Alps Hockey League steht auf dem Prüfstand

Sport / 02.05.2020 • 18:45 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Alps Hockey League steht auf dem Prüfstand
Die Zukunft der Alps Hockey League ist aktuel mehr als ungewiss. STIPLOVSEK

Italiens Eishockeyliga-Chef wirft mögliche Aufspaltung der bestehenden Alps Hockey League in den Raum.

Bozen Das Coronavirus hat das Eishockey in eine tiefe Krise gestürzt – und zugleich für große Ungewissheit bei Verbänden, Vereinen, Spielern und Fans gesorgt. Auch Italiens Liga-Chef Marcello Cobelli tappt im SportNews-Gespräch im Dunkeln, legt dennoch Alternativen auf den Tisch und nimmt den italienischen Eissportverband (FISG) in die Pflicht. Der Lega Italiana Hockey Ghiaccio (LIHG), deren Vorsitz der Grödner Marcello Cobelli hat, gehören zurzeit sieben Vereine an, nämlich all jene, die an der Alps Hockey League teilnehmen. Ob es diese Liga auch in der kommenden Saison geben wird, steht in den Sternen. Faktoren, die einen geregelten Spielbetrieb behindern könnten, gibt es reichlich. „Öffnen die Grenzen, dürfen Zuschauer im Herbst wieder ins Stadion, können die Vereine die Krise finanziell überstehen?“, sorgt sich Cobelli. Um auf alle Szenarien vorbereitet zu sein, spiele die LIHG mögliche Alternativen durch.

„Öffnen die Grenzen, dürfen Zuschauer im Herbst wieder ins Stadion, können die Vereine die Krise finanziell überstehen?“

Marcello Cobelli, Italiens Liga-Chef

Drei Pläne

Konkret heißt das: Im „Plan A“ ist eine gewöhnliche AlpsHL festgeschrieben, wovon Cobelli in Anbetracht der Umstände allerdings nicht ausgeht. Eine Saison, die innerhalb der Landesgrenzen beginnt und später mit den österreichischen und slowenischen Teams weitergeführt wird, sieht der „Plan B“ vor. Den drastischsten Schritt enthält „Plan C“: Eine neugegründete Serie A im alten Stil. Für letztere Alternative hätten Varese und der HC Meran bereits ihr Interesse angemeldet, dieses sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, betont Cobelli. Mit einer endgültigen Entscheidung sei frühestens am 30. Juni zu rechnen. Um den Vereinen eine ausreichende Vorbereitung zu gewähren, schließt der 49-Jährige zudem nicht aus, dass die Saison erst am 1. Oktober beginnt. Und sollte es tatsächlich zu einer Serie A kommen, müsste zunächst ein neues Regelbuch geschaffen werden, das von der Legionärsanzahl bis zum Spielmodus reicht.

Nichtsdestotrotz sei die AlpsHL aufgrund der Situation der letzten Jahre die beste Variante. Jedenfalls sind die Vereine in diesen turbulenten Zeiten nicht auf sich allein gestellt, sondern werden vom Eissportverband finanziell unterstützt. „Die 1,3 Millionen Euro landen aber nicht direkt bei den Vereinen. Vielmehr profitieren sie, weil die FISG Schiedsrichterkosten, Anmeldungs- und Versicherungsgebühren übernimmt“, weiß Cobelli abschließend.

Vorarlberger Klubs bleiben (noch) ruhig

Michael Lampert, Geschäfstführer und Headcoach der VEU Feldkirch, blickt einer länderübergreifenden Meisterschaft skeptisch entgegen. <span class="copyright">LERCH</span>
Michael Lampert, Geschäfstführer und Headcoach der VEU Feldkirch, blickt einer länderübergreifenden Meisterschaft skeptisch entgegen. LERCH

Bei den Vertretern der Vorarlberger Klubs in der Alps Hockey League kommt aufgrund des Vorstoßes von Cobelli keine große Unruhe auf. Feldkirchs Michael Lampert, Lustenau-Boss Herbert Oberscheider und EC Bregenzerwald-Pressesprecher Mario Kleber wollen allesamt nicht großartig auf Entscheidungen vorgreifen. Am Dienstag kommt es zu einer Telefonkonferenz der österreichischen Vertreter der AHL, “dort werden alle Vereine erstmal ihre Meinungen zur Gesamtsituation abgeben,” erklärt VEU-Trainer Michael Lampert, dem aber dennoch bewusst ist, “dass die angesprochen Punkte von Cobelli große Themen für die Liga sein werden. Wir wissen alle, dass wir vor großen Problemen stehen, bin aber überzeugt, dass wir gemeinsam die besten Lösungen finden werden”. Lampert selbst ist von der AHL und der Form, in der sie praktiziert wird, überzeugt. “In den letzten Jahren hat es eine sportlich gute Entwicklung gegeben und das Niveau ist gut. Es wäre natürlich schön, würde es so weitergehen. Aber aktuell sehe ich einer länderübergreifenden Meisterschaft sehr skeptisch entgegen”.

“Aktuell sehe ich einer länderübergreifenden Meisterschaft sehr skeptisch entgegen”.

Michale Lampert, Trainer und Geschäftsführer VEU Feldkirch


Auch Lustenaus Boss Herbert Oberscheider will der Liga und deren Ideen nicht vorgreifen: “Wir schauen und warten darauf, was die Liga beschließt. Und ich bin überzeugt, man wird es vernünftig lösen – zum Wohl für alle,” so Oberscheider. Was er sich aber erhofft, sind klare Plansicherheit, mit der man an der Zukunft basteln kann. “Ich gehe davon aus, dass in den nächsten zwei Monaten die Welt schon wieder besser ausschaut.” Was den Lustenauer Eishockey-Macher aktuell trotz Coronakrise dementsprechend ruhig schlafen lässt, “ist der Umstand, dass der EHC Lustenau schuldenfrei ist”. Zum Thema länderübergreifende Liga, erklärt Oberscheider nur so viel, “dass eine nationale Liga durchaus einen größeren Wert mit sich bringen kann. Unter den aktuellen Umständen wohl sogar sehr.”

Beim EC Bregenzerwald sieht man aktuell vor allem die Ungewissheit als größtes Problem an. Die von Cobelli angesprochenen Themen sind auch ECB-Pressesprecher Mario Kleber bekannt, wobei er sich zusätzlich die große Frage stellt, “ob es für AHL-Klubs überhaupt Sinn macht, Spiele ohne Zuschauer auszutragen. Denn keiner hat einen TV-Vertrag oder ähnliches. Wir sind ja abhängig von den Zuschauereinnahmen”. Zudem sieht Kleber den Punkt der Reisebestimmungen als ganz großes Problem und steht dem Plan, zuerst eine nationale Liga zu spielen, ” und wenn es dann erlaubt ist, wieder in die länderübergreifende AHL einzusteigen. Aber aktuell ist es alles sehr schwer einzuschätzen”. Sportlich steht beim ECB dafür schon vieles bereit. Demnächst wird man mit den Trainings starten, “und wir planen auch, als ob es die AHL in der neuen Saison weitergibt. Der Grundstein der Mannschaft steht. Zwar fehlen noch der eine oder andere Ausländer, aber soweit haben wir unsere Aufgaben erledigt”.