommen. Deshalb bin ich überheugt, dass es uns kein zweites Mal passieren wird. Im Gegensatz zu der Verletztenmisere von damals habe ich auch einen ganz anderen Kader zur Verfügung.
Wie sieht es derzeit in Sachen Verletzungen aus?
Scherb: Bis auf Prokopic gibt es nur leicht angeschlagene Spieler wie Salomon oder Schilling. Aber das sollte kein Problem sein.
Stichwort Personal: Welche Planungen gibt es? Konkret laufen ja doch einige Verträge aus und ein Stefan Umjenovic, Gabriel Lüchinger, Daniel Luxbacher spielten zuletzt in Aufstellungen keine allzu große Rolle?
Scherb: Ich werde sicher nicht über einzelne Spieler in der Öffentlichkeit reden.
Bei Ihrem Antritt wollten Sie eigentlich am Spielsystem nicht allzu viel ändern. Waren es die negativen Ergebnisse, die Sie dann doch zu einer Umstellung bewegt haben?
Scherb: „Jein“! Das System, ob Dreier- oder Viererkette, hat mit unseren Niederlagen wenig zu tun. Es geht um die Spielanlage und da gab es von Anfang an den klaren Auftrag vom Verein, diese mittelfristig zu verändern. Ich war in dieser Hinsicht vielleicht zu ungeduldig und habe geglaubt, wir können unser Spiel schneller offensiv machen. Dann haben wir aber gespürt, wie sich die Spieler sicherer in dieser Kompaktheit fühlen. Heißt konkret, wir gehen das langsamer an. Jetzt geht es eben nicht um Entwicklung, jetzt sind Ergebnisse gefragt. Deshalb wollen wir den nächsten Schritt im Sommer machen.
Sie sprechen oft von der Gier. Glauben Sie, dass es Ihnen nicht gelungen ist, Ihre Gier nach Erfolg auf die Spieler zu übertragen?
Scherb: Die Frage ist, nach was man gierig ist. Wieder in den richtigen Altach-Modus zu kommen, daran arbeiten wir noch, das fehlt ein wenig. Betonen möchte ich jedoch, dass ich wirklich zufrieden bin mit dem Engagement der Mannschaft, auch wie sie versucht, täglich besser zu werden.
Jetzt beginnt der heiße Kampf um die Europa-League-Plätze. Welche Rolle trauen Sie Ihrem Team zu?
Scherb: Jede, wirklich jede in positiver Hinsicht. Schaffen wir noch Platz zwei, dann werden wir so viel aus der jetztigen Phase mitnehmen, dass es auch den Verein mittelfristig weiterbringen wird. Das Wichtigste ist jetzt ein Sieg in St. Pölten.
Abschließend noch ein Wort zu den heimischen Zuschauern?
Scherb: Absolut fantastisch. Erstens wie viele Leute im Stadion sind und wie sie uns unterstützen.
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