Charly Kahr klagt Gutzwiller-Gföllner

Jahrhundertsportlerin Annemarie Moser-Pröll ist Zeugin des Strafverfahrens am Freitag in Bludenz.
Bludenz Das kleine Bezirksgericht Bludenz rückt am Freitag, ab 14 Uhr, weit über regionale Grenzen hinaus in den Mittelpunkt nationalen Interesses. Unter dem Vorsitz von Richterin Daniela Flatz kommt es zu einem pikanten Strafverfahren. Der frühere ÖSV-Cheftrainer Karl „Charly“ Kahr (85) hat eine Privatanklage wegen übler Nachrede gegen die ehemalige Montafoner Skirennläuferin Ingrid Gutzwiller-Gföllner (65) eingebracht. Es geht dabei um Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs beim ÖSV in den 60er und 70er Jahren.
Post für Moser-Pröll
Grundlage der Privatanklage sind aus Sicht des Klägers mehrere WhatsApp- bzw. SMS-Nachrichten von Ingrid Gutzwiller-Gföllner und deren Ehemann an die Jahrhundertsportlerin Annemarie Moser-Pröll. „In diesen Nachrichten wurde Karl Kahr des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Annemarie Moser-Pröll sollte zugeben, davon gewusst zu haben und wurde aufgefordert, dass auch kundzutun“, nennt Manfred Ainedter, Anwalt des Klägers, den Grund für das juristische Vorgehen gegen Gutzwiller-Gföllner. Laut Ainedter sollte Moser-Pröll auch zugeben, selbst von Kahr missbraucht worden zu sein.
Österreichs erfolgreichste Skirennfahrerin aller Zeiten ist beim Prozess in Bludenz am Freitag sowohl als Zeugin der Anklage als auch der beklagten Partei genannt. Annemarie Moser-Pröll zu den VN: „Ich habe von Ingrid Gföllner und deren Mann WhatsApps bekommen, die inhaltlich unter der Gürtellinie waren. Irgendwann war es mir zu viel und ich habe diese Sache dem Anwalt übergeben.“ Sie bedaure diese Vorkommnisse, „weil ich mit Ingrid früher ja nie ein Problem hatte“. Weitere Zeugen wurden von Richterin Flatz im Vorfeld der Verhandlung nicht zugelassen.
Laut Aussage von Manfred Ainedter geht es um zwölf digitale Nachrichten von Gutzwiller-Gföllner an Annemarie Moser-Pröll. „Sieben waren vom Gatten, fünf von Gutzwiller-Gföllner selbst.“
Gutzwiler-Gföllner schweigt
Ingrid Gutzwiller-Gföllner, die in den VN vom 6. Dezember des Vorjahres im Zuge des Missbrauchs-Outings von Nicola Werdenigg von in der Szene bekannten Missbrauchssitten sprach, wollte vor dem Verfahren gegenüber den VN keine Stellungnahme abgeben. Die ehemalige Weltcupfahrerin war zwei Jahre lang Zimmerkollegin von Werdenigg. Sie selber sei damals kein Opfer von Missbrauch gewesen, glaube Nicola Werdenigg jedoch jedes Wort und zolle ihr für das Outing Respekt.
Zum Zeitpunkt der Winterspiele in Pyeongchang wurden Missbrauchsvorwürfe durch Karl Kahr in den 60er- und 70er-Jahren publik. Der „Süddeutschen“ berichteten zwei ehemalige Weltcupfahrerinnen, sie seien von Kahr missbraucht worden. In einem Fall geht es um den Vorwurf der Vergewaltigung, im anderen um den Vorwurf einer versuchten Vergewaltigung. Eine weitere ehemalige Skifahrerin stützt diese Vorwürfe. Kahr weist sämtliche Anschuldigungen vehement zurück. Laut Ainedter wird Kahr am Freitag persönlich anwesend sein. Die Vertretung der beklagten Partei übernimmt das Anwaltsbüro Mennel/Achhammer. Die Verhandlung ist öffentlich. Es ist aber damit zu rechnen, dass einem allfälligen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit Rechnung getragen wird.
„Ich habe WhatsApp bekommen, die unterhalb der Gürtellinie waren.“