Lake Louise wird entschärft

Saisonstart für die Abfahrer auf einer vereinfachten Strecke.
Lake louise Der Internationale Skiverband (FIS) hat auf den tödlichen Trainingsunfall des französischen Abfahrers David Poisson rasch reagiert. Die aktuelle Rennwoche in Lake Louise steht ganz im Zeichen von Trauer und Anteilnahme, die Abfahrt selbst wird entschärft. „Es ist gerade ein ganz, ganz schwieriger Moment für alle“, betonte Chef-Renndirektor Markus Waldner in Kanada.
Poisson war Anfang vergangener Woche beim Abfahrtstraining unweit von Lake Louise in Nakiska tödlich verunglückt. Seitdem herrscht Ausnahmezustand im Ski-lager. „Es ist kein leichter Moment für Frankreich und für uns alle. Und es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden“, sagte Waldner bei der ersten Mannschaftsführersitzung in Lake Louise.
Die Sitzung begann im Hotel Chateau Lake Louise mit einer Schweigeminute und dauerte eine Stunde. Allein die Erklärung der medizinischen Maßnahmen bei eventuellen Unfällen nahm eine halbe Stunde in Anspruch.
Ein Restrisiko ist immer dabei
Frankreichs Fahrer waren nach dem Unfall drei Tage lang psychologisch betreut worden. Danach hatten – auch auf den Wunsch von Poissons Mutter – alle Läufer beschlossen, es in Lake Louise zumindest zu probieren. Außerdem werden die Läufer von den Medien abgeschirmt. „Wer draufkommt, dass er es doch nicht schafft, kann es sofort wieder lassen“, versicherte Frankreichs Pressemann Laurent Chretien. Die Situation sei schwierig, denn der Leichnam Poissons ist aus bürokratischen Gründen noch immer in Kanada. „Außerdem ist unser Team ganz eng befreundet, sie fahren sogar zusammen auf Urlaub. Alle stehen unter Schock“, so Chretien.
Abseits der Ehrenbezeugungen haben die FIS-Verantwortlichen aber auch bereits konkrete mittelfristige Maßnahmen gesetzt. So wurde zumindest für Lake Louise, obwohl die Strecke ohnehin eher als Damenpiste gilt, der Schwierigkeitsgrad von Kurssetzer Hannes Trinkl etwas zurückgenommen. „Normalerweise versuchen wir eine Abfahrt eher knackiger zu machen. Nun haben wir es aber etwas ruhiger gestaltet, um die Aufgabe nicht zu schwierig zu machen“, erklärte Waldner. „Wir wollen, dass alle gesund ins Ziel kommen.“
Außerdem wird das sogenannte „Einfahren“ auf der Rennpiste stattfinden, weil dort höchster Sicherheitsstandard herrscht. Maßnahmen wie diese würden sich nun durch den Olympia-Winter ziehen, betonte Waldner. „Die Sicherheit beginnt bei der Qualität der Piste, die oft Auslöser von etwas ist, wenn sie nicht gut ist. Dann kommen die Netze hinzu. Am sichersten ist es, wenn viel Platz ist und keine Bäume in der Nähe sind“, erklärte Waldner. Nachsatz: „Es ist immer ein Restrisiko dabei, und jeder weiß das.“
Man werde die Situation daher nun von Rennen zu Rennen beurteilen und jeweils vor Ort mit Maßnahmen reagieren. Waldner: „Es ist klar, dass es nun eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Poisson-Unfall gibt.“ Eine Lösung seien etwa permanente Abfahrtsstadien. Waldner sieht die ohnehin bereits vom Internationalen Olympischen Komitee bekrittelte Abfahrt aber dennoch nicht in Gefahr. „Sie ist und bleibt die Königsdisziplin, die Sicherheitsstandards sind mittlerweile sehr hoch“, betonte der Renndirektor.
„Wir wollen, dass alle gesund ins Ziel kommen.“