Der Dauerrenner

Seit Christian Gebauer im Sommer 2017 nach Altach wechselte, hat er jedes Bundesligaspiel bestritten.
Altach Der Fußballsport bietet viele Eigenheiten. Ein Beispiel: Wer im Training ein herausragendes Tor erzielt, bekommt zu hören: „Du darfst dich umziehen gehen. Schöner geht‘s nämlich nicht mehr.“ Wäre das Spiel des SCR Altach am Samstag im Schnabelholz ein Trainingsspiel gewesen, Christian Gebauer hätte sich umziehen dürfen. Denn schöner als sein Treffer zum 1:1 geht es wirklich nicht mehr, was für ein Traumtor! Die Samstagspartie war allerdings kein Trainingskick – im Gegenteil: Es war der erste von zehn ganz wichtigen Auftritten: Altach besiegte zum Start der Qualifikationsrunde den SV Mattersburg mit 2:1. Gebauer durfte nach seinem Tor natürlich weiterspielen und blieb über 90 Minuten einer der Aktivposten vor den Augen von 4000 jubelnden Fans und Neo-Trainer Alex Pastoor.
Turbulente Zeit
Aktivposten … noch so ein Begriff aus der Fußballwelt. Christian Gebauer, 25-jähriger Tiroler, stellt so etwas wie den Prototypen eines Aktivpostens dar. Im Sommer 2017 nach Altach gekommen, stand er seitdem in 59 von 59 Bundesliga-Spielen auf dem Platz. „Als ich von Wattens kam, hätte ich nie gedacht, dass ich von Beginn an alle Spiele machen darf“, blickt Gebauer zurück. Der Tiroler hat in seiner Zeit in Altach schon mehr erlebt, als viele Fußballer in einer ganzen Karriere schaffen. Alleine was die Zahl der Trainer betrifft: Im Frühjahr 2017 wurde er von Martin Scherb verpflichtet, als er im Sommer kam, hieß der Trainer Klaus Schmidt. Nach einem Jahr folgte Werner Grabherr, am Samstag absolvierte Gebauer sein erstes Pflichtspiel unter Alex Pastoor. Zu Beginn seiner Zeit im Schnabelholz spielte Altach in der Europa-League-Qualifikation, eineinhalb Jahre später gegen den Abstieg. „Jedes Spiel ist jetzt ein Endspiel“, betont der 25-Jährige. „Die drei Punkte sind enorm wichtig, auch für den Schädel.“ Gebauer meint nicht das Kopfballspiel seiner Kollegen, sondern die Einstellung. Die Art und Weise des Heimsieges gegen Mattersburg zeigt, was er anspricht. Wie so oft starten die Rheindörfler gut in die Partie, den ersten Treffer erzielt aber der Gegner.
Anderson in der Startelf
Alex Pastoor hat bei seinem Debüt die Startelf verändert. Die Verletzung von Andreas Lienhart verhalf dem 21-jährigen Anderson zu seinem ersten Einsatz. Pastoor lässt zudem ein 4-4-1-1-System spielen, was sofort fruchtet. Schon nach zwei Minuten streicht ein Kopfball von Jan Zwischenbrugger über das Tor. Wenig später ist es erstmals Gebauer, der Gästekeeper Markus Kutzer prüft. Altach bleibt in der Folge die torgefährlichere Mannschaft, wenngleich auch Mattersburg besser ins Spiel kommt und in der 26. Minute in Führung geht. Ein Stellungsfehler von Anderson ermöglicht Rene Renner das 0:1. Der folgenschwere Fehler bleibt aber Andersons einziger. Sein Trainer lobt: „Ansonsten war er richtig gut.“
Spielplan umgesetzt
Die Altacher lassen sich vom Gegentreffer nicht aus dem Konzept bringen. Kapitän Philipp Netzer analysiert nach der Partie: „Das Auftreten der Mannschaft nach dem Rückstand war überzeugend. Wir haben konsequent weiter nach vorne gespielt und den Spielplan zu 100 Prozent umgesetzt.“ Der Trainer habe die Mannschaft auf solche Situationen vorbereitet. „Wir sind alle Szenarien durchgegangen. So ist es uns gelungen, am Spielplan festzuhalten“, freut sich Netzer. Der Trainer selbst bestätigt: „Es gibt Dinge, die können passieren, wie ein Rückstand, eine Verletzung, ein Vorsprung. Uns war wichtig, dass wir uns davon nicht von unserem Spielplan ablenken lassen.“ Also bleibt Altach nach dem Rückstand mutig – besonders ein Tiroler.
In der 41. Minute spielt Altachs Bester, Marco Meilinger, auf Gebauer. Verkehrt zum Tor stehend, jongliert der 25-Jährige den Ball einmal hoch und zieht in der Drehung ab. Seine Granate aus 20 Metern senkt sich hinter Kuster unter die Latte. „Das Tor war unglaublich! Fußball kann so schön sein“, schwärmt Trainer Pastoor nach dem Abpfiff.
Die zweite Halbzeit beginnt, wie die erste aufhört: mit einem Knaller. Ex-Altach-Verteidiger César Ortiz reißt Benedikt Zech im Strafraum nieder und Mergim Berisha verwandelt den Elfmeter souverän (53.). In der Folge entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem Mattersburg insgesamt zu ungefährlich bleibt. Da auch Altachs Konter erfolglos bleiben, jubeln am Ende 4000 Fans über einen 2:1-Sieg. Vor allem über eine Szene wird nach Abpfiff diskutiert. „Ich weiß eigentlich nicht, wie der reingegangen ist. Ich hoffe, mir gelingt wieder einmal so ein Tor“, freut sich Gebauer selbst. Natürlich sei das Erfolgserlebnis der Mannschaft wichtiger. Aber der Tiroler gesteht: „Ich habe mir das Tor schon noch ein- zweimal angesehen.“ Das darf er auch. Denn schöner geht‘s nicht mehr.
Die Zahlen zum Spiel
Cashpoint SCR Altach SV Mattersburg
15 Schüsse gesamt 10
7 Schüsse auf das Tor 4
39,6 % Ballbesitz 60,4 %
5 Ecken 1
12 Flanken 10
51,8 % Zweikampfquote 48,2 %
2 Abseits 2
62,2 % Passquote 77 %
16 Fouls 19
Zur Person
Christian Gebauer
kam im Sommer 2017 nach Altach
Rückennummer 9
Geboren 22.12.1993
Laufbahn Matrei, Navis, Reichenau, Wattens, Altach
Familie wohnt mit seiner Freundin in Hohenems
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