Vom Cupsieg und viel Ungewissheit

Finale – das bedeutet unter normalen Umständen für die Anhängerschaft eines Vereins Ausnahmezustand. Doch in Zeiten der Pandemie ist alles anders. Was die Auswirkungen von Corona für die Fans der Austria bedeuten, teilten diese in einer Aussendung mit.
Lustenau Nach dem Einzug ins Endspiel des ÖFB-Cups befanden sich bei der Lustenauer Fanszene die Vorbereitungen in vollem Gange, im Vorfeld habe eine gewaltige Mobilisierung stattgefunden. Die Fanfahrt nach Klagenfurt, die Choreografie, Fanbekleidung und der Treffpunkt zum Marsch ins Stadion wurden geplant. Doch nach und nach wurde klar, dass sämtliche Bemühungen umsonst waren, die Partie gegen Salzburg wurde zum Geisterspiel deklariert. Besonders nach dem Rücktritt von Hubert Nagel und dem dadurch entstandenen Wirbel im Verein sollte das morgige Finale den langersehnten Erfolg für die grün-weiße Fanszene darstellen. Umso bitterer, dass dieses nun ohne Zuschauer stattfinden muss.
Rettung oder Genickbruch
Die Auswirkungen der Coronapandemie werden von der Fanszene, aus rein pragmatischer Sicht, aber zwiegespalten gesehen. Einerseits habe sich die Corona-Kurzarbeit bei ihrem Klub „positiv auf die Liquidität ausgewirkt“. Auch die gelockerten Anforderungen bei der Lizenzvergabe wurden positiv zur Kenntnis genommen. Andererseits scheint aber der bereits sichergeglaubte Ausbau des Reichshofstadions zu wackeln, dieses profitierte vom leichteren Lizenzverfahren aufgrund seiner Mängel zweifelsohne. Besondere Kritik äußert die „Nordtribüne Lustenau“ – wie bereits in einer gemeinsamen Unterzeichnung vieler österreichischer Fangruppierungen Ende April – erneut an der Fortführung der Liga. Die dadurch entstehenden Kosten würden die Budgets der Klubs bei gleichbleibenden Einnahmen nur mehr zusätzlich belasten, eine neue Saison ohne Zuschauer stelle überhaupt keine Option dar. Dies würde – wie auch die fehlende Aussicht auf ein zeitnah ausgebautes Stadion – nur dazu beitragen, dass von der Krise betroffene Sponsoren ihre Verträge nicht mehr verlängern, lautet die Sorge. Die Pläne, nur eine geringe Anzahl an Personen ins Stadion zu lassen – Gesundheitsminister Anschober kündigte bereits Gespräche darüber an – werden ebenso stark kritisiert. Denn im Fußball, der eine gesellschaftliche Verantwortung erfüllen müsse, dürfe keine „Privilegierung von bestimmten Personengruppen“ stattfinden.
Die Aussendung im Wortlaut
Durch die Krise seien die Versäumnisse in der 2. Liga ganz klar zum Vorschein gekommen, mit „Nachhaltigkeit“ habe das System nichts zu tun. Die Attraktivität der Liga sei – insbesondere auch durch die Ligareform seit 2018 – nicht gegeben, stattdessen leide man unter einer starken Abhängigkeit von Sponsoren und den TV-Partnern: der zerstückelte Spieltag mit der allseits unbeliebten Anstoßzeit um 10:30 Uhr wird etwa schon länger kritisiert. Die Liga sei auf dem besten Weg „sich zu kannibalisieren“. Der Cupsieg könnte das Blatt aus Lustenauer Sicht noch zum Besseren wenden, obgleich sich alle bewusst sind, wie schwer das Unterfangen werden wird. Dennoch, die Hoffnung ist da, denn: „Gerade in Zeiten wie diesen wäre das ein Sieg des ehrlichen Fußballs über das Kommerzprodukt“ – ein klarer Wink in Richtung der Salzburger Red-Bull-Niederlassung.
Die Zukunft im Blick
In den Reihen der „Nordtribüne Lustenau“ blickt man schon freudig auf das Wiedersehen im Stadion. In Zukunft wolle man nicht mehr über weniger interessante Gegner jammern, sondern einfach die Mannschaft im Stadion zum Sieg peitschen und versuchen, sich „über das Vermummungsgebot statt -verbot zu ‚freuen‘“. Die gute Kooperation mit dem Verein solle beibehalten werden, insbesondere der Nachwuchsbereich soll verstärkt unterstützt werden. „Wir sind überzeugt, dass wir als Szene gestärkt aus der Zwangspause gehen werden“, lautet der allgemeine Tenor der Grün-Weißen. FB