Nachwuchsfußball: 260 Spieler, ein großes Ziel

Sport / 24.04.2019 • 10:30 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Nachwuchsfußball: 260 Spieler, ein großes Ziel
2003 wurde der Standort der Akademie Vorarlberg von Hohenems in die Mehrerau nach Bregenz verlegt. VN/Steurer

Talenteförderung im Vorarlberger Fußballverband (VFV) hat sich einen Namen gemacht.

BREGENZ Bis zu sieben Trainingseinheiten pro Woche nehmen die Profis von morgen auf sich, um sich ihren großen Traum erfüllen zu können. Acht Jahre vergehen, bis ein Spieler den Talenteweg des Vorarlberger Fußballverbandes durchlaufen hat. Von der Sichtung über die LAZ-Vorstufe, das LAZ und die Akademiemannschaften wird alters- und bedarfsgerecht an der Persönlichkeit und der fußballerischen Ausbildung der Spieler gearbeitet – mit einem Output, der sich sehen lassen kann. Profis aus der deutschen Bundesliga, Georg Margreitter, Michael Liendl und Ramazan Özcan, wurden ebenso in der Akademie Vorarlberg ausgebildet, wie die Altach-Profis Lars Nussbaumer, Valentino Müller, Benedikt Zech, Jan Zwischenbrugger, Philipp Netzer oder Martin Kobras.

Erste Schwierigkeiten beim Start

Dabei ist es gar nicht so einfach, in den jungen Jahren die richtigen Spieler zu finden: „Unsere erste Sichtung im Alter von neun Jahren ist zugegebenermaßen sehr früh. Im Zeitraum von einem halben Jahr haben die Spieler die Möglichkeit sich bei Sichtungstrainings in der Region, sowie drei Turnieren in der Mehrerau zu beweisen. Dabei werden sie von bis zu zehn Trainern beobachtet. Erst nach sportmotorischen Tests und einem Technikbewerb fällt die erste Entscheidung“, schildert VFV-Sportchef Andreas Kopf diesen Prozess. 45 bis 50 Spieler pro Jahrgang werden in Folge auf die fünf Stützpunkte im Land aufgeteilt. Diese sind in allen Bezirken bis hin zum Bregenzerwald stationiert und ermöglichen den Spielern kurze Fahrtwege. „Die Spieler in der LAZ-Vorstufe trainieren zweimal pro Woche zusammen sowie zusätzlich in ihren Vereinen.“

Nachwuchsfußball: 260 Spieler, ein großes Ziel

Der VFV war vor einigen Jahren Vorreiter, was die Einführung der LAZ-Vorstufe betrifft. Zuvor begann die Talenteförderung zwei Jahre später direkt im Landesverbands-Ausbildungszentrum (LAZ), das an den Standorten Feldkirch und Bregenz stationiert ist und dank Kooperationen mit den dortigen Schulen beste Trainingsmöglichkeiten – auch am Vormittag – anbieten kann.

22 bis 24 Spieler pro Jahrgang schaffen im Schnitt den Sprung in das LAZ. Ab diesem Zeitpunkt sind die Talente von morgen dann auch fast nicht mehr in den Vereinen aktiv, sondern spielen mit einem LAZ-Team im landesweiten Meisterschaftsbetrieb mit oder bestreiten internationale Testspiele. „Wir haben zunächst mit unserer U14 begonnen, in der U15-Liga mitzuspielen und haben dies dann auch auf die U13 ausgeweitet“, erklärt Kopf. Bei der U14 gibt es auch eine Bundesländer-Nachwuchsmeisterschaft, die im Hinblick auf die ÖFB-Jugendlichen „einen wichtigen Gradmesser für uns darstellt“.

