Nur der WM-Titel fehlte

Sport / 26.08.2019 • 21:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Gerhard Berger mit dem Helm, den er bei seinem Feuerunfall 1989 in Imola getragen hat. Dazu zwei Bilder vom Österreichring, unten sein Debüt 1984 im ATS BMW.noger/2, apa
Gerhard Berger mit dem Helm, den er bei seinem Feuerunfall 1989 in Imola getragen hat. Dazu zwei Bilder vom Österreichring, unten sein Debüt 1984 im ATS BMW.noger/2, apa

Neben Rindt (WM 1970) und Lauda (1975, 77 und 84) erfolgreichster heimischer F1-Pilot.

WÖRGL Angefangen hat für den Sohn eines Transportunternehmers alles Anfang der 80er-Jahre, als er sich einen Ford Escort zulegte und erste Rennen am Österreichring damit bestritt. Seinen ersten großen Erfolg fuhr er im „Europa-Alfasud-Cup Alitalia“ 1981 vor heimischer Kulisse am Österreichring ein. Der Bewerb war im Rahmenprogramm zum F1-GP durchgeführt worden, und während der Bizauer Hermann Bischof den Lauf zur Formel Ford gewann, fuhr Berger zwei Stunden später an selber Stelle als Erster über die Ziellinie und gewann prompt den Lauf im hoch dotierten Alfasud-Cup.

Dank BMW in die Formel 1

In den folgenden Jahren war er in der Deutschen F3-Meisterschaft unterwegs und 1983 in der F3-EM u. a. im Team von Helmut Marko. Über die Formel 3 kam er zu Dieter Stappert, der Rennleiter bei BMW war und ihm einen Platz in der Tourenwagen-EM 1984 verschaffte. Gleichzeitig wurde damit der Grundstein zu seinem Formel-1-Debüt beim Team ATS BMW gelegt. Berger brachte die Motoren mit zu ATS, und so stand 1984 seinem ersten F1-Einsatz nichts mehr im Weg. Schauplatz war wieder der Österreichring. Mit dabei noch zwei weitere österreichische Fahrer: Der Wiener Jo Gartner und Niki Lauda, der das Heimrennen gewann. Berger feierte trotz Getriebeproblemen mit Platz zwölf einen guten Einstand.

Verhandlungen mit Enzo Ferrari

Dank der Mitgift von BMW war Berger dann im Team von Arrows in der Formel 1 am Start. Der große Sprung gelang ihm mit Arrows nie. Mit BMW im Schlepptau ging es 1986 zu Benetton. Hier gelang ihm im Oktober der erste GP-Sieg in Mexiko. Und im Laufe der Saison wurde Gerhard Berger immer wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht. Enzo Ferrari persönlich holte ihn für 1987. Gleichzeitig wurde der Tiroler als erster Rennfahrer von einem Energiedrink-Hersteller, der noch am Anfang seiner Bekanntheit stand, unterstützt. Es war kein Geringerer als Didi Mateschitz mit seinem „Red Bull“. In Erinnerung geblieben ist vor allem der GP von Italien 1988. McLaren dominierte die Saison. Prost war aber bereits ausgeschieden, und Senna im McLaren führte bis zwei Runden vor Schluss überlegen. Da wurde der Brasilianer von Mansell-Ersatz Jo Schlesser in der Schikane übersehen und sorgte für dessen Aus. Die Ferrari-Fahnen, zu dem Zeitpunkt schon eingepackt, wurden von den Tifosi schleunigst wieder herausgeholt und unter dem Getöse der Ferraristi Gerhard Berger zum Sieg geleitet. Es war ein Doppelsieg, denn Michele Alboreto wurde als Teamkollege Zweiter. Der Hexenkessel von Monza tobte vor Begeisterung und die Vorherrschaft von McLaren war kurzfristig unterbrochen. Den Monza-Sieg 1988 widmete er dem am 14. August desselben Jahres verstorbenen Enzo Ferrari. Somit war Berger der letzte Ferrari-Fahrer, der noch direkt von Enzo Ferrari persönlich verpflichtet worden war.

Angesprochen auf seine Siege in der Formel 1 sagte Berger einmal: „Jeder meiner Siege ist etwas Besonderes. Ob 1998 in Monza, wenige Tage nach dem Tod von Enzo Ferrari. Oder 1991 mit dem Honda-Motor in Suzuka. Oder 1997 in Hockenheim der sehr emotionale Sieg kurz nach Tod meines Vaters. Jeder meiner Triumphe hat somit seinen ganz eigenen Charakter.“

DTM als neue Herausforderung

Ende 1997 war dann Schluss mit dem Rennsport, Berger widmete sich dem Management. Bei BMW war er fortan als Motorsportdirektor im Einsatz und bereitete die F1-Rückkehr vor. Ab 2006 arbeitete er für das Toro-Rosso-Team von Mateschitz und verhalf einem gewissen Sebastian Vettel zum ersten GP-Sieg. Seit 2017 zeichnet er für die DTM (Deutsche Tourenwagen Masters) verantwortlich. Er ist der Erste Vorsitzender und leitet die Geschicke in der DTM. Als F1-Fahrer war er nie Weltmeister geworden („Ich war einfach nicht gut genug“), bei den Motorsportfans aber ist er dank seiner sympathischen Art noch heute sehr beliebt.

„Am Ende des Tages war ich nicht diszipliniert genug, habe nicht genug daran gearbeitet.“

Gerhard Berger mit dem Helm, den er bei seinem Feuerunfall 1989 in Imola getragen hat. Dazu zwei Bilder vom Österreichring, unten sein Debüt 1984 im ATS BMW.noger/2, apa
Gerhard Berger mit dem Helm, den er bei seinem Feuerunfall 1989 in Imola getragen hat. Dazu zwei Bilder vom Österreichring, unten sein Debüt 1984 im ATS BMW.noger/2, apa
Gerhard Berger mit dem Helm, den er bei seinem Feuerunfall 1989 in Imola getragen hat. Dazu zwei Bilder vom Österreichring, unten sein Debüt 1984 im ATS BMW.noger/2, apa
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Mit Lebensgefährtin Helene und den Kindern Ella und Johan.apa
Mit Lebensgefährtin Helene und den Kindern Ella und Johan.apa

Zur Person

Gerhard Berger

Hat 2002 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhalten

Geboren 27. August 1959 in Wörgl

Wohnhaft Söll in Tirol

Familie Lebensgefährtin Helene, fünf Kinder (Christina/38; Sarah/24, Heidi/22); Ella/5, Johan/2)

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