Alles eine Frage des Willens

Einen Monat nach schwerem Sturz wird Matthias Brändle wie geplant bei der EM starten.
Hohenems, Alkmaar Sein Sturz ist heute gerade einmal vor einem Monat passiert. Trotz der Diagnose, Schlüsselbeinbruch rechts, sagte er damals im VN-Interview: „Bei der EM in Alkmaar will ich das Zeitfahren versuchen.“ Gesagt, getan: Gestern nun hob der 29-Jährige mit dem Flieger ab Richtung Niederlande, wo am Donnerstag bei der Rad-Europameisterschaft der Zeitfahrtitel ausgefahren wird. 22,4 Kilometer warten auf Brändle und Co., wobei er noch nicht genau weiß, wie seine Schulter reagiert.
Höhentrainingslager
Zusammen mit Patrick Gamper (22) hat er eine Trainingsgemeinschaft gebildet und ein Höhentrainingslager im Kühtai bezogen. Zehn Tage Pause gönnte sich Brändle nach dem Sturz bei der Österreich-Rundfahrt, dann kehrte er zurück auf das Rad. „Eigentlich bin ich nur mit dem Straßenrad gefahren“, erzählt er vor seiner Abreise nach Holland. Damit sollte die Schulter geschont werden, wird diese beim Zeitfahren doch durch die extreme Position stark belastet. „Das Trainingslager war richtig gut“, bilanziert er. Bein- und kraftmäßig sei er voll dabei, die einzige Unbekannte für den Vorarlberger bleibt damit seine rechte Schulter. Dieser nahm sich zuletzt auch Martin Hämmerle an. Schon nach der ersten Behandlung des Physiotherapeuten des Olympiazentrums in Dornbirn sei eine merkliche Besserung eingetreten. Deshalb begab er sich kurz vor dem Aufbruch noch einmal in die Hände von Hämmerle. Heute nun soll der Belastungstest erfolgen. „Mal schauen, wie es ist, wenn ich eine halbe Stunde richtig Gas gebe“, blickt Brändle dem Mittwoch entgegen. Vorarlbergs Radass ist sich bewusst, dass es nicht ganz ohne Schmerzen abgehen wird. Allerdings will er diesen Test unbedingt, um so die „Flexibilität der Schulter“ auszutesten.
Sein Potenzial vermag der ehemalige Stunden-Weltrekordler nicht genau einzuschätzen. „Ich lasse mich überraschen“, erklärt der Profi des Teams Israel Cycling Academy. Dass er als Zeitfahrspezialist aufgrund der Verletzung nicht zu den Medaillenanwärtern zählt, ist für Brändle nebensächlich. Für ihn sind es die Belgier Victor Campenaerts (Anm. d. Red.: Titelverteidiger), Remco Evenepoel (Junioren-Weltmeister von Innsbruck 2018) sowie der Däne Kasper Asgreen, der Portugiese Nelson Oliveira, der Brite Alex Dowsett und der Schweizer Stefan Küng, die um Edelmetall rittern.
Der Rundkurs selbst macht dem Österreicher keine Angst, ist eine Brücke doch die einzige Erhöhung, die auf die Fahrer wartet. Auch deshalb geht er die Sache entspannt und extrem eng organisiert an. Der gestrigen Anreise folgt heute ein Härtetest, am Donnerstag steigt dann das EM-Rennen und für Freitag ist schon wieder die Rückreise geplant. Danach sollte für Brändle wieder der normale Rennrhythmus eintreten. Heißt, die nächsten Rennen mit seinem Team warten.
Der Herbstplan steht
„Am Montag fliege ich nach Spanien“, spricht er schon konkret über die Pläne im Herbst. Vom 13. bis 17. August steht die Vuelta Burgos auf dem Plan, wobei er das Etappenrennen in der Umgebung der nordspanischen Stadt Burgos als weitere Vorbereitung für die nächsten Aufgaben ansieht. Die da wären, eine Rundfahrt in Dänemark und eine in Frankreich. „Da will ich nicht nur bei den Zeitfahren um den Sieg mitfahren, sondern dann will ich auch den Gesamtsieg im Auge haben.“ Immer vorausgesetzt, bei der Europameisterschaft hält die Schulter.
„Mal schauen, wie die Schulter reagiert, wenn ich eine halbe Stunde richtig Gas gebe.“
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