Tore zum richtigen Zeitpunkt

Der Favorit wurde seiner Rolle gerecht. Die Austria hat das Derby gegen Dornbirn mit 4:1 für sich entschieden. Überraschungen in taktischer Hinsicht gab es für mich keine. Austria-Coach Roman Mählich setzte auf das bewährte 4-2-3-1-System, sein Pendant Markus Mader begann in einer 5-3-2-Grundordnung. Auffallend in Halbzeit eins: beide Mannschaften waren darauf bedacht, keine Tore zu kassieren und im Angriff fehlte beiden Teams die Überzeugung im letzten Angriffsdrittel.
Hätte ich in der ersten Halbzeit Punkte verteilt, wären diese wohl zugunsten der Dornbirner gefallen. Denn die „Rothosen“ agierten mutig und attackierten die Austria sehr hoch. Mit drei Spielern wurde der Spielaufbau schnell unterbunden und im Mittelfeld konnten die Messestädter die Räume eng halten. Nach Ballgewinn wurde schnell umgeschaltet, um über die Außenspieler Druck zu machen. Die Austria dagegen war mit ihrem Passspiel oft zu langsam bzw. ungenau, um gefährliche Aktionen zu starten. Offensiv fehlte es an der Durchschlagskraft, um die kompakte Abwehrreihe der Dornbirner auszuhebeln. Auch die Laufwege in die Schnittstellen der tiefstehenden Fünferkette habe ich vermisst. Zudem sorgten viele unnötige Fouls in Strafraumnähe für Gefahr durch Freistöße. So kam die 1:0-Führung durch Alexander Ranacher kurz vor der Pause doch etwas überraschend. Dem Gegentor war eine Reihe von Fehlern vorausgegangen. FCD-Torhüter Lucas Bundschuh hatte mit einem leichtfertigen Ball ins Zentrum den Angriff der Lustenauer eingeleitet. Trotz einer Überzahl konnten Lukas Allgäuer und Leonardo Zottele den Schuss von Ranacher nicht blockieren. Auf diesem Niveau wird Passivität eiskalt bestraft.
Unglücklich und für mich der Knackpunkt dieser Partie war das zweite Tor der Austria: Dornbirns-Abwehrchef Anes Omerovic bugsierte den Ball nur fünf Minuten nach dem Seitenwechsel ins eigene Tor. Zuvor düpierte Lustenaus Thomas Mayer nach tollem Zuspiel die Dornbirner Fünfer-Abwehrkette. Cheftrainer Mader reagierte danach und änderte seine Taktik in ein 4-4-2. Nun fanden die Lustenauer noch mehr Räume zum Kombinieren vor. Zudem passten die Laufwege der Angreifer bzw. Außenspieler besser als in Durchgang eins. Zwei weitere Treffer der Lustenauer besiegelten schließlich das Vorarlberger Zweitliga-Derby.
Mein Fazit: Der Spielverlauf kam der Austria entgegen. Nach dem 2:0 war dem Favoriten die Lockerheit anzumerken. Gegner und Spiel wurden von da an dominiert. Nun heißt es für die Grün-Weißen nächste Woche bei Tabellenführer Ried nachzulegen. Dornbirn dagegen sollte das Derby so schnell wie möglich abhaken, um den Fokus auf das Heimspiel gegen Wacker Innsbruck nicht zu verlieren.
Dieter Alge (53) arbeitet beim Liechensteiner Fußballverband und ist U-17-Nationaltrainer.