Das bedeutet die Schaltung der Corona-Ampel für Vorarlbergs Sport

Sport / 16.09.2020 • 16:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Das bedeutet die Schaltung der Corona-Ampel für Vorarlbergs Sport
Auch in der VN.at-Eliteliga mussten wegen Covid-19 einige Partien abgesagt werden, nun wurden neue Empfehlungen für Maßnahmen im Sport herausgegeben. VN/SAMS

Empfehlungen der Landesregierung für Kontaktsportarten von Dienstagmittag wurden am Dienstagabend wieder überarbeitet.

Schwarzach Die steigenden Covid-19-Neuinfektionen machen auch vor dem Sport nicht Halt. Was wir nach einer weiteren Sitzung der „Ampel-Kommission“ wissen: Die Farbe der Corona-Ampel wird in den Bezirken Bregenz und Feldkirch auf gelb, in Dornbirn und Bludenz auf orange gestellt. Unklar sind weitgehend die Folgen, zumal die Landesregierung in Person von Sport- und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher noch gestern Abend die zuvor ausgesprochene Empfehlung änderte und „grünes Licht“ für Fußball in allen Bezirken gab. Dabei hatte der Fußballverband aufgrund der ersten Empfehlungen vorsorglich die Dienstagabend-Spiele von Hatlerdorf gegen Koblach bzw des FC Lustenau 1b gegen Satteins abgesagt.

„Wir werden die Empfehlungen der Landesregierung umsetzen“, hatte zuvor VFV-Präsident Dr. Horst Lumper Klartext gesprochen. Denn in Sachen Gesundheit wolle er, so der 59-Jährige, kein Risiko eingehen. Deshalb wird im Verband heute Vormittag der Krisenstab tagen und danach die Vereine informieren. Zumal auch klar definiert werden müsse, für welchen Zeitraum eine Ampelfärbung gilt. Zu hören war, dass es sich um zumindest zwei Wochen handeln soll.

“Wir werden die Empfehlungen der Landesregierung umsetzen. In Sachen Gesundheit will ich kein Risiko eingehen.”

Horst Lumper – Präsident, Vorarlberger Fußballverband

Im Sportbereich war am Dienstag großes Rätseln angesagt. Die Empfehlungen des Landes lauten bei Gelb: Bei Sportveranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen unter Dach sind maximal 250 Personen erlaubt, der Gastronomiebetrieb wird eingestellt. Ohne zugewiesene Sitzplätze dürfen nur 25 Menschen kommen. Unter freiem Himmel sind 500 Personen mit oder 50 Personen ohne zugewiesene Sitzplätze erlaubt. Bei Sportarten mit Körperkontakt sind zudem konstante Trainingsgruppen inklusive Anwesenheitslisten nötig, Wettkämpfe dürfen nur in geschlossenen Gruppen abgehalten werden.

Bei Orange hieß es zunächst: „Keine Ausübung von Sportarten und Freizeitaktivitäten, bei deren sportartspezifischer Ausübung es zu Körperkontakt kommt (Spitzensport).“ Am Abend hat die Landesregierung in Absprache mit der Bundesliga die Empfehlung überarbeitet, wie Sport- und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher auf VN-Anfrage bestätigt. „Training und Wettkämpfe im Mannschaftssport sind möglich, sofern der Körperkontakt insgesamt nicht länger als 15 Minuten dauert.“ Mediziner hätten bestätigt, dass Ansteckungen nicht bei Fußballspielen passieren sondern danach in der Kabine oder beim gemeinsamen Biertrinken. „Diese Dinge können mit einem Hygienekonzept geregelt werden“, ist Rüscher überzeugt. „Das gilt für den  Amateurbereich und den Profibereich.“

