Vom Schulsport in die Profikarriere

Sport / 25.02.2020 • 22:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Vom Schulsport in die Profikarriere
In den 15 Ligaspielen in dieser Saison erzielte Adriana Marksteiner 107 Treffer und nimmt damit in der WHA-Torschützinnenliste den dritten Zwischenrang ein. Steurer

Junioren-Nationalspielerin Adriana Marksteiner (20) wechselt im Sommer vom SSV Schoren zum spanischen Meister Gran Canaria.

Dornbirn In Zukunft heißt es für Adriana Marksteiner „Vamos a la Gran Canaria“. Die Handballerin wechselt im Sommer vom SSV Dornbirn-Schoren zum aktuellen spanischen Titelträger Rocasa auf die kanarische Insel Gran Canaria. Wie es dazu kam und was die 20-jährige Fußacherin dort erwartet, erzählt sie im VN-Gespräch.

Wie ist es zum Profivertrag gekommen?

Meine ehemalige Trainerin beim SSV Schoren, Ausra Fridrikas, war selbst einmal Spielerin bei Rocasa und sprach mit mir über den Verein. Kurz danach wurde ein Probetraining vereinbart. Daraufhin reiste ich im Dezember eine Woche lang nach Gran Canaria, konnte überzeugen und durfte einen einjährigen Vertrag unterschreiben. Ab 1. August startet für mich die Zeit in Spanien.

Wie war es in Spanien?

Als ich angekommen bin, hat mich das Team sehr offen und herzlich empfangen. Obwohl meine Spanischkenntnisse nicht gerade die besten sind, und nur der Trainer und zwei Spielerinnen Englisch sprechen, haben wir versucht, mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Es ist ein großartiges Gefühl, so aufgenommen zu werden. Fünf Tage lang trainierte ich mit dem Team. Nach dieser Trainingswoche bin ich mit der Mannschaft zu einem Testturnier in St. Gallen gereist. Bei einem der drei Spiele kam ich sogar 25 Minuten zum Einsatz.

Wie unterscheidet sich der spanische vom österreichischen Handball?

In Spanien wird deutlich schneller und spritziger gespielt. Dem Trainer sind außerdem Würfe aufs Tor wichtig. Gleich zu Beginn motivierte er mich mit den Worten: „Hab Spaß und wirf so oft du kannst. Kümmere dich nicht um Fehlschüsse, mach immer weiter!“ Die Spielerinnen begeben sich sehr häufig in Eins-gegen-eins-Situationen und kämpfen sich wortwörtlich in Richtung Tor vor. Zudem ist mir aufgefallen, dass das Team aus vielen kleineren Spielerinnen besteht. Ich bin eine der Größten (lacht).

Bringt das Vorteile?

Es ist kein Nachteil, da sich gute Torchancen aus Rückraum-Würfen ergeben können. Tendenziell spielen die Spanierinnen aber lange Angriffe, bis sie zu einer hundertprozentigen Torgelegenheit kommen. Beim SSV Schoren kommt der Abschluss hingegen schnell.

Beim SSV Dornbirn-Schoren gab es zu Jahresbeginn einen Trainerwechsel. Was unterscheidet die beiden Teamchefs voneinander?

Ausra Fridrikas hat ihre Linie, ist Perfektionistin und achtet besonders auf Kleinigkeiten, die mir sonst nicht wirklich aufgefallen wären. Da musste jeder Schritt passen. Dennoch konnte ich als Spielerin viel von ihr lernen und wäre ohne sie nicht da, wo ich jetzt stehe. Ausra hat sich auf jede einzelne Spielerin fokussiert und forderte Konzentration und Ruhe im Training. Im Unterschied dazu achtet Nachfolger Roger Bertschinger auf die gesamte Team-Leistung und legt Wert auf lockere Stimmung während dem Trainieren.

Was wird sich künftig in der Mannschaft des SSV Schoren verändern?

Unser Kader wird sich sicher noch erweitern. Hin und wieder denke ich mir, es wäre fein, eine erfahrene Führungsspielerin zu haben. Eine, die Ruhe in das Team bringt, da wir als junge Mannschaft teils hektisch agieren. Das spüre ich auch bei mir selbst, sobald wir knapp vor dem Gewinnen oder Verlieren sind und das Ende vom Match naht. Da fehlt noch etwas die Erfahrung, aber ich lerne bei jedem Spiel dazu.

Nach dem Jahr bei Rocasa Gran Canaria besteht die Option auf Verlängerung. Rechnen Sie sich Chancen aus?

Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben. Athletisch gesehen möchte ich mich noch mehr ins Zeug legen. Die Chancen sind vorhanden, da sich der Kader verändert. Drei Stammspielerinnen beenden ihre Karriere. Allerdings muss ich das Vertrauen zum Trainer aufbauen. Bei einem derartigen Konkurrenzkampf muss ich mich zunächst durchboxen und beweisen.

Was erhoffen Sie sich vom Auslandsaufenthalt?

In erster Linie geht es mir darum, etwas Neues zu sehen und mein Potenzial im Ausland auszuschöpfen. Ich möchte die Sprache, Kultur und die Menschen kennenlernen, um zu sehen, ob es infrage kommt, in einem anderen Land zu leben. Im ersten halben Jahr werde ich mich speziell auf Handball konzentrieren und währenddessen einen Sprachkurs belegen. Neben dem Profisport ist mir ein Studium wichtig, da ich mich absichern möchte. Man weiß nie was passieren kann. Eine Handballkarriere ist auch mit Glück verbunden. Es ist noch alles offen.

Mit der österreichischen Nationalmannschaft geht es im Juni zur U-20-WM nach Rumänien. Was erwarten Sie sich?

Ich wünsche mir, dass wir unter die Top Acht kommen. Wenn alle 100 Prozent geben, steht dem Ziel nichts im Weg. Da Rumänien eine Handball-Hochburg ist, wird die Stimmung sicher cool. Ich freue mich schon auf die Zeit!

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