Entzauberte Bayern lecken nun ihre Wunden

Sport / 27.04.2017 • 20:09 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Thiago (26) steht vor einer Vertragsverlängerung bis 2021. gepa
Thiago (26) steht vor einer Vertragsverlängerung bis 2021. gepa

Triple weg, Double futsch, beim FC Bayern herrscht Katerstimmung.

München. Beim schwerfälligen Gang von Uli Hoeneß zur Bayern-Kabine hätte jeder angesichts der zusammengepressten Lippen des Präsidenten nur zu gerne Gedanken lesen können. „Er ist nicht verärgert, wir sind alle enttäuscht, das ist doch klar“, sagte Karl-Heinz Rummenigge später. Der beherrschte Vorstandsboss schwieg im Gegensatz zum emotionalen Bauchmenschen Hoeneß nach dem nächsten schweren Wirkungstreffer für den entzauberten Trophäensammler FC Bayern nicht. Aber auch Rummenigge hütete sich nach dem aufwühlenden 2:3 im Pokalkampf gegen Dortmund davor, im akuten Stimmungstief ein umfassendes Handlungspaket anzukündigen. „Es ist jetzt kein guter Abend, um über die Zukunft nachzudenken. Jetzt muss man erstmal in Ruhe die Wunden lecken“, sagte Rummenigge. Die Mia-san-mia-Bayern stehen plötzlich arg zerbeult da. Seit dem letzten Sieg, dem 4:1 um Liga-Punkte gegen den BVB, sind in nur 18 Tagen die schönen Saisonträume zerplatzt. Triple weg, Double futsch – es bleibt wohl allein der fünfte Meistertitel am Stück übrig.

Kostspielige Analyse

Als die Münchner am Tag nach dem K.o. die feste Verpflichtung des bislang ausgeliehenen Kingsley Coman bis ins Jahr 2020 bekannt gaben, zeigte sich Rummenigge schon wieder angriffslustig. „Wir werden auch im nächsten Jahr eine gute, schlagkräftige Mannschaft haben, die den Titel gewinnen wird“, sagte der Vorstandschef. „Hätte, könnte, würde bringt dich im Fußball nicht weiter“, stellte der Bayern-Chef auch fest. Er wird mit Hoeneß und auch Trainer Carlo Ancelotti nach dem nun frühzeitigen Saisonende am 20. Mai „die Dinge in Ruhe bewerten“. Es könnte eine Analyse sein, die in kostspielige Maßnahmen auf dem Transfermarkt münden könnte.

Die Führungskräfte Lahm und Xabi Alonso hören auf. Der im Gegensatz zum BVB überalterte Kader weist Problemzonen auf. Mit seiner verletzten Schulter funktionierte Robert Lewandowski nicht mehr als Tormaschine. Einen Ersatz für den Polen gibt es nicht. Und Ancelotti ist nun mal ein Trainer, der auf Namen und Erfahrung setzt. Jungen Kräften wie Joshua Kimmich (22), Coman (20) oder Renato Sanches (19) traut der Italiener nicht genug zu. Beim BVB war es dagegen das ebenfalls noch unfertige Ausnahmetalent Dembelé (19), das die packende Partie entschied. „Es ist noch zu früh, um über die gesamte Saison zu sprechen“, wiegelte Ancelotti ab. Es sei „kein einfacher Moment“, gestand der Italiener immerhin. Er wird keinen entspannten Sommer erleben. Hoeneß und Rummenigge haben Tiefschläge nie untätig hingenommen.

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