Schwacher Thiem vergab Halbfinalchance

4:6, 1:6-Niederlage gegen Goffin, jetzt wartet der Urlaub.
London Riesenenttäuschung im Lager von Dominic Thiem: Der 24-jährige Weltranglistenvierte ist nach schwacher Leistung bei den mit acht Millionen Dollar dotierten ATP Finals in London ausgeschieden. Thiem hätte der erste Österreicher überhaupt im Masters-Einzel-Halbfinale werden können, doch er verlor das entscheidende Gruppenspiel gegen den Belgier David Goffin nach nur 1:11 Stunden mit 4:6,1:6. Thiem war nach gutem Start nur noch ein Schatten seiner selbst. Er verpasste damit auch die Gelegenheit, sich im Halbfinale des Saison-Abschlussturniers mit Superstar Roger Federer zu messen. Das zweite Halbfinale bestreiten der Bulgare Grigor Dimitrow und der US-Amerikaner Jack Sock.
3:0-Führung hergegeben
Dabei hatte Thiem gut begonnen und lag nach neun Minuten mit 3:0 in Führung. Doch die seit Wochen sehr wankelmütige Form des Niederösterreichers zeigte sich schon in den nächsten fünf Games: Thiem machte nur drei Punkte (!), gab u.a. seinen Aufschlag zu Null zum 3:2 und zu 15 zum 3:4 ab. Er schaffte dann noch ein Game zum 4:5, doch Goffin nutzte seinen ersten Satzball zum 6:4 nach 31 Minuten.
Danach musste Thiem am linken Knie behandelt werden, nachdem er sich selbst mit dem Schläger touchiert hatte. Beeinträchtigt schien er davon aber nicht. Thiem gelang danach zwar die 1:0-Führung, doch er musste gleich zum 1:2 wieder den Aufschlag abgeben und machte danach gar kein Game mehr. Thiems Masters-Bilanz ist nach diesem Match durchwachsen: Einerseits ein eng verlorenes Auftaktspiel gegen Grigor Dimitrow sowie ein Drei-Satz-Sieg über den für den verletzten Superstar Rafael Nadal eingesprungenen Pablo Carreno Busta, andererseits eine fast hilflos wirkende Leistung in einem der wichtigsten Matches seiner Karriere. Thiem fährt mit einem Preisgeld von 324.526 Euro brutto sowie 200 ATP-Zählern nach Hause.
Ob Thiem das Jahr in den Top Five abschließt, entscheidet sich in den Semifinali bzw. im Finale: Sowohl Goffin als auch Sock könnten mit einem Turniersieg Thiem noch vom fünften Platz verdrängen.
Letztes Match des Jahres
Es war das letzte Match eines Jahres, in dem er sich auf allen Belägen verbessert hat. Doch mit einem Saisonfinish, das unter seiner Leistungsfähigkeit war, hat sich Thiem ein bisschen um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Dass es aktuell ein mentales Problem auf dem Platz gibt, das nicht unmittelbar mit seinem Tennis zu tun hat, bestätigt auch Thiem selbst. „Es gibt sicher einige Gründe dafür. Einer davon ist, die ganzen engen Matches, die ich verloren habe, haben sicher ein bisschen einen Knacks hinterlassen“, erklärte er nach der Niederlage. „Das ist sehr bitter, aber verlernt habe ich es sicher nicht.“ Das zeigte auch das Training, in dem er wesentlich stärker spielte. „Warum auch immer das so ist, ich muss und werde es rausfinden.“
Situation ist sehr frustrierend
Seine Gefühlswelt ist nach seiner Saison, in der er als einziger Spieler neben Nadal bei allen vier Grand Slams in die zweite Turnierwoche gekommen ist, von Enttäuschung geprägt. „Ich fühle mich wirklich sehr bescheiden auf dem Platz. Es gehen einfach manche Dinge nicht, die ganz normal sein sollten. Es passieren Fehler, die unter jeder Kritik sind für einen Spieler wie mich. Das ist sehr, sehr frustrierend sogar.“ Zudem wisse er selbst am besten, wie gut er spielen könne. „Und wie es sich anfühlt, wenn ich gut spiele. Da bin ich zur Zeit sehr weit entfernt davon.“
Auf die Frage, ob es nur die engen Niederlagen sind, die ihn beunruhigen, meinte Thiem: „Mich beunruhigt alles zurzeit, weil alles schlecht ist. Andererseits beunruhigt es mich wieder nicht, weil ich sehe, wie gut es eigentlich im Training geht.“ Für Thiem steht nun ein rund zehntägiger Urlaub an, ehe es am 30. November zur Saisonvorbereitung nach Teneriffa geht. Die Saison geht für ihn in Doha los.