Veränderungen nicht immer positiv

Im Akademiebetrieb haben sich die Altersstichtage in den vergangenen Jahren nicht unbedingt zugunsten Vorarlbergs verändert. Früher gab es die Leistungsstufen U15, U17 und U19, seit wenigen Jahren wurden die U17 und U19 ein Jahr vorverlegt. Damit können in den unteren beiden Stufen nicht mehr zwei Jahrgänge zu einem Team zusammengeschlossen werden. „Von der Quantität her schafft ein kleines Bundesland wie Vorarlberg es nicht immer, auch die notwendige Breite an Spielern in jedem Jahrgang zusammenzubringen und so gibt es ab und zu ein Leistungsgefälle im nationalen Vergleich.“ Dennoch bringt dieser Weg im Schnitt drei bis vier Topfußballer pro Jahrgang hervor, die das Potenzial zum Profi haben.

“Für uns ist es schwierig, eine ordentliche Breite an Spielern zusammenzubringen.”

Andreas Kopf Sportdirektor VFV

Sollten Spieler übrigens bei der ersten Talentesichtung noch nicht zum Zug gekommen sein und sich in der Folge gut entwickeln, stehen ihnen die Türen weiter offen. „Wir machen regelmäßige Nachsichtungen und wollen auf keinen Fall ein Talent im Land übersehen“, betont Andreas Kopf.

Frauenbereich wird stetig ausgebaut

Mit Eileen Campbell wird in diesem Sommer die erste Fußballerin aus dem Talenteprogramm des VFV die Matura am Privatgymnasium Mehrerau ablegen. Die ÖFB Teamspielerinnen Anna Bereuter, Jana Sachs und Patricia Pfanner werden die nächsten sein. „Wir haben vor vier Jahren begonnen, eine noch solidere Basis zu schaffen. Die ersten Früchte daraus werden wir in den kommenden Jahren ernten können“, blickt Andreas Kopf zuversichtlich in die Zukunft. Zehn „Mädchen an den Ball“-Stützpunkte wurden verteilt über ganz Vorarlberg aufgebaut, um den Fußballerinnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. „Wir haben durch dieses Projekt nicht nur neue Mädchen zum Fußball bewegen, sondern auch 25 bis 30 Trainerinnen ausbilden können“, freut sich Andreas Kopf. Die bisherige U14-Landesauswahl der Frauen wird in der kommenden Saison zu einer U15, zusätzlich wird eine U13-Auswahl neu geschaffen. „Unser Ziel ist es zudem, eine reine U13-Mädchenliga in der kommenden Saison durchführen zu können“, blickt Kopf auf die Planungen für die kommende Saison voraus.

Der Anteil an Fußballerinnen in der Akademie Mehrerau ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. VN/Steurer
Der Anteil an Fußballerinnen in der Akademie Mehrerau ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. VN/Steurer

Auch in der Mehrerau sind mittlerweile sechs Fußballerinnen im Sportzweig, die während der Schulzeiten mit den Jungs mittrainieren. „Das Feedback ist sehr positiv. Wir sehen, dass dieser Weg gut funktioniert und in den nächsten Jahren weitere weibliche Toptalente nachkommen.“ HFL

VFV-Talenteförderung

3 Mannschaften der Vorarlberger Akademie spielen in der österreichweiten ÖFB-Jugendliga mit und messen sich dabei mit großen Teams wie Salzburg, Rapid oder Austria Wien

5 regionale Vorstufen sorgen auf der ersten Talentestufe für eine solide Basisausbildung der Spieler, 2 regionale LAZ Hauptstufen sorgen für die individuelle Weiterentwicklung

50 Trainer und Betreuerkümmern sich um die persönliche und fußballerische Weiterentwicklung der Spieler(innen)

260 Spieler, davon 50 Mädchen, zählt die VFV-Talenteförderung zum jetzigen Zeitpunkt. Mehrere Trainingseinheiten pro Woche stehen für diese auf dem Programm

2003 wurde der Standort der Akademie Vorarlberg von Hohenems in die Mehrerau nach Bregenz verlegt

2004 ging ein eigener Sportzweig im Bregenzer Privatgymnasium Mehrerau mit den Sportarten Fußball, Handball, Rudern, Segeln in Betrieb

Alle Informationen gibt es im Internet des Vorarlberger Fußballverbandes