Liensberger in der Schuhfalle

Sport / 24.09.2019 • 22:44 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Katharina Liensberger geriet im Konflikt von Skipool und den Ausrüstern zwischen die Stühle. gepa
Katharina Liensberger geriet im Konflikt von Skipool und den Ausrüstern zwischen die Stühle. gepa

Skipool verlangt neuen Ausrüster, die Suspendierung vom Training droht.

Schwarzach Es ist eine Vierecksgeschichte zwischen dem Österreichischen Skiverband, dem Skipool, der Ausrüsterfirma und Rennläuferin Katharina Liensberger. Der Skipool, großer Finanzier des Skiverbandes, soll Kästle die Ausrüstungsbewilligung entzogen haben. Als Begründung wird angeführt, der 22-jährigen Slalomspezialistin aus Göfis fehle per Stichtag 15. August ein Ausrüstervertrag mit einem Schuhhersteller.

Gültiger Vertrag

Liensberger muss sich nach aktuellem Stand für die kommende Weltcupsaison einen neuen Skiausrüster suchen. Toni Giger, Rennsportleiter im Skiverband, sorgt im bisherigen Geschehen für neue Dramatik: „Ich habe der Kathi ein Mail geschrieben, dass sie sich schnellstmöglich mit dem Skipool zusammensetzen muss. Kästle ist aus dem Spiel, auch ein neuer Schuhausrüster ist kein Thema mehr. Sie muss mit neuem Material daherkommen.“ Der aktuelle Stand für Giger? „Kathi muss wie bisher Rossignol fahren.“ Was allerdings nicht passieren dürfte.

Bei Kästle pocht man auf die bestehende Vereinbarung mit dem Skipool: „Wir haben einen gültigen Vertrag“, betont Geschäftsführer Clemens Tinzl. „Wir gehen davon aus, dass allen Aktiven innerhalb des Skipools eine freie Materialwahl gestattet ist.“

Nicht geeignet

Der Streitpunkt im Fall Liensberger ist der Skischuh. Die Göfnerin ging davon aus, mit Lange fahren zu dürfen, deckte sich mit Kaufhausprodukten ein. Der Schuhhersteller gehört aber zum Rossignol-Konzern, von dessen Produkten Liensberger sich getrennt hatte. Die Franzosen zeigten sich vom Umstieg der ÖSV-Läuferin auf Kästle-Ski nicht begeistert, nahmen Lange aus dem Spiel. Kästle-Chef Tinzl: „Wir selbst sind als reiner Skiausrüster in den Skipool eingestiegen. Damals wurde uns vom Skipool signalisiert, dass sich das Schuhproblem lösen ließe.“

Kästle bekam dann die Information, dass der Skiverband die Renntauglichkeit des neuen Liensberger-Skis nicht überprüfen könne, weil kein geeignetes Schuhmaterial zur Verfügung gestanden wäre. „Offenbar will irgendwer, dass es nicht passiert“, so Tinzl. „Wir haben nichts falsch gemacht, denken weiter an eine gütliche Lösung.“

Darauf hofft auch Patrick Ortlieb, Ex-Präsident des Vorarlberger Skiverbandes und stellvertretender Vorsitzender im Skipool. „Wir sind um eine Lösung zwischen den Parteien sehr bemüht. Als Skipool müssen wir gegenüber allen Ausstattern loyal sein, es geht ja insgesamt um mehr als 100 Athleten.“ Der Abfahrtsolympiasieger von 1992 erklärt: „Da ist auf der einen Seite der Skiverband, der für den Sport zuständig ist. Auf der anderen Seite steht der Skipool mit den ausrüstungsrelevanten Firmen als Mitglieder, die Rechte und Pflichten haben, um einen Sportler auszustatten.“ Im Fall von Liensberger sei es wohl so gewesen, dass nach dem Wechsel zu Kästle kein Schuhausrüster gefunden wurde. Für Ortlieb ist der Emser Skierzeuger noch nicht aus dem Rennen. „Kästle arbeitet sehr kooperativ, die wollen langfristig ein guter Partner sein. Aber jetzt muss es schnell und auf legalem Weg gelingen, für Liensberger Schuhmaterial aufzutreiben.“

Dass Liensberger den Saisonauftakt mit dem Riesentorlauf in Sölden in einem Monat verpassen könnte, daran glaubt Ortlieb nicht. „Der Skiverband will die besten Athleten am Start haben.“ Auch Walter Hlebayna, der neue VSV-Präsident, gibt sich optimistisch: „Ich hoffe, dass die Probleme demnächst gelöst sind. Wenn es gewünscht wird, unterstützen wir natürlich.“

Schnelle Lösung muss her

Mit der Suspendierung vom nächsten Schnee-Kadertraining steht allerdings auch eine Eskalation im Raum. Der aktuelle Lösungsansatz: Vom Skipool wird die Frist, die bis 15. August gesetzt war, erweitert und der neue Schuhhersteller (Dalbello?) präsentiert. Dass beim ÖSV schnelle Auswege gefunden werden können, zeigte der Fall von Marcel Hirscher: Die Erlaubnis, auf eine Marker-Bindung zu wechseln, wurde ziemlich geräuscharm in den Hinterzimmern abgewickelt.

„Uns wurde vom Skipool signalisiert, dass sich das Schuhproblem lösen ließe.“

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