Red-Bull-Team muss sich beweisen

In Schanghai braucht man Resultate, um als Konkurrenz zu Ferrari und Mercedes ernst genommen zu werden.
Schanghai Lewis Hamilton degradierte das Supertalent höchstpersönlich. Noch lange nach dem Großen Preis von Bahrain wirkte die Kollision mit Red-Bull-Star Max Verstappen nach, der viermalige Formel-1-Weltmeister Hamilton attestierte dem 20-Jährigen „unreife Entscheidungen“ und kam zu einem vernichtenden Urteil. „Red Bull hätte hier eigentlich Punkte holen müssen“, sagte Hamilton und erlaubte sich einen Seitenhieb auf Verstappen: „Fernando Alonso hätte in diesem Auto ein zufriedenstellendes Rennen abgeliefert und ein Ergebnis erzielt.“
Dem Ruf gerecht geworden
Zu hitzköpfig, zu aggressiv, zu risikofreudig – seinem Ruf als Crashpilot hatte Verstappen in der Wüste von Sakhir alle Ehre gemacht. Statt Punkte gab es für den Niederländer am Ende eines unbefriedigenden Wochenendes das Aus in Runde drei, nachdem er sich zuvor den linken Hinterreifen an Hamiltons Mercedes aufgeschlitzt hatte.
Verstappen gilt in der Formel 1 als das große Versprechen für die Zukunft, als einer, der ziemlich sicher einmal Weltmeister werden wird. Zu Beginn der neuen Saison ist er von der Verfassung eines Champions weit entfernt.
Schon in Australien hatte er sich einen Dreher geleistet und sich um ein besseres Ergebnis als Rang sechs gebracht. In Bahrain fuhr er seinen Boliden im Qualifying in die Bande, im Rennen folgte das folgenschwere Überholmanöver gegen Hamilton. Als „Schwachkopf“ hatte der Brite Verstappen in der Hitze des Gefechts bezeichnet, der Niederländer wehrte sich, die Debatte entwickelte sich zu einem kleinen Politikum, sogar Sieger Sebastian Vettel schaltete sich ein.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hakte den Crash als „Rennunfall“ ab, das Ergebnis blieb jedoch dasselbe. „Es war ein brutal frustrierendes Rennen für uns“, sagte Horner. Dazu hatte neben Verstappens Ausfall auch der Defekt von Daniel Ricciardo in Runde eins beigetragen.
Red Bull ist angetreten, um in der neuen Saison endlich dauerhaft als ernsthafter Konkurrent für Mercedes und Ferrari aufzutreten. Nach zwei Rennen fällt die Bilanz jedoch ernüchternd aus: Mit nur 20 Punkten ist der Abstand zu Ferrari (65) und Mercedes (55) in der Konstrukteurswertung bereits groß, sogar McLaren (22) liegt in der Wertung noch vor der dritten starken Kraft Red Bull.
Patzer sind nicht mehr erlaubt
Allerdings täuschen diese Zahlen. Red Bull, darauf lässt zumindest die Performance in Bahrain schließen, hat ein äußerst konkurrenzfähiges Auto gebaut, an dem allerdings die Zuverlässigkeit noch zu wünschen übrig lässt. „Der einzige Trost, den wir mitnehmen können, ist die Tatsache, dass wir wieder das Gefühl hatten, dass wir ein gutes Rennen hätten fahren können“, sagte Horner: „Selbst von den Startpositionen, von denen aus wir gestartet sind, hätten wir gut ausgesehen. Davon bin ich überzeugt.“ In Schanghai am Wochenende werden die Karten neu gemischt. Weitere Patzer und Defekte darf sich Red Bull im Dreikampf mit Mercedes und Ferrari dabei nicht erlauben.
„Red Bull hätte in Bahrain eigentlich Punkte holen müssen.“
Formel 1
Grand Prix China in Schanghai
Freitag
1. freies Training 4.00 Uhr
2. freies Training 8.00 Uhr
Samstag
3. freies Training 5.00 Uhr
Qualifikation 8.00 Uhr
Sonntag
Grand Prix China 8.10 Uhr
Fernsehen: ORF 1, RTL, SRG