„Ein schwieriges Unternehmen“

Roger Bader über die Außenseiterrolle bei der Eishockey-WM, den Klassenerhalt und die Punkteregel.
Schwarzach Roger Bader führt die österreichische Eishockey-Nationalmannschaft zum zweiten Mal zu einer A-WM. Der 54-jährige Schweizer schaffte 2018 in Dänemark erstmals nach zehn Jahren den Klassenerhalt. Ein Ziel, dass man auch bei der WM in der Slowakei ab 10. Mai wieder anstrebt.
In der WM-Vorbereitung verbuchte Österreichs Nationalmannschaft fünf Punkte für die Tabelle der Euro Icehockey Challenge. Wie zufrieden waren Sie?
Bader Ich war sehr zufrieden. Nur haben wir von diesen Punkten nichts für die Weltmeisterschaft. Österreich hat ja, abgesehen von Spielen bei der WM, nie gegen Deutschland getestet, auch gegen Tschechien ist es 15 Jahre her. Lange haben wir immer gegen B-Teams oder die U23 der Slowakei gespielt, so gesehen war es schon etwas Neues. Eigentlich war es zu erwarten, dass wir sechs Mal verlieren. So gesehen sind der Sieg und die beiden Unentschieden mit unserer jungen Auswahl sehr positiv zu bewerten. Trotzdem heißt es am Boden bleiben: Wir waren sechs Mal die unterlegene Mannschaft, die guten Ergebnisse waren auch Resultat von starken Torhüterleistungen.
Im vergangenen Jahr war Österreich als Aufsteiger bei der A-WM Außenseiter. Erwarten Sie im Kampf um den Klassenerhalt noch mehr Gegenwind?
Bader Nein. Ich glaube, von den Favoriten will jeder Österreich schlagen, sonst wäre es für sie eine Enttäuschung. Im vergangenen Jahr war das vermeintliche Schlüsselspiel gegen Frankreich, geworden ist es dann aber die Partie gegen Weißrussland, die wir für uns entschieden und den Klassenerhalt sicherstellen konnten. Heuer heißt es gegen Norwegen und Italien zu bestehen, das wird ein schwieriges Unternehmen.
Mit Lettland, Russland, Schweiz, Schweden warten beim WM-Start keine einfachen Gegner. Andererseits bedeutet es auch die Gelegenheit, mit einer Überraschung früh für klare Verhältnisse zu sorgen.
Bader Wir sind krasse Außenseiter gegen diese vier Gegner. Am ehesten könnten wir gegen Lettland überraschen. Aber da braucht es einen sehr guten Tag von uns, mit Spielglück und einer herausragenden Torhüterleistung. Jeder lettische Spieler ist in einer höheren Liga beschäftigt als unsere Spieler. Die Schweiz, auch wenn wir bei der letzten WM einen Punkt geholt haben, ist der Vizeweltmeister. Von Russland mit den vielen Superstars brauchen wir gar nicht reden, auch die Schweden werden mit vielen NHL-Spielern vertreten sein. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir nach den ersten vier Spielen ohne Punkte dastehen. Allerdings müssen wir auch bereit sein zu erben, wenn einer der Großen einen schwachen Tag haben sollte.
Wie stehen die Chancen gegen Norwegen?
BAder Das ist eine Mannschaft mit sehr viel Erfahrung, ist seit zwölf Jahren in der A-Gruppe vertreten. Viele Spieler sind in der schwedischen Liga engagiert. Aber wir haben Selbstvertrauen, denn wir haben sie in der Vorbereitung geschlagen. Wir rechnen uns gegen Norwegen Chancen aus.
Österreichs Kader hat in den vergangenen Jahren eine breitere Basis bekommen. Gibt es bei der Nominierung schon so etwas wie die Qual der Wahl?
Bader Es ist gut, wenn man Breite hat. Dieser Prozess, der Generationswechsel, wurde ja von mir schon vor drei Jahren beim Turnier in Budapest eingeleitet. Viele Spieler von damals sind heute ein Thema. Wir haben ein breiteres Kandidatenfeld, als vor ein paar Jahren. Es gibt uns die Möglichkeit, Ausfälle besser zu kompensieren.
In den Testspielen haben die Torhüter Kickert und Herzog keine schlechten Leistungen abgeliefert. Mit Starkbaum ist ein erfahrener Goalie nominiert. Wird es bei der WM eine Nummer eins geben?
Bader Nein, das wird sich ergeben. Wir schauen von Tag zu Tag. Herzog und Kickert haben zum Teil sehr gute Leistungen gezeigt, aber auch weniger gute. Kickert z.B. im letzten Drittel gegen Deutschland, Herzog war gegen die Slowakei nicht durchgehend so gut wie erwartet. Insgesamt haben aber beide überzeugt, sind bereit zu spielen. Es ist sensationell, was Torhütertrainer Reinhard Divis in der kurzen Zeit aus ihnen gemacht hat. Die WM ist eine andere Kategorie, darum werden wir auch nicht auf die Erfahrung von Starkbaum verzichten. Es ist durchaus denkbar, dass alle drei Torhüter spielen. Wir entscheiden das von Spiel zu Spiel, nach diversen Kriterien wie Training und Tagesform. Die finale Entscheidung liegt beim Headcoach.
Wie beurteilen Sie die Änderungen in der Punkteregel der Erste Bank Liga?
BAder Ich spüre, dass die Klubs und die Liga Schritte in die richtige Richtung unternehmen. Ich hoffe, dass die österreichischen Spieler mehr Rollen, mehr Verantwortung, vor allem mehr Eiszeit bekommen. Als Teamchef kann mir der Prozess nicht schnell genug gehen, das liegt in meiner Funktion.
