Marc Girardelli in Zürs: “Eine Parallelrennstrecke zum Zungenschnalzen”

Sport / 24.11.2020 • 22:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Marc Girardelli in Zürs: "Eine Parallelrennstrecke zum Zungenschnalzen"
Marc Girardelli zieht ein paar Schwünge auf der Zürser Weltcupstrecke. Sein Urteil über die Piste fällt hervorragend aus. VN/LERCH

Der frühere Skichampion Marc Girardelli prüft die Weltcuppiste in Zürs. Seine Note: Sehr gut

Zürs Marc Girardelli (57) erkennt schon beim Hinaufgleiten mit dem Lift: “Dieser Hang ist zum Zungenschnalzen. Er ist gut einsehbar, hat die notwendige Steilheit, lässige Übergänge. Das gehört bei einem Parallelbewerb dazu.” Kaum oben, kann es der fünffache Gesamtweltcupsieger kaum erwarten, die Strecke zu testen, schwingt gefühlvoll nach unten, um ja nicht die Pistenarbeiter zu stören. Im Ziel sieht sich Girardelli in seinem Urteil nicht nur bestätigt, sondern legt bei seinem Lob noch eins drauf. “Die Piste ist wunderbar zu fahren. Es fühlt sich an wie auf einem Teppich. Vor allem ist der Hang sehr gleichmäßig präpariert. Ich denke, es dürften im Parallelbewerb beide Kurse in etwa die gleichen Chancen bieten. Man kriegt richtig Lust aufs Skifahren, wenn man hier herunterfährt.”

Die Hubschrauber hatten am Dienstag in Zürs die Lufthoheit. Unzählige Frachten wurden zum Startgelände transportiert. <span class="copyright">VN/Lerch</span>
Die Hubschrauber hatten am Dienstag in Zürs die Lufthoheit. Unzählige Frachten wurden zum Startgelände transportiert. VN/Lerch

Feuchtkugeltemperatur

Die Skilegende lässt den Blick rund um die nur leicht angezuckerte Bergwelt streifen und fixiert erneut den Hang. “Es war nicht leicht, den so gut zu beschneien. Da muss man schon wissen, wie man es anlegt. Das haben die Veranstalter wohl gewusst. Es braucht hier nämlich eine perfekte Einstellung der Schneekanonen, um eine sogenannte Feuchtkugeltemperatur zu erreichen, damit der Schnee eine maximale Konsistenz hat. Erst wenn sich die Schneekristalle verzahnen, kann man diese Kompaktheit erreichen”, geht Girardelli ins Detail.

Michael Huber hatte am Dienstag alle Hände voll zu tun, doch der Aufwand lohnt sich. Zürs sollte am Donnerstag perfekte Weltcuprennen erleben.  <span class="copyright">VN/Lerch</span>
Michael Huber hatte am Dienstag alle Hände voll zu tun, doch der Aufwand lohnt sich. Zürs sollte am Donnerstag perfekte Weltcuprennen erleben. VN/Lerch

Die Veranstalter hören solche Worte gerne. Obwohl es für Rennleiter Michael Huber (31) und seinem Team, das in der Vorbereitung aus ungefähr 60 Personen besteht, noch einiges zu tun gibt. Der Arbeitsschwerpunkt am Dienstag: Die Piste wird vereist.” Das machen wir mit Balkeninjektionen. Wir spritzen alle zehn Meter auf 24 Metern Breite mit 30 Bar Druck Wasser in die Piste”, erklärt der Rennleiter und rutscht anschließend auf Skiern an den Ort des Geschehens, um die Arbeiten zu inspizieren.

Die Hubschrauber fliegen

Immer wieder erschweren laut knatternde Hubschrauberrotorblätter die Kommunikation. Circa 30 Fuhren Material fliegen die Hubschrauber am Dienstag zum Startgelände, in dem sich ein gutes Dutzend Helfer zu schaffen macht. Gearbeitet wird am Startgebäude und an den Vorrichtungen für die Fernsehübertragung. “Wir müssen noch die Sicherheitszäune aufstellen und die Masten absichern”, erklärt Michael Huber. Bis auf wenige Handgriffe soll die Strecke bereits am Abend in nahezu rennfertigem und übertragungsbereitem Zustand sein. Die Natur muss dann ihr Übriges erledigen. Soll heißen: Kalte Nächte müssen das Werk vollenden.

Andi Krönner ist für den Zielbereich zuständig. Es muss alles genau geregelt sein, vor allem in Corona-Zeiten.
Andi Krönner ist für den Zielbereich zuständig. Es muss alles genau geregelt sein, vor allem in Corona-Zeiten.

Rummel damals, Ruhe heute

“Es sieht nach einer Punktlandung bei der Vorbereitung aus”, gibt sich der Rennleiter optimistisch und erntet dabei ein zustimmendes Nicken einiger Mitarbeiter. Auch OK-Chef und Neobürgermeister Stefan Jochum sind bereits vorbeigekommen, um sich kurz über den Stand der Vorbereitungen zu informieren. “Ich rede hier den Spezialisten sicher nicht drein”, meint Jochum fast beschwichtigend und tauscht sich kurz mit Marc Girardelli aus. Der erinnert sich an seinen Auftritt bei den zwei Slaloms in Lech vor 26 Jahren. “Tomba gewann damals beide Rennen. Ich habe in einem der Slaloms eine Laufbestzeit hinbekommen.” Während es damals großen Rummel um die Skistars in der Talstation Schlegelkopf gab, werden die zwei Parallelbewerbe in der Flexenarena coronabedingt zu Geisterrennen. Der Tross wird am Mittwoch im Nobelskiort erwartet und unter Einhaltung strenger Sicherheitsauflagen einquartiert. Die Läufer erwartet am Donnerstag ein gespenstisch einsames Ereignis – aber immerhin bei besten äußeren Bedingungen.

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