Ab 750 Besuchern werden Empfehlungen zur Pflicht

Was bedeutet das in der Praxis? Die Bezirkshauptmannschaft (BH) orientiert sich an der Lockerungsverordnung des Bundes. Das bedeutet, Veranstaltungen im Freiluftbereich ab 750 Personen müssen genehmigt werden. In diese Genehmigungen schreibt die BH die Empfehlungen des Landes zur Ampelfarbe fest, womit sie verpflichtend werden. Daraus folgt: Möchte der FC Dornbirn um ein Heimspiel mit mehr als 750 Zuschauern ansuchen, erhält er die Auflagen, nur 500 Zuschauer ohne Gastronomiebetrieb zuzulassen. Werden weniger Zuschauer in die Birkenwiese gelassen, braucht es keine Bewilligung. Dann behalten die Orange-Einschränkungen lediglich Empfehlungs-Charakter. Dazu gehört auch das Führen einer Anwesenheitsliste, keine Vermischung der Gruppen und so weiter. „Wir können nur an die Vernunft appellieren“, betont Dornbirns Bezirkshauptmann Helgar Wurzer. Landesrätin Rüscher schlägt in dieselbe Kerbe: „Es sind zwar nur Empfehlungen, aber wir appellieren, sich daran zu halten.“

“Training und Wettkämpfe im Mannschaftssport sind möglich.”

Martina Rüscher – Sport- und Gesundheitslandesrätin

Für andere Sportarten wie den Ringsport hat die Landesrätin schlechte Nachrichten. „Fußballspiele wären mit der vorherigen Empfehlung nicht möglich gewesen. Das funktioniert nun. Anders sieht es zum Beispiel beim Ringen aus. Dort befindet man sich längere Zeit auf der Matte und hat ständig Körperkontakt.“

Zweitligavereine reagieren

Bei der Lustenauer Austria nimmt man die aktuelle Entwicklung mit Sorge zur Kenntnis. Angesprochen auf mögliche kommende Heimspiele, meint Vorstandssprecher Bernd Bösch (59): „Wir müssen sehen, dass wir wenigstens das Gros der bisherigen Saisonkartenbesitzer ins Stadion lassen dürfen und appellieren dabei auch an ein wohlwollendes Agieren der Behörden.“ Bösch hofft in der derzeitigen Situation auf mindestens 700 zugelassene Zuschauer bei den Austria-Heimspielen. Außerdem “werden die Spieler ja regelmäßig getestet. Da sollte ein Spielbetrieb weiterhin möglich sein.”

Der FC Dornbirn hat bereits reagiert. 72 Stunden vor der Heimpremiere am Freitag um 18.30 Uhr gegen Austria Klagenfurt sind die Dornbirner mit einer orangen Ampel konfrontiert. Damit das Spiel stattfinden kann, werden deshalb nur 500 Besucher in die Birkenwiese gelassen. Es wird keinen Kartenvorverkauf geben. An der Hauptkassa vor dem Stadion, die ab 17 Uhr geöffnet ist, liegen nur 350 Eintrittskarten für die Besucher auf. Vom Eingang bis zum nummerierten Sitzplatz muss ein Mund- und Nasen-Schutz getragen werden. „Es ist für unseren Traditionsverein ein weiterer Rückschlag und wird sich auch aus finanzieller Sicht negativ auswirken“, bedauert FC-Geschäftsführer Andreas Genser. 

VFV plädiert für Flexibilität

Nicht stattfinden kann hingegen die ÖFB-Cup-Partie des VN.at-Eliteliga-Vereins VfB Hohenems in Schwaz, die ursprünglich für Mittwochabend angesetzt war, nachdem bei den Vorarlbergern abermals positive Covid-19-Tests auftraten. VfB-Obmann Harald Achenrainer betonte in einer Aussendung, „dass alle vorgeschriebenen Präventions- und Hygienemaßnahmen eingehalten wurden. Um nach der ersten Quarantänephase vom 27. August bis 8. September mit höchstmöglicher Sicherheit am ÖFB-Cup teilnehmen zu können, wurde eigens für die Kampfmannschaft ein verschärftes Präventionskonzept erstellt und umgesetzt.” Vorerst hat der Fußballbund die Partie aber erneut verschoben.

Alle Maßnahmen treffen natürlich auch den Unterhausfußball, wie VFV-Sportdirektor Andreas Kopf weiß – sitzen doch auch 16 Vereine in einer “orangen Region”. Für Kopf sei es zum aktuellen Zeitpunkt noch zu früh, „die Flinte ins Korn zu werfen”. Und weiter: “Wir müssen uns sehr stark um flexible Lösungen bemühen.” Er sei sich jedoch sicher, „dass wir sehr verantwortungsvoll die Weisungen der Behörden zur Kenntnis nehmen”. Christian Adam, Klaus Hämmerle, Thomas Knobel, Michael Prock, Maximilian Werner

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