„Der Prozess läuft immer noch“

470er-Segler Bargehr/Mähr bereit für finalen Angriff auf das Olympiaticket.
Primosten „Leichter Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad – richtig cooles Segelwetter. Wir haben hier nahezu perfekten Bedinungen, konstant viel Wind und hohe Welle. In Summe ideale Voraussetzungen“, strahlt Lukas Mähr. Nach dem Trainingsblock im September vor Santander an der iberischen Halbinsel und einigen Tagen in der Heimat haben Steuermann David Bargehr und Vorschoter Lukas Mähr ihr Homebase an die kroatische Adriaküste verlegt. Seit gut zwei Wochen bereitet sich Österreichs Paradeduo in der olympischen 470er-Bootsklasse unter der Regie von Verbandstrainer Mate Arapov in Primosten, ein Fischerdorf rund 60 km nördlich von Split, für die kommende Saison vor. „Bis Weihnachten werden wir hier bleiben. Ein Hin- und Herfliegen ist aufgrund der Strapazen und des Lockdowns in Österreich nicht sinnvoll“, erklärt Mähr.
Im Oktober Vater geworden
Dabei hätte gerade der 30-jährige Bregenzer einen sehr überzeugenden Grund dafür. Am 18. Oktober wurde er erstmals Vater. „Das ist das harte Los eines Profisportlers. Natürlich wäre ich gerne zu Hause bei Mama Christine und Sohn Jonathan Anton. Doch unser großes sportliches Ziel ist noch nicht erreicht. Unsere persönliche Olympia-Kampagne in Tokio ist noch nicht erfüllt. Der Prozess läuft nach der coronabedingten Zwangspause wieder und wir werden alles dafür tun, damit wir beim Restart möglichst optimal vorbereitet sind.“
Nach einem Jahr ohne einzige Regatta wollen die beiden HLSZ-Sportsoldaten bei der kommenden März geplanten Weltmeisterschaft in Vilamoura an der portugiesischen Algarve die finale Chance nützen und sich einen Startplatz für die Sommerspiele in Tokio 2021 holen. „Es gibt allerdings noch einige Fragezeichen, kein Mensch weiß, ob der Termin wirklich haltet. Aber es ist nach der wettkampflosen Saison zumindest ein Anhaltspunkt, auf den wir unsere Pläne ausrichten können“, so Steuermann Bargehr.
Lange Tage am Wasser
Die Tage am Wasser sind für das YC-Bregenz-Gespann, trotz der wenigen Sonnenstunden, extrem lange, bestätigt der 30-jährige Mähr: „Wir arbeiten so produktiv wie es geht jede Sekunde, egal ob auf dem Wasser oder an Land, zu nützen. Der Fokus liegt einerseits am Boots-Speed, dort wolle man „schneller und besser werden als die Konkurrenten“, so Bargehr. „Dieser Prozess wird bis zur entscheidenden Qualifikationsregatta nicht enden.“ Parallel dazu wird in Kroatien auch viel am Material getestet und am perfekten Set-Up gefeilt: „Da im Sommer der Equipment-Container aus Japan nach Österreich überstellt wurde, haben wir nun unser Topboot zur Verfügung und können damit auch die Olympia-Qualifikation bestreiten.“
Nach einer Weihnachtspause in der Heimat reist das auf Rang 19 in der Weltrangliste liegende Duo Anfang Jänner nach Portugal, wo sie bis Ende Februar bleiben werden und möglicherweise direkt zum ersten Wettkampf weiterziehen wollen. „Das fehlende Wettkampffeeling zehrt natürlich an der Substanz. Obwohl man es versucht, ist es fast unmöglich, immer im Stand-by-Modus zu agieren. Zum Glück sorgt der große sportliche Traum dafür, dass der Adrenalinspiegel konstant hoch bleibt“, so Mähr.