Dauerbrenner und Preisgeldkönig

Federer sieht Hauptgrund für Verletztenliste im Alter, nicht im Terminkalender.
London Mit 36 Jahren und drei Monaten ist Roger Federer der älteste Einzelspieler in der Geschichte der World Tour Finals und nach dem Rückzug von Rafael Nadal (31) der einzige über 30-Jährige, der bei den ATP Finals in London noch um den Titel kämpft. Der Schweizer hat einen klugen Schachzug getan, als er nach dem Basel-Titel auf das Masters-1000-Turnier in Paris verzichtete. Zwar machte er damit den Weg frei für Nadal, der sich vorzeitig die Nummer-1-Position per Jahresende sicherte, doch Nadal zahlte einen hohen Preis dafür. Federer bereut es auch im Nachhinein nicht, dass er Paris ausgelassen hat. Schließlich hatte er die Pause auch dringend nötig, wie er selbst erzählte. Sechs Jahre nach seinem bisher letzten Titel beim Saisonabschluss der ATP hat Federer nach dem Aus von Nadal und dem gewonnenen Generationenduell mit Shootingstar Alexander Zverev (21) aus Deutschland schon einmal den Halbfinalplatz sicher.
Verletztenliste kein Alarmzeichen
Die lange Verletztenliste, angeführt von Titelverteidiger Andy Murray, Novak Djokovic, Stan Wawrinka und nun auch Nadal sowie vielen weiteren Top-20-Spielern, ist für Federer kein Alarmzeichen oder ein Hinweis auf nötige Änderungen im Terminkalender. „Zieht uns einfach zehn Jahre von unserem Alter ab, dann geht es uns besser“, sagte Federer lächelnd. „Früher haben viele Leute wie ein Edberg oder Sampras auch früher ihre Karrieren beendet. Jetzt erwartet ihr alle von uns, dass wir bis 36 spielen. Und wenn sich jemand mit 31 verletzt, heißt es ‚Oh mein Gott, wie ist das nur möglich?‘“, erklärte der 19-fache Major-Sieger.
Für ihn sei die Serie an Verletzungen hauptsächlich mit dem Alter zusammenhängend und teilweise auch Zufall. Am dichten Terminkalender liegt es nicht, glaubt der Maestro. „Die Saison ist doch seit vielen Jahren gleich geblieben. Ich glaube nur, dass man seinen Plan ein bisschen anpassen muss, wenn man älter wird.“
Die Frage nach den jungen Wilden, die den Generationenwechsel einleiten, darf da nicht ausbleiben. „Mir gefällt, was ich bei Zverev sehe. Ich sehe jemanden, der in Richtung Zukunft arbeitet. Er hat das ganze Paket und ist schon Nummer drei der Welt. Von hier an wird er nur stärker werden“, glaubt der Weltranglisten-Zweite, der dieses Jahr nach sechs Monaten Auszeit im Vorjahr die Australian Open und Wimbledon gewonnen hat.
Bei den ATP-Finals könnte er es im letzten Gruppenmatch gegen den Kroaten Marin Čilić (Freitag, 15 Uhr) locker nehmen. Doch für den ungeschlagenen Champion in der O2-Arena gibt es nicht weniger als 1500 Punkte für die Rangliste – und das wäre eine ausgezeichnete Ausgangslage für 2018. Zumal Federer in Melbourne 2000 ATP-Punkte zu verteidigen hat.
Woods als Preisgeldkönig abgelöst
Mit den 191.000 Dollar für den Sieg über Zverev im zweiten Gruppenspiel hat der Schweizer Tennisstar nun US-Golfer Tiger Woods als Preisgeldkönig abgelöst. Laut Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes steht Federer nun bei 110.235.682 Dollar (93,266 Mill. Euro), Woods hat in seiner Karriere 110.061.012 Dollar eingestrichen. Im Oktober hatte Federer Novak Djokovic als Tennisprofi mit den höchsten Prämieneinnahmen abgelöst. Der wegen einer Verletzung am Ellbogen im Juli die Saison vorzeitig beendende Djokovic hatte als erster Spieler die 100-Millionen-Grenze überschritten.
„Am dichten Terminkalender liegt es nicht – der ist doch seit vielen Jahren gleich